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Die Dunkle Erinnerung

Die Dunkle Erinnerung

Titel: Die Dunkle Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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sein Gesicht ein.
    Als die Kinder zurück zum Spielplatz stürmten, behielt Erin den Mann im Auge und warf zweimal einen raschen Blick auf ihn, während er die Kühlbottiche zuklappte und sich zur Weiterfahrt rüstete. Erin gab einem der Kinder auf der Schaukel einen leichten Schubs und lächelte der Mutter zu, die ihr Krabbelkind auf eine Wippe in Form einer Ente gesetzt hatte. Noch ein rascher Blick über die Schulter, ein leichter Schubs, dann trat sie von den Schaukeln zurück.
    Der Mann ging den Weg hinunter in Richtung Picknickwiese. Das Glöckchen bimmelte hell.
    Erin folgte ihm und schlängelte sich zwischen den Kindern hindurch, die von einem Spielgerät zum anderen rannten. Sie hatte gerade den Rand des Spielplatzes erreicht und musste nur noch den schmalen Grasstreifen zum Gehweg überqueren, als …
    »Miss Baker!«
    Erschrocken wandte sie sich um, als sie die Kinderstimme vernahm.
    »Guck mal, Mama, da ist Janies Tante!« Ein kleines Mädchen, das Erin bekannt vorkam, rannte auf sie zu. Ihr folgte eine Frau ungefähr in Erins Alter. »Ich bin's, Miss Baker! Alice!«
    Nun wusste Erin wieder, wer das kleine Mädchen war. Vor einer Woche hatte sie Janie von einem Kindergeburtstag abgeholt und die kleine Alice mitgenommen.
    »Hallo, Alice«, sagte Erin und schaute ein letztes Mal dem Eiskremkarren nach, der sich immer weiter entfernte.
    »Das ist meine Mom«, sagte Alice und zerrte am Ärmel der Frau.
    Erin wäre dem Mann, der eben um eine Wegbiegung verschwand, am liebsten gefolgt, doch was hätte sie sagen sollen? Entschuldigung, aber ich habe diesen Eisverkäufer schon mal gesehen und möchte ihm folgen; vielleicht finde ich heraus, wo das war. Das hörte sich verrückt an.
    Daher zwang Erin sich zu einem Lächeln und versuchte, auf Alice und ihre Mutter einzugehen. »Hi. Ich bin Janies Tante Erin.«
    Die Frau lächelte. »Ich weiß. Sagen Sie bitte Rose zu mir. Danke, dass Sie letzte Woche Alice mitgenommen haben. Mein Wagen hatte sich wirklich den falschen Tag für einen Platten ausgesucht.«
    »Gibt's dafür jemals einen richtigen Tag?«
    »Da sagen Sie was.«
    »Wo ist Janie?«, rief Alice und zerrte an Erins Hand.
    »Zu Hause. Ich bin gerade gejoggt.«
    Alice sah bitter enttäuscht aus. »Können Sie Janie nicht holen?«
    »Alice«, schaltete sich die Mutter mit mildem Vorwurf ein. »Ich bin sicher, dass Erin etwas anderes zu tun hat.«
    Erin grinste. Sie war froh, dass Janie in ihrer neuen Heimat Freunde gefunden hatte. »Ist schon okay, Rose.« Dann fiel ihr etwas ein. »Weißt du, Alice, ich gehe heute mit Janie in den Zoo. Möchtest du mitkommen?«
    Alice strahlte und wandte sich an ihre Mutter. »Darf ich, Mama?«
    »Ich weiß nicht recht, Liebes …«
    »Oooch, bitte!«
    Erin sprang in die Bresche. »Es macht überhaupt keine Umstände, Rose. Und Janie hat viel mehr Spaß, wenn eine Freundin dabei ist. Ich übrigens auch.«
    Wieder lächelte die Frau. »Also gut, warum nicht. Aber Sie müssen versprechen, dass ich mich mal revanchieren darf und Janie mitnehme.«
    »Abgemacht«, erwiderte Erin.
    »Juchhu!« Alice machte einen Luftsprung und klatschte in die Hände.
    »Wir wollten gegen elf los. Wie wär's, wenn wir kurz vorbeischauen und Alice mitnehmen?«
    »Klingt gut.« Rose nahm ihre Tochter an die Hand und drückte sie auffordernd. »Okay, Alice, dann sollten wir jetzt besser nach Hause und dich ausgehfertig machen.«
    »Eins hätte ich gern noch gewusst«, sagte Erin und hielt die beiden auf. »Haben Sie zufällig den Eismann mitbekommen?«
    »Ja, er war heute ein bisschen früh.«
    »Also kommt er immer hierher?«
    »Das ja, aber diesen Mann habe ich heute zum ersten Mal gesehen.« Rose überlegte. »Der Verkäufer, der sonst immer kommt, ist stets erst nachmittags da. Aber die Tricks mit den Münzen sind wirklich toll. Ich glaube, sein Kollege kann da nicht mithalten. Warum fragen Sie?«
    »Ach, ich …« Erin versuchte, die Alarmglocken in ihrem Kopf zu ignorieren. »Ich hab nur gedacht, dass es Janie bestimmt gefallen hätte.«
    »Vielleicht kommt er ja morgen wieder.«
    Irgendwie glaubte Erin das nicht. »Ja, sicher.«
    »Ich glaube, wir müssen dich noch ein bisschen frisch machen«, sagte Rose zu ihrer Tochter. »Bis gleich dann, Erin. Und noch mal danke.«
    Erin sah ihnen kurz nach, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und lief den Weg entlang, den der Mann mit dem Eiskremwägelchen genommen hatte. Am Parkrand blieb Erin stehen und schaute die ruhige Vorstadtstraße hinauf und

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