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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Hackenholt auf und ging zu
ihr hinüber. Die Kollegin wandte sich zu ihm um und deutete auf die zwei Fotos,
nach denen sie gefragt hatte. Das Mädchen erkannte Hackenholt nicht, doch ein
kurzer Blick auf das Bild der beiden Jungen machte ihm klar, wen Baumann da
gerade entdeckt hatte.
    »Herr Kusnezow, wir müssen jetzt
die Wohnung durchsuchen und auch Sachen mitnehmen, die Ihrem Sohn Aleksandr
gehören. Seinen Computer zum Beispiel.«
    Der Vater senkte den Blick zum
Boden und nickte. »Wir mitmachen schon eine Mal. Aber Aleksandr uns
versprechen, es vorkommen nie wieder.«
    »Wir müssen uns auch mit Ihrem
Sohn Boris unterhalten. Wie können wir ihn erreichen?«, fragte Hakenholt, ohne
auf Kusnezows Bemerkung einzugehen.
    Der Vater blickte mit vor
Schreck geweiteten Augen auf. »Mit Boris? Warum? Er nichts haben zu tun damit.«
    »Reine Routine«, log Hackenholt.
    »Er drüben bei Sergej. Seit
heute er haben Ferien.«
    Hackenholt sah ihn fragend an.
    »Sergej Blinow. Familie wohnen
nur eine kleines Stück von uns. In Giesbertsstraße. Ich anrufen, damit er
kommen nach Hause?«
    Hackenholt schüttelte den Kopf
und notierte sich stattdessen die Adresse. »Meine zwei Kollegen schauen sich
jetzt die Wohnung an, und ich fahre unterdessen selbst in die Giesbertsstraße.«
Er ging aus dem Zimmer und machte Wünnenberg ein Zeichen, ihn zu begleiten.
    Sie waren noch keine drei
Schritte auf dem Hausflur, als Baumann ihren Kopf aus der Tür streckte.
    »Des Maadla af den Bild, also
dei Irina Blinow, des is des Maadla, den der Jonas Nåchhilfn in Madde geem
hod«, flüsterte sie ihnen zu.
    »Warte noch einen Augenblick«,
bat Hackenholt, als Wünnenberg den Motor anlassen wollte. »Die Giesbertsstraße
ist doch gleich gegenüber. Ich möchte vorher noch bei der PI Süd nachfragen, ob sie uns eine
Streife zur Unterstützung schicken können.«
    Hackenholt holte sein Telefon
aus der Tasche und wählte die Nummer des Wachhabenden. In der Ferne war ein
Martinshorn zu hören. Schon beim ersten Klingeln wurde der Hörer abgenommen.
Hackenholt meldete sich und fragte, ob in Langwasser Süd eine Streife frei sei.
Sie benötigten Unterstützung in der Giesbertsstraße.
    »Pegnitz 12/15 und 12/17 sind
schon unterwegs«, sagte der Kollege. Er klang gestresst. »Es geht um den Brand,
oder?«
    Die Sirenen kamen allmählich
näher.
    »Nein«, sagte Hackenholt
verwirrt. »Wo genau brennt es denn?«
    Der Wachhabende gab ihm die
Hausnummer durch. Es war dasselbe Haus, in dem Familie Blinow wohnte. In dieser
Sekunde bog der Geländewagen mit dem Einsatzleiter Feuerwehr als erstes
Fahrzeug einer kleinen Kolonne um die Ecke. Mit etwas Abstand folgten weitere
Feuerwehrautos, eine halbe Ampelschaltung später der Rettungswagen und schließlich
die erste Polizeistreife. Wünnenberg folgte dem Trupp als Letzter.
    Vor der Wohnanlage herrschte
Chaos. Aus der Eingangstür des Wohnhauses quoll dichter Rauch, aus zwei
Kellerfenstern schlugen Flammen. Die verbogenen Kellergitter lagen samt
Fensterrahmen auf dem Gehweg vor dem Gebäude. Menschen liefen wild
gestikulierend hin und her, Kleinkinder weinten. Während die Streifenbeamten
ihr Möglichstes taten, die Leute aus der Gefahrenzone vor dem Haus hinter eine
pro forma errichtete Absperrung zu drängen, rollten die Feuerwehrmänner
Schläuche aus, und der erste Stoßtrupp machte sich fertig, um ins Haus
vorzudringen. Hackenholt erkannte Irina Blinow und ihre Mutter in dem Getümmel.
Von dem Bruder des Mädchens war nichts zu sehen.
    Erneut ertönten Sirenen. Ein
Notarzteinsatzfahrzeug, gefolgt von der zweiten Polizeistreife und einem
weiteren Rettungswagen, bog in die Straße ein. Der erste Stoßtrupp drang ins
Haus, um das Feuer im Keller im Innenangriff zu bekämpfen, während eine andere
Gruppe mit dem Außenangriff durch die Fenster begann. Kurz danach verschwand
ein zweiter Stoßtrupp im Rauch, der in dicken Schwaden aus der offenen Haustür
quoll.
    Inmitten des Menschenauflaufs
sah Hackenholt Irinas Mutter wild gestikulierend mit einer Polizistin sprechen.
Immer wieder deutete sie auf das Haus. Hackenholt wollte gerade zu ihnen
hinübergehen, als plötzlich Bewegung in die Helfer kam. Einer winkte die
Sanitäter zu sich.
    In der Haustür zeichneten sich
die Silhouetten zweier Feuerwehrmänner gegen den Rauch ab, die zwischen sich
eine große, hagere Person stützten. Frau Blinow schrie auf und rannte in
Richtung Haustür, wurde jedoch von der Streifenbeamtin eingeholt und
festgehalten. Mit einigem

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