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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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Unwissenheit, nicht Respektlosigkeit, dass wir davon tranken.«
    Die Einhörner bewegten sich langsam vorwärts. Tania spürte, wie Edric und Cordelia sich enger an sie drückten. »Kannst du dich nicht mit ihnen anfreunden?«, flüsterte sie Cordelia zu.
    »Ich fürchte, sie trauen mir nicht, und ich sehe Mordlust in ihren Augen«, wisperte Cordelia zurück. »Höre, Tania! Ich spreche jetzt mit ihnen und ihr nützt die Chance und flieht. Wenn alles versagt, so habe ich noch mein Steinmesser, auch wenn ich es nur ungern benütze.«
    »Sie werden dich töten«, sagte Edric. »Und uns trotzdem erwischen. Das ist kein Ausweg.«
    »Habt Ihr etwa einen besseren Plan, Master Chanti-cleer?«, zischte Cordelia. »Oder wollt Ihr warten, bis ein Engel vom Himmel herunterschwebt und uns durch die Luft davonträgt?«
    Kaum hatte sie zu Ende gesprochen, als ein hohes schrilles Pfeifen die Luft erfüllte. Die lang gezogenen, süßen Töne gingen nach und nach in eine einfache Melodie über, ein Gesang voll Sehnsucht und tiefer Einsamkeit. Die Einhörner wichen vor ihnen zurück und drängten sich in einiger Entfernung wachsam zusammen.
    »Was war das denn?«, fragte Tania verwundert.
    »Ich weiß nicht«, sagte Cordelia. »Doch war eine Botschaft in der Melodie verborgen, das könnte ich beschwören.«
    Wie aus dem Nichts erschien eine Gestalt auf der Hügelkuppe, schwarz umrissen vor dem hellen Himmel. Ein Reiter auf einem Pferd, dachte Tania, doch dann sah sie, dass es ein junger Mann auf einem Einhorn war. In einiger Entfernung von ihnen brachte er sein Reittier zum Stehen und sprang ab.
    »Liebt ihr euer Leben so wenig, dass ihr es leichtfertig aufs Spiel setzt, nur um aus einer Einhornquelle zu trinken?«, fragte er und kam mit großen Schritten auf sie zu.
    Er war ungefähr so alt wie Tania, sehr groß und schlank, und trug einen einfachen Bauernkittel und braune Leder-beinlinge. Unter seinem dichten schwarzen Haarschopf blitzten lebhafte dunkle Augen hervor.
    Cordelia trat einen Schritt vor, den geschärften Feuersteinkeil in der Hand. »Komm nicht näher, Fremder«, warnte sie ihn. »Magst du auch der Herr der Einhörner sein, ich werde dich auf der Stelle niederstrecken, wenn du uns angreifst.«
    Der Junge blieb abrupt stehen. Ein Lächeln spielte um seine Mundwinkel. »Ich bin nicht der Herr dieser Tiere«, sagte er. »Ich bin nur ihr Freund. Aber sie werden es dir übel nehmen, Mädchen, wenn du mich grundlos tötest.«
    Cordelia ließ den Steinkeil fallen und starrte den Jungen an. »Wer bist du, Einhornfreund?«
    »Es ziemt sich, dass derjenige, der fremd in der Gegend ist, seinen Namen zuerst nennt«, sagte der Junge. »Aber ich will dir entgegenkommen. Ich bin Bryn, Sohn von Baldon Lightfoot.«
    »Mein Name ist Edwin Paladore«, mischte Edric sich ein. »Das hier sind meine Schwestern Brosie und Dorimar. Wir wollten unsere Verwandten in Lud besuchen, aber unser Wagen hat ein Rad verloren und unsere Pferde sind durchgegangen.«
    Bryn sah ihn nachdenklich an. »Nein«, sagte er schließlich. »Das ist nicht die Wahrheit.« Er nickte zu Tania hinüber. »Ihr dort seid Prinzessin Tania und die wilde Kriegerin hier muss eine Eurer königlichen Schwestern sein. Welche, kann ich allerdings nicht sagen.« Dann wandte er sich wieder zu Edric um. »Und Ihr seid der treulose Gefolgsmann unseres Herzogs Gabriel Drake. Ich weiß es, weil Ihr im ganzen Land gesucht werdet. Wie ich gehört habe, ist ein Beutel voll kostbarer Edelsteine auf Eure Köpfe ausgesetzt. Wer Euch zu den Toren von Caer Liel bringt, tot oder lebendig, ist ein gemachter Mann.«
    »Wage es, deine Hand nach diesen Edelsteinen auszustrecken, und du bist tot, ehe du sie zählen kannst«, knurrte Cordelia und hob wieder ihren Steinkeil. »Uns fängt niemand.«
    »Solcher Tand bedeutet mir nichts«, erwiderte Bryn unbekümmert. »Und Ihr habt Glück, dass es Euch in dieses unbewohnte Hügelland verschlagen hat. Die Reitersoldaten suchen Euch im Westen, Norden und Süden, aber hier, im Reich der Einhörner, werdet Ihr sie nicht so leicht antreffen. Hierher kommen sie nur, wenn sie Jagd auf die Einhörner machen, in großen Gruppen und schwer bewaffnet.«
    Tania hörte die kalte Wut in seiner Stimme, als er von der Einhornjagd sprach, und dachte an die ausgestopften Köpfe in der Burg. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass die Einhörner näher rückten und sie wachsam umkreisten, mit neugierigem Blick.
    »Woher kennst du uns?«, fragte sie.
    »In dieser Gegend fliegt

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