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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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er
inzwischen wieder aufgetaucht?« Anders als beim ersten Besuch redete der
Sportlehrer heute ohne Punkt und Komma.
    Hackenholt sah ihn durchdringend
an. »Wir haben Jonas letzten Freitag gefunden, Herr Lochner.«
    »Na, dann ist ja alles in
Ordnung. Schön, dass Sie sich die Mühe machen, mir Bescheid zu geben.« Obwohl
er fröhlich grinste, war Hackenholt die Veränderung in Lochners
Gesichtsausdruck nicht entgangen.
    »Nun, wie Sie sich sicher denken
können, sind wir nicht nur deswegen hier. Genau genommen bin ich heute nur aus
Neugier mitgekommen.« Hackenholt musterte den Mann scharf. »Eigentlich wollte
Sie mein Kollege besuchen.«
    Leichtle, der bislang noch
nichts gesagt, aber Lochner die ganze Zeit über fasziniert angestarrt hatte,
räusperte sich. »Ich bin mir nicht sicher, ob besuchen meine Absicht gut beschreibt, vielleicht wäre heimsuchen treffender, meinst du nicht?«, fragte er
Hackenholt, ließ dabei aber den Bodybuilder nicht aus den Augen. »Interessiert
es Sie denn gar nicht, was aus Ihrem Schüler geworden ist, Herr Lochner?«
    »Doch, doch. Das interessiert
mich selbstverständlich. Aber wissen Sie, das Wichtigste ist doch, dass Sie
Jonas gefunden haben. Pubertierende Jungs«, er zuckte mit den Schultern, »die
hauen doch immer wieder mal ab.«
    »Soso.« Leichtle nickte
verstehend. »Na, wenn Sie sich so gut mit Jugendlichen auskennen, dann können
Sie mir sicher weiterhelfen.« Er machte eine bedeutungsschwere Pause. »Wissen
Sie, es ist nämlich so: Ich bin Drogenermittler und frage mich seit geraumer
Zeit, warum Jonas Ihnen geholfen hat, GHB -Pillen
herzustellen, die Sie übers Internet verkaufen.«
    Lochner zuckte zusammen, als hätte ihm jemand eine Ohrfeige
verpasst. Sein Blick wanderte hektisch zwischen Hackenholt und Leichtle hin und
her. Er machte den Mund auf, leckte sich über die Lippen, holte Luft, als
wollte er etwas sagen, überlegte es sich dann aber anders und machte ihn wieder
zu. Eine Minute verstrich, in der alle schwiegen, dann hatte sich der
Sportlehrer wieder unter Kontrolle. »Das ist doch jetzt ein Witz, oder?« Er
stieß ein zu lautes Lachen aus. »Und ich hätte Sie fast ernst genommen.« Noch
mal lachte er, bevor er sich aufs Sofa fallen ließ. »Mann, Mann, Mann, Sie
haben vielleicht einen Humor!«
    »Ja, den haben wir in der Tat, Herr Lochner«, sagte Hackenholt mit
gefährlich leiser Stimme. »Aber wenn es um Straftaten geht, hört der ganz
plötzlich auf.«
    Leichtle öffnete seinen mitgebrachten Aktenkoffer und entnahm ihm
mehrere Papiere. »Bitte schön: eine richterliche Durchsuchungsanordnung und ein
Haftbefehl.«
    Lochners Gesichtsausdruck
änderte sich. Mit einem Mal wurde er fahl. »Mit den Drogen habe ich nichts zu
tun! Das hat Jonas alles ganz alleine gemacht. Fragen Sie ihn! Er wird Ihnen bestätigen,
dass er sich das ausgedacht
hat. Erst als alles fertig war und er mit seinen komischen Freunden Probleme
bekam, hat er mich gefragt, ob ich ihm helfen kann. Und gutmütig, wie ich bin,
habe ich ihm erlaubt, seine Sachen in meinem Keller unterzustellen.« Wieder
leckte er sich nervös über die Lippen.
    »Tja, wissen Sie, Herr Lochner,
da haben wir jetzt ein ziemlich großes Problem.« Leichtle seufzte theatralisch.
»Jonas kann bedauerlicherweise nichts mehr dazu sagen, denn die Kollegen haben
ihn nur stückweise wiedergefunden. Jedes Einzelteil war hübsch in Plastikfolie
verpackt und in Blumenkübel einzementiert.« Die Stimme des Drogenermittlers
hatte alle Nuancen von zuckersüß am Anfang bis schneidend kalt am Ende
durchlaufen. »Wenn ich es mir recht überlege«, setzte er noch eins obendrauf,
»waren die Körperteile in eine ganz ähnliche Folie verpackt wie die, in der Sie
auch die Pillen verkaufen. Vielleicht sind Sie ja auch mit den liebenswürdigen
jungen Männern befreundet, die den Jungen auf dem Gewissen haben?«
    Lochner war noch bleicher
geworden. »Was?«, keuchte er. »Damit habe ich nichts zu tun!«
    »Tja, Herr Lochner. Solange Sie
uns nicht sagen, was Sie getan haben, können wir Ihnen auch nicht glauben, dass
Sie an etwas anderem unschuldig sein sollen. Allerdings können wir Ihnen auch
ohne Jonas’ Aussage alles nachweisen – Sie haben nämlich ganz deutliche Spuren
hinterlassen.« Leichtle machte eine Pause. »Überlegen Sie es sich gut: Sie
brauchen nichts zu sagen, wenn Sie sich selbst damit belasten. Aber ein umfassendes
Geständnis kann durchaus positive Auswirkungen auf das Strafmaß haben.
Natürlich nur, wenn Sie damit

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