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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Dann
die Kleidung. Sie ist angeschimmelt. Das heißt, sie wurde da hineingestopft,
als sie sehr nass war. Nicht nur feucht, sondern nass. Und wann ist Heinrich
Gruber umgebracht worden? Als es aus Kübeln geschüttet hat! Schau dir den Dreck
und die Kletten an. Genauso habe ich ausgesehen, nachdem ich die Spuren im Wald
an seiner Leiche gesichert hatte. Auch die Tatsache, dass der dünne Stoff
gerissen ist, passt.«
    Hackenholt war für einen Moment
sprachlos. Ob Mur wirklich recht hatte, würde erst ein DNA -Test beweisen, aber ihre Argumentationskette klang in
seinen Ohren durchaus plausibel.
    Plötzlich hatte er es sehr
eilig, ins Präsidium zurückzukommen. »Kannst du den Rest nicht in der
Dienststelle untersuchen?«, bat er sie daher. »Ich möchte so schnell wie
möglich Lochner mit dem Fund konfrontieren.«
    Da Hackenholt mit Leichtle
hergefahren war, war er darauf angewiesen, dass Mur ihn mit zurücknahm. Nur
leidlich begeistert packte sie ihre Sachen zusammen und ließ Hackenholt den
Koffer zu ihrem Auto zurückschleppen. Er musste grinsen. Offenbar war das ihre
neueste Marotte: Wenn ihr etwas nicht passte, missbrauchte sie die Kollegen als
Packesel.
    Eine halbe Stunde später betrat
Hackenholt das Zimmer, in dem Sven Leichtle den Beschuldigten vernahm. Lochner
hatte inzwischen einen Teil der Anschuldigungen eingeräumt. Er behauptete, sich
mit Jonas irgendwann einmal über Dopingmittel unterhalten und dabei erwähnt zu
haben, dass auch er hin und wieder Präparate zum Muskelaufbau einnahm, diese
aber ziemlich teuer seien. Daraufhin habe es sich der Junge in den Kopf
gesetzt, ihm imponieren zu wollen. Immer wieder fragte er nach, worauf es bei
diesen Mitteln ankam, und ließ Bemerkungen fallen, dass jeder mit ein bisschen
chemischem Grundwissen das eine oder andere Präparat zum Muskelaufbau selbst
herstellen könne. Lochner gestand, es habe ihn gereizt, zu sehen, ob Jonas dazu
wirklich in der Lage war. Eines Abends war der Junge mit einem Tütchen vor
seiner Haustür gestanden. Weil der Sportlehrer ihm nicht geglaubt hatte, die
Pillen selbst hergestellt zu haben, war er mit in den Schrebergarten gegangen.
Natürlich hatte er ursprünglich vorgehabt, die Pillen wegzuwerfen und Jonas zu
verbieten, weitere herzustellen, doch dann hatte ihn das Minilabor in der Laube
fasziniert. Außerdem sei Jonas so begierig darauf gewesen, ihm alles genau zu
erklären und seine Kompetenz unter Beweis zu stellen, dass er, Lochner, zu dem
Schluss gekommen war, die Pillen übers Internet zu vertreiben – schließlich war
ein kleines Nebeneinkommen ja nicht zu verachten.
    »Und wie passt der tote
Obdachlose in dieses harmonische Bild?«, fragte Hackenholt, nachdem er Lochners
bisherige Aussage gelesen hatte.
    Der Mann wurde bleich. Seine
Zunge befeuchtete wieder seine Lippen. »Wie … ähm … ich meine, welcher
Obdachlose denn?«
    »Er hieß Dr. Heinrich Gruber und
wurde in der Gartenlaube niedergeschlagen.«
    »Davon … davon weiß ich nichts«,
stammelte Lochner. Schweiß glänzte auf seiner Stirn und Oberlippe.
    Bevor Hackenholt ihm noch vom
Fund der verdreckten, blutverschmierten und zerrissenen Kleidung erzählen
konnte, klopfte es, und Wünnenberg steckte den Kopf zur Tür herein.
    »Frank, schaust du bitte mal
schnell raus?«
    Wenn Wünnenberg Hackenholt
mitten in einer Vernehmung unterbrach, musste es wirklich dringend sein. Also
folgte er ihm vor die Tür, wo der Kollege ihm sofort einen Bogen Papier unter
die Nase hielt. Es war Lochners Auszug aus dem Melderegister.
    »Christine hat mir von ihrem
Verdacht erzählt. Ich wollte dir ein bisschen zuarbeiten und habe schon mal
eine Akte angelegt. Dabei habe ich natürlich auch seine Meldedaten abgerufen.
Jetzt schau dir mal seine früheren Wohnsitzadressen an.«
    Hackenholts Augen überflogen das
Papier und blieben an der letzten Adresse vor dem Seitenende hängen. Er sagte
nur »Oh mein Gott!«, dann drehte er sich um und ging wieder in den Raum zurück.
    »Wo waren wir stehen
geblieben?«, fragte Hakenholt Leichtle so, als ob er tatsächlich vergessen
hätte, worüber sie gesprochen hatten, als sie unterbrochen worden waren.
    »Du hast etwas von einem Dr.
Heinrich Gruber erzählt.« Leichtle klang ein wenig verärgert.
    »Ja, genau.« Hackenholt tat, als
fiele es ihm gerade wieder ein. »Und Sie sagten, glaube ich, dass Sie Herrn
Gruber nicht kannten.«
    Lochner, der sich in der
Zwischenzeit wieder gefasst hatte, nickte energisch.
    »Sagen Sie, mal was ganz
anderes.

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