Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
liefen.
    Es war eine ungeordnete Flucht. Als die schwarze Woge den Hügel heraufschwappte, brach Panik aus. Voraus bemerkte Kell den Staub, den die Kavallerie aufwarf, und sie hörte einige Rufe. Auch die Tsardonier gaben ihre Positionen auf und flohen ebenfalls.
    Rechts von Kell stieg über dem Abhang eine braune und schwarze Wolke auf. Hin und wieder waren weitere dumpfe Explosionen zu hören, und abermals flogen Trümmer empor. Inmitten der schreienden Menschen rannte sie weiter. Immer wieder brachen die entsetzten Rufe abrupt ab, und immer weiter griff die Panik um sich. Soldaten der Konkordanz und aus Tsard rannten nebeneinander, Verbündete in der Furcht.
    Die Schwärze breitete sich rasch aus, jetzt konnte Kell es deutlich erkennen. Sie fraß den Boden und kletterte auch die Bäume hinauf. Baumstämme bogen sich, Äste zitterten, Holz brach, und der Saft, die Rinde und die Blätter schossen in den Himmel hinauf. Es stank nach Verwesung. Unten rannten verzweifelt die tsardonischen Krieger, um dieser schwarzen Woge zu entkommen. Als sie einige Männer erreichte, konnte Kell beobachten, wie diese unheimliche Schwärze an den Körpern emporstieg, als hätte sie Tentakel. Sie packte die Männer und zog sie hinab, und ihre Schreie brachen ab. Ein unterirdisches Grollen ertönte, Kell spürte das Beben in den Beinen.
    Sie keuchte schwer. Es war nicht nötig, die anderen anzutreiben. Wer dies beobachtet hatte, brauchte keinen Befehl zur Flucht. Schneller und schneller breitete sich die schwarze Woge aus und zog vor der Felswand entlang zur Straße, die glücklicherweise unberührt blieb. Was Gorian auch getan hatte, es erfasste nur Lebewesen.
    Die Bärenkrallen und Tsardonier wandten sich gemeinsam nach links und verschwanden hinter den Felsen. Mit jedem, der es geschafft hatte, stieg Keils Genugtuung eine Spur. Doch ringsum explodierten Gräser und Blumen, und ganz in der Nähe krachten gespaltene Baumstämme. Viel zu viele Männer wurden binnen weniger Augenblicke getötet, als die schreckliche kranke Wolke sie erfasste.
    Sie warf noch einen Blick zurück und wünschte sofort, sie hätte es unterlassen. Männer und Frauen kämpften darum, als Erste auf den Felsenpfad zu gelangen. Sie reagierten wie eine Meute von Tieren, sie kratzten, zerrten und bissen, um zu überleben und vor denen zu fliehen, die im Morgengrauen noch ihre Freunde gewesen waren. Schließlich prallte die schwarze Woge und die Wolke aus Sporen gegen die Felswand, und auf einen Schlag fanden viele Menschen den Tod.
    Kell holte tief Luft und eilte weiter. Sie durfte nicht stolpern, denn das hätte ihren sicheren Tod bedeutet. Die Woge dröhnte in ihren Ohren und zischte in ihrem Kopf. Immer näher kam die Gefahr, und Kell verlangte ihren schmerzenden Beinen das Letzte ab. Sie schrie vor Anstrengung. Noch zwanzig Schritte. Die schwarze brodelnde Masse holte sich weitere Opfer, zerstörte den Hügel und fraß alles, was ihr in den Weg kam.
    Noch zehn Schritte. Die Welle lief an der Straße entlang, der üble Gestank stieg ihr in die Nase und brannte in den Augen und im Hals. Sie durfte nicht anhalten. Noch fünf Schritte. Die Woge würde sie gleich einholen. Noch zwei Schritte, dann sprang sie und stürzte sich förmlich auf die Straße. Direkt unter ihr brandete die Woge gegen den nackten Fels und schwappte zurück. Sporen und Staub stiegen auf, Kell hielt den Atem an und landete mit den Händen zuerst im Kies auf der Straße. Sie rollte sich ab und rutschte noch ein Stück, ihr Mantel zerriss, und ihre Rüstung kratzte über die harte Oberfläche.
    Dann sprang sie sofort wieder auf und drehte sich um. Die Woge ebbte ab, doch der Gestank von Fäulnis, Krankheit und Tod hielt sich. Es war zu viel für sie, sie drehte sich um und erbrach sich mitten auf der Straße. Ihr Herz schlug so heftig, dass sie fast fürchtete, es könnte ihr gleich in der Brust zerspringen. Vor Anstrengung und Furcht zitterte sie am ganzen Körper. Ihr schossen die Tränen in die Augen, ihr ganzes Gesicht war von dem schwarzen Dreck verklebt. Sie hustete und spuckte und sah sich abermals um.
    Der ganze Hügel war zerstört. Einige abgebrochene, zersplitterte Baumstämme standen noch. Das Gras war völlig verschwunden. Nichts rührte sich mehr. Kein Geräusch war zu hören. Aber so würde es nicht lange bleiben. Sie wich zurück. In der Nähe standen noch andere auf der Straße und starrten hinüber, Bärenkrallen und Tsardonier gemeinsam; jeder Gedanke an Kampf war

Weitere Kostenlose Bücher