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Die dunkle Seite der Dinge

Die dunkle Seite der Dinge

Titel: Die dunkle Seite der Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Reitz
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Lokal.

Kapitel 13

    „ Also, was willst du
wissen?“ Franziska legte die Speisekarte zur Seite und nahm
einen Schluck von ihrer Cola.
    „ Ist das nicht viel zu
ungesund? Ich meine, du als Ärztin müsstest doch ein
Vorbild für alle anderen sein oder nicht?“ Wellinger
zeigte tadelnd auf das Glas, doch Franziska streckte ihm die Zunge
heraus.
    „ Es kommt auf das richtige
Maß an“, antwortete sie und nahm einen weiteren Schluck.
„Außerdem, du willst mir doch nicht erzählen, dass
du niemals bei Rot über die Ampel gehst?“
    Er gab sich geschlagen.
    „ Also! Welche Fragen hast
du?“ Sie fuhr sich mit dem kühlen Glas über die
Beule.
    Wellinger zuckte mit den
Schultern. „Wie soll ich eine konkrete Frage formulieren, wenn
ich von der gesamten Thematik keine Ahnung habe? Erkläre mir
Mandarin ohne die chinesische Schriftzeichen zu benutzen.“
    „ Das ist schwer, aber ich
werde es versuchen.“ Sie stellte das Glas auf den Tisch.
„Nehmen wir einmal an, die Gesellschaft wird von einer neuen
Krankheit heimgesucht.“
    „ Du meinst so etwas wie die
Schweinegrippe oder die Vogelgrippe?“
    „ Ja, so in etwa. Als diese
Virusinfektionen vor geraumer Zeit so massiv auftraten, waren sie
tatsächlich schon relativ bekannt, nur hatten die Viren an
Aggressivität zugenommen. Es könnte sich also nicht nur um
einen neuen Virus handeln, sondern auch um einen alten Bekannten, der
mutiert ist oder eine bekannte Krankheit, gegen die wir noch kein
wirksames Mittel gefunden haben.“
    Wellinger lauschte aufmerksam.
    „ Nehmen wir nun einen
Forscher, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, diese Krankheit zu
bekämpfen. Der erste Schritt wird immer sein, den Auslöser
der Erkrankung zu bestimmen.“
    „ Du meinst, er muss wissen,
wodurch die Krankheit hervorgerufen wird?“
    „ Ja, ob ein Virus oder ein
Bakterium dahinter steckt. Möglich sind auch
Stoffwechselerkrankungen oder Genveränderungen. Krankheiten
können durch unterschiedliche Ursachen hervorgerufen werden.
Diese Ursache muss der Wissenschaftler kennen. Erst dann kann er sich
daran machen, einen Wirkstoff gegen die Krankheit zu finden.
Manchmal gelingt es ihm nur, die Symptome zu lindern. Wenn er viel
Glück hat, kann er die Krankheit sogar heilen. Unser
Wissenschaftler sitzt natürlich nicht zu Hause herum und wartet
darauf, dass ihm die entscheidende Idee einfach so in den Schoß
fällt, nein, er muss aktiv forschen. Bei seiner Forschung wird
er versuchen, in systematischen, mehrstufigen und iterativen
Prozessen neue Stoffe als Leitstrukturen zu identifizieren. Hat er
diese Stoffe gefunden, wird er sie weiterentwickeln und zu optimieren
versuchen.“
    Das Fragezeichen in Wellingers
Gesicht ließ Franziska in ihrer Erklärung innehalten.
    „ Ab wo hast du aufgehört,
es zu verstehen?“, schmunzelte sie.
    „ Als du mit iterativ und
den Leitstrukturen um die Ecke gekommen bist“, gab er
unumwunden zu.
    „ Ich habe doch noch nicht
einmal mit meiner Erklärung angefangen.“
    „ Wenn du dir ganz viel Mühe
gibst, springt auch noch ein Dessert für dich heraus.“
    „ Na, der Versuchung kann
ich nicht widerstehen“, kicherte sie.

    Eno trat hinter der Hausecke
hervor. Aus schmalen Augen fixierte er den Eingang des Restaurants,
in dem Mikes Schwester verschwunden war. Er musste sich versteckt
halten, denn die Ärztin war nicht allein. Trotzdem ging er das
Risiko ein und suchte ihre Nähe. Warum er das tat, konnte er
nicht sagen. Vermutlich lag es an Mikes Worten. Als er von seiner
Schwester gesprochen hatte, war seine Stimme voller Zuversicht
gewesen, selbst, als ihm die Tränen über das Gesicht
gelaufen waren. Das war es, wonach Eno lechzte – Zuversicht!
    Enos Tag hatte den Albtraum der
Nacht in die Wirklichkeit entführt. Benommen war er durch die
Straßen gelaufen, als er völlig unerwartet den Blick der
goldenen Frau auf sich gespürt hatte. Wie ein Dolch bohrte er
sich in seinen Rücken. Panisch hatte er sie unter den Gesichtern
der Passanten gesucht, doch er konnte sie nirgends finden. Die Götter
trieben ein weiteres, perverses Spiel mit ihm. Schließlich
entdeckte er sie doch. Sie hatte sich gut getarnt, um sich an ihn
heranschleichen zu können. Ihr Kopf war auf die Größe
einer Kinderhand geschrumpft, doch von ihrer Macht hatte sie nichts
eingebüßt. Hals über Kopf war er vor ihrem Blick
geflohen, doch sie hatte ihn durch die ganze Stadt verfolgt. Als er
das nächste Mal inne hielt und heftig nach Atem rang, war sie
bereits da. Zehnfach

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