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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Weg.«
    Jhered war hinter Mirron getreten und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
    »Ihr stimmt ihm alle zu, was?«
    Früher hätte sie geweint, jetzt empfand sie vor allem Enttäuschung. Arducius erkannte es in ihren Energien.
    »Siehst du denn eine andere Möglichkeit?«, fragte er.
    »Ja«, sagte sie. »Wir können ihn fangen und vor Gericht stellen, wie es in der Konkordanz üblich ist. Wenn er schuldig ist, muss er sterben. Wenn nicht, ist er frei.«
    »Wir wissen bereits, dass er schuldig ist«, wandte Ossacer ein.
    »Wirklich?«, sagte Mirron. »Wie klug bist du doch, dass du seine Schuld allein nach dem Hörensagen und einem einzigen Zeugen bemessen kannst.«
    »Er hat Appros Menas ermordet und dich vergewaltigt«, fauchte Ossacer. »Was brauchen wir noch?«
    »Das war vor zehn Jahren.« Mirrons Stimme wurde etwas schrill.
    »Das ändert nichts«, entgegnete Ossacer. »Nur dank unserer fehlgeleiteten Loyalität blieb er am Leben. Diesen Fehler dürfen wir nicht noch einmal begehen.«
    »Und was sage ich meinem Sohn, wenn er nach seinem Vater fragt? Dass wir Gorian gefunden und getötet haben, und dass eines der Verbrechen, für die wir ihn verurteilt haben, zu Kessians Geburt führte?«
    »Mirron, wir lieben deinen Sohn«, sagte Arducius. »Aber wir haben lange keinen Gedanken mehr daran verschwendet, dass Gorian sein Vater ist. Im Übrigen ist Kessian den Regeln des Aufstiegs unterworfen. Du wirst ihm nie sagen, wer sein Vater ist. So war es schon immer.«
    »Das habe ich nie verstanden«, sagte Mirron. »Was kann es schon schaden?«
    »Ach, komm schon, Mirron. Die Frühgeschichte des Aufstiegs ist voller junger Begabter, die durch die Hände ihrer Väter starben. Deshalb trafen wir die Entscheidung, die Väter nicht wissen zu lassen, wer ihre Kinder sind.«
    »Mirron«, sagte Herine, »viele Männer fürchten das, was sie erschaffen. Bedenkt, dass diese Männer ansehen müssen, wie ihre Kinder erreichen, was ihnen selbst verwehrt blieb.«
    »Es spielt keine Rolle, ob es gerecht ist oder nicht«, sagte Arducius. »Wir müssen nur wissen, dass es keine Todesfälle mehr gab, nachdem die Regel eingeführt wurde. Die Väter müssen sich damit abfinden, die Kinder müssen es verstehen. Wir haben es alle verstanden. Ossie und ich wissen auch nicht, wer unsere Kinder sind. Es tut weh, aber wir verstehen es. Deshalb lehren wir auch nicht in der Linie, der unsere Kinder möglicherweise angehören. Wir wissen nicht, ob sie eine Begabung haben und im Klassenzimmer sitzen, oder ob sie keine Talente haben und nach Westfallen zurückkehren. Kessian darf nicht anders behandelt werden.«
    »Schon gut, schon gut.« Mirron hob beide Hände. »Es ändert nichts daran, dass wir etwas planen, das grundfalsch ist.«
    »Zeigt uns eine Lösung auf, die nicht damit einhergeht, diese Bedrohung in meine Stadt zu bringen, und ich denke darüber nach«, sagte Herine. »Bis dahin schließe ich mich der Mehrheit an. Paul, es tut mir leid, aber ich glaube, ich kann dich noch nicht in den Ruhestand entlassen. Ich brauche bei dieser Jagd die Augen und Ohren aller Leviumkrieger. Es gibt für diese Aufgabe niemanden, dem ich mehr vertraue als dir.«
    Jhered hörte nicht mehr zu.
    »Was ist los, Harban?«, fragte er.
    Arducius drehte sich zu dem Karku um, der seinerseits Mirron anstarrte. Er hatte die Augen aufgerissen, und das Zittern war wieder da, erfasste jetzt aber mehr als nur seine Hände.
    »Hat Gorian wirklich einen Sohn? Deinen Sohn?«, quetschte er heraus.
    Mirron nickte.
    »Dann muss auch er vernichtet werden«, sagte Harban.
    Eisige Stille folgte darauf.
    »Wenn du ihm auch nur ein Härchen krümmst, werde ich deinen Schädel schmelzen«, sagte Mirron.
    Arducius zuckte zusammen, und Ossacer keuchte, als er die Wucht ihrer Wut in den Energiebahnen spürte.
    »Er darf nicht mit Gorian zusammenkommen. Er darf nicht erwachsen werden«, sagte Harban. Die Verzweiflung angesichts der schrecklichen Gewissheit trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. »Die Prophezeiung …«
    Inzwischen schrien alle wild durcheinander. Die Aufgestiegenen waren aufgesprungen. Harban beharrte darauf, die Wahrheit zu sagen. Nur Herine war sitzen geblieben.
    »Ruhe!«
    Jhereds Stimme donnerte zwischen den Wänden und ließ jeden im Raum innehalten.
    »Ich fühle mich, als wäre ich zehn Jahre zurückgesprungen«, fuhr er fort. »Und das in Gegenwart meiner Advokatin. Ihr müsst euch besser beherrschen. Habt ihr das verstanden?«
    Schweigen. Nicken.
    »Mirron,

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