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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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ebenfalls um die Bernsteinkugel, sodass selbst die Kraft der Sonne das Siegel nicht zu brechen vermochte, mit dem er Oberons Gefängnis verschloss.«
    Sanchas Stimme zitterte beim Lesen. Niemand sagte etwas, als sie die Seite umdrehte. Tania wagte kaum zu atmen.
    »Sodann überschüttete der Hexenmeister König Oberon mit den abscheulichsten Flüchen und Verwünschungen. Er klagte bitter, dass er seinen Gefangenen nicht gänzlich zu zerstören vermochte, prahlte jedoch zugleich, welch unerhörtes Vergnügen es ihm bereiten werde, Oberons liebliche Töchter hinzumetzeln. Als sei dies nicht genug, um das Herz des Königs mit Dunkelheit zu erfüllen, sprach ihm der Zauberer davon, wie er das Elfenreich mit den Truppen von Lyonesse zu überwältigen gedenke. Seine Königin, Lady Lamia, sei längst nach Bale Fole, der großen Festung von Lyonesse, zurückgekehrt und habe dort im Geheimen eine Armada zusammengezogen, die wie eine Sturmflut über das Elfenreich hereinbrechen und es hinwegfegen werde, als sei es die Sandburg eines spielenden Kindes.«
    »So gibt es sie wirklich, diese Armada«, murmelte Titania. »Das sind aber schlechte Nachrichten. Meine Hoffnung war, dass uns noch ein paar Wochen oder Monate Zeit blieben, bis die Verstärkung aus Lyonesse anrückt.«
    »Dennoch«, sagte Eden. »Selbst wenn die Hexe von Lyonesse ihre Schiffe am selben Abend vom Stapel gelassen hätte, an dem der Zauberer freikam, hätten wir noch mehrere Tage, ehe die roten Segel in Sicht kommen.«
    »Die Zeit ist zu kurz«, widersprach Cordelia. »Mehrere Tage? Glaubst du denn, das sei Zeit genug, um einen Ring aus blitzenden Elfenschwertern um den Hexenkönig zu legen?«
    »Es wird wohl reichen müssen«, sagte Zara. »Oder willst du, dass wir uns ergeben und unser Reich dieser Pest von Lyonesse ausliefern?«
    »Wir haben genügend Volk hier, um Boten in alle Winkel des Elfenreichs zu schicken«, stimmte Rafe Hawthorne zu. »Lasst sie überall unsere Not schildern und allenthalben darum bitten, dass uns so schnell als möglich Hilfe zuteil werde.«
    Plötzlich rief Sancha, die noch immer die Seiten aus Oberons Seelenbuch studierte: »Ich weiß jetzt, wohin unser Vater gebracht wurde. Hört her:
    »Also sprach der Zauberer zum gestürzten König: ›So wisst, dass ich als Erstes die Mine von Tasha Dul aufspüren werde, wenn meine Truppen das Elfenreich erobert haben. Denn ich bin fest entschlossen, den schwarzen Bernstein an mich zu bringen, um eine tausend Mann starke Armee damit auszurüsten und in die Welt der Sterblichen zu schicken. Gebt Euch indessen keinen falschen Hoffnungen hin, und spekuliert nicht auf Rettung oder Flucht, denn ich werde Euch an die äußersten Grenzen Eures Königreichs verbannen. Nach Ynis Maw werde ich Euch schicken, Oberon Aurealis, einst König des Elfenreichs, zu der Insel ohne Wiederkehr!‹ Und sogleich beschwor der Hexenmeister einen Sturm herauf, der den unglücklichen Oberon zur Insel der Verbannten davontrug.«
    Ynis Maw! Tania war noch nie auf dieser trostlosen Insel gewesen, hatte sie aber oft genug in den Träumen gesehen, die Gabriel Drake ihr geschickt hatte. Die Insel war nichts weiter als eine düstere Felsenklippe, die aus den stürmischen Gewässern an der Nordküste des Elfenreichs aufragte, ein Ort, an den nur die schlimmsten Verbrecher verbannt wurden.
    Tania blickte die anderen an. »Und wie sollen wir ihn von dort wieder zurückbringen?«
    »Überhaupt nicht«, entgegnete Edric düster. »Von dort kommt niemand zurück.«
    »Das glaube ich nicht«, beharrte Tania. »Was ist mit deinen mystischen Künsten, Eden? Fällt dir denn gar nichts ein, wie wir ihn zurückholen können?«
    Eden schüttelte traurig den Kopf. »Das müsste ein Zauber sein, der weit über meine Macht hinausgeht, Schwester. Genauso gut könntest du mich bitten, den Mond vom Himmel zu holen und vor eine königliche Karosse zu spannen.«
    »Es gibt nur einen Weg«, sagte Titania mit fester Stimme. »Wir müssen nach Ynis Maw.«
    »Wie weit ist das?«, fragte Tania.
    »Nahezu zweihundert Meilen«, antwortete Cordelia. »Wir würden Pferde brauche n – und das unerhörte Glück, die Wachen des Hexenkönigs zu überlisten. Dennoch ist die Reise nicht ganz unmöglich. Und selbst wenn es uns gelänge, die Insel zu erreichen und unseren Vater zu finden, wie sollten wir das Gefängnis aus Isenmort aufbrechen?«
    »Schwarzer Bernstein durchschneidet die Isenmortfessel«, sagte Eden nachdenklich. »Wenn wir eine Möglichkeit

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