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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Notenheft. Als müsste er
seine eigene Verbundenheit mit dem Jungen unter Beweis stellen, begann er
plötzlich von ihm zu schwärmen. »Jonas ist zwar fleißig in den Sprachen, aber
die Naturwissenschaften, wissen Sie, die liebt er regelrecht.« Er sah zu den
Beamten auf. »Er borgt sich immer mal wieder Fachbücher von mir aus und
arbeitet sie dann konsequent durch. Natürlich hat er hin und wieder Fragen oder
versteht etwas nicht, aber die Qualität seiner Fragen zeigt mir stets, wie
überdurchschnittlich gut er im Allgemeinen damit zurechtkommt. Nächstes Jahr
will er Chemie als Leistungskurs nehmen. Er hat sogar gesagt, dass er später
mal Biochemie studieren möchte. Auch für Pharmazie und Umwelttechnik
interessiert er sich.« Der Lehrer klang stolz. »Reden Sie aber trotzdem mit
meinem Kollegen Lochner. Und vielleicht auch noch mit Anke Schilling. Sie ist
Jonas’ Biologielehrerin und borgt ihm ebenfalls regelmäßig Bücher.«
    »Wohin als Nächstes?«, fragte
Wünnenberg, während er die Autofenster mittels Knopfdruck hinunterfahren ließ.
Im Auto war es schon wieder unerträglich heiß. Ein Eindruck, der verstärkt
wurde, da sie gerade aus einer grabeskalten Wohnung kamen. »Sportlehrer oder
Biolehrerin?«
    »Sekunde.« Hackenholt blätterte
in den Unterlagen. »Michael Lochner«, las er nach einem kurzen Moment vor,
»Zaunwiesenweg. Anke Schilling, Rehhofstraße. Das ist doch beides in der
gleichen Ecke. Dann lass uns mit der Lehrerin anfangen.«
    Wie sich herausstellte, lebte
Frau Schilling in einer großen Wohnanlage, gleich rechts hinter der Überführung
der Bahnstrecke. Zu seiner Belustigung bemerkte Wünnenberg, dass am Ende der
künstlich erzeugten Sackgasse die Thäterstraße begann.
    »Meinst du, das ist vielleicht
noch ein Überbleibsel der mittelalterlichen Schreibweise für Täter?«, fragte er
Hackenholt, der ein Faible für das Mittelalter hatte.
    Sein Kollege schüttelte den
Kopf. »Meines Wissens nach sprach man im Mittelalter noch nicht von Opfern und
Tätern. Ich denke, der Straßenname geht auf Karl Thäter zurück, das war ein
früherer Tiergartenleiter. Aber schau mal, dort drüben ist der Eingang zur
Kleingartensiedlung Rehhof, die Saskia und Manfred die letzten Tage
abgeklappert haben. Wir können also gar nicht weit vom Reichswald entfernt
sein.«
    Die Lehrerin wohnte im mittleren
Haus des zweiten, c-förmig gebauten Gebäudekomplexes. Hackenholt klingelte, die
Sprechanlage knackte, und ohne zu fragen, wer er sei oder was er wolle, wurde
der Türsummer betätigt. Schnell stiegen die Beamten in den ersten Stock. Durch
die geschlossene Tür waren Schritte zu vernehmen, bevor eine große, schlanke
Frau mit kurzen blonden Haaren, Stupsnase und enorm vielen Sommersprossen ihnen
öffnete. Auf Hackenholt wirkte sie viel zu jung für eine Lehrerin.
    Der Hauptkommissar stellte sich
und Wünnenberg vor und erklärte kurz, dass sie im Fall eines vermissten
Schülers ermittelten. Erschrocken bat Anke Schilling die Beamten in die
Wohnung.
    »Sie haben also noch nicht davon
gehört?«, fragte Wünnenberg. Einmal mehr zog er sein Diktiergerät aus der
Tasche und schaltete es ein. »Jonas Petzold ist seit vorgestern nicht nach
Hause gekommen.«
    »Jonas?«, fragte die Lehrerin
ungläubig. »Aber das kann doch nicht sein!« Mit offenem Mund sah sie zwischen
Hackenholt und Wünnenberg hin und her.
    »Doch, es ist leider so«,
bestätigte Hackenholt. »Wir haben gerade mit Ihrem Kollegen Hubertus Schmidt
gesprochen. Er meinte, Sie hätten sich mit dem Jungen gut verstanden.«
    Sie nickte. »Jonas ist
überdurchschnittlich intelligent. Ich versuche ihn ein bisschen zu fördern,
indem ich ihm hin und wieder ein paar Bücher ausleihe. Außerdem ist er auch
schon zweimal mit mir auf Exkursionen gewesen, zusammen mit meinen früheren
Biologieprofessoren.«
    »Und wie sieht es mit
gleichaltrigen Freunden aus? Biologieexkursionen klingen eigentlich nicht
besonders spannend, schon gar nicht für einen Siebzehnjährigen«, machte
Wünnenberg seiner Skepsis Luft.
    »Wenn Sie sich da mal nicht
täuschen! Jonas war jedes Mal mit Feuereifer bei der Sache.« Die Lehrerin
seufzte. »Aber Sie haben natürlich recht. Jonas ist kein gewöhnlicher Junge.
Meiner Meinung nach ist er geistig viel weiterentwickelt als seine
Altersgenossen, weshalb er mit ihnen auch nichts gemein hat. Er interessiert
sich weder für die Spiele vom Club noch für irgendwelche Hip-Hop-Gruppen. Das
ist ihm alles zu …«, sie suchte nach

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