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Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Titel: Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Polizist.«
    Falls Odile Brial bisher nicht begriffen hatte, wo die Falle verborgen war, so wusste sie es jetzt.
    Mistral ging in den Garten hinaus, um zu telefonieren. Er telefonierte mit Calderone, erzählte ihm, was sie bei Odile Brial erlebt hatten, und wies ihn an, ihre Schwester Viviane Brial ebenfalls in Gewahrsam zu nehmen und ins Präsidium bringen zu lassen. Anschließend rief er die beiden Untersuchungsrichter in Pontoise und Paris an. Christian Baudouin wirkte womöglich noch begeisterter als Mistral. Am längsten dauerte das Gespräch mit Balmes. Der stellvertretende Direktor wollte alles haarklein wissen, ehe er das Vorgehen seiner Leute absegnete.
    Der alte Mann führte seinen Hund Raki zwei oder drei Mal an der Leine am Haus seiner Nachbarin vorüber. Nachdem er jedoch nichts hörte, drehte er um und ging auf direktem Weg ins Dorf, um über sein Gespräch mit den Polizisten zu berichten.
    Odile Brial sah der Durchsuchung ihres Hauses fast schon nüchtern zu. Der Kaffee und die Aufregung, die Polizei im Haus zu haben, hatten ihren Teil dazu beigetragen. Das Haus war klein. Links von dem engen Flur befanden sich ein Zimmer ohne Tür, ein weiteres mit einer Tür und am Ende ein Bad mit Toilette. Rechts lagen das Esszimmer und die Küche. Alles war in einem jämmerlichen Zustand und ziemlich schmutzig.
    Dalmate durchsuchte mit Latexhandschuhen das Zimmer ohne Tür. An den Wänden klebte eine verblichene Tapete, das Mobiliar passte nicht zusammen und war von schlechter Qualität. Neben dem Einzelbett standen ein Tisch, ein Stuhl und ein leerer Kleiderschrank mit verbogenen Kleiderbügeln, in den Regalen standen ein paar zerfledderte Bücher.
    »Wer bewohnt dieses Zimmer?«, erkundigte er sich bei Odile Brial.
    »Mein Sohn. Aber er war schon jahrelang nicht mehr hier.
    »Wie heißt Ihr Sohn?«
    Odile Brial musterte Paul Dalmates Gesicht, das jedoch undurchdringlich blieb.
    »François.«
    Dalmate blätterte die Bücher durch, stellte sie zurück, deckte das Bett auf und hob die Matratze hoch – alles mit sehr ruhigen Bewegungen. Schließlich bückte er sich und warf einen Blick unter das Bett. Er holte eine Taschenlampe, um besser sehen zu können, streckte den Arm aus und zog ein Stück Papiertaschentuch hervor, das mit eingetrocknetem Blut befleckt war.
    »Was ist das hier, Madame Brial?«
    »Keine Ahnung.«
    »Das ist eingetrocknetes Blut, und es befindet sich mit Sicherheit noch nicht sehr lang unter diesem Bett. Wissen Sie, mit der DNA-Bestimmung vollbringen wir heutzutage manchmal kleine Wunder.«
    Odile Brial zog es vor zu schweigen.
    Dalmate ließ das beschmutzte Taschentuch in einen Beutel gleiten.
    Das Zimmer von Odile Brial roch nach alter Frau und Schnaps. So zumindest schilderte Ingrid später Sébastien Morin ihre Erfahrungen bei der Hausdurchsuchung. »Es stank einfach nach Dreck! Gut dass wir die Handschuhe dabei hatten.«
    Ein durchgelegenes, ungemachtes Doppelbett, ein zweitüriger Schrank, dessen einer Flügel schlecht repariert war, eine Kommode, auf deren brüchiger Marmorplatte Nippes stand, und ein einfacher Stuhl bildeten das gesamte Mobiliar.
    Dalmate und Sainte-Rose durchsuchten den Schrank und die Schubladen.
    »Ich frage mich wirklich, was Sie suchen. Hier ist wirklich nichts. Weder Drogen noch Waffen oder Geld. Absolut nichts. Sie verschwenden Ihre Zeit mit einer armen Frau wie mir. Verhaften Sie doch zur Abwechslung mal ein paar richtige Verbrecher – Sie mit ihren Handschuhen! Sieht aus wie im Fernsehen.«
    Mistral lehnte an der Türfüllung und betrachtete eingehend ein gerahmtes Schwarz-Weiß-Foto, das über dem Bett hing. Auf dem Bild war eine hübsche, junge, dunkelhaarige und sehr schlanke Frau mit bedrücktem Gesicht zu sehen, die einen kleinen, ebenfalls dunkelhaarigen und recht mageren Jungen an der Hand hielt, der vielleicht sechs oder sieben Jahre zählen mochte.
    Odile Brial beobachtete Mistral und verspürte eine dumpfe Verunsicherung.
    »Was ist so Besonderes an diesem Foto?«, wollte sie von Mistral wissen. »Gefällt es Ihnen nicht?«
    »Das sind Sie und Ihr Sohn«, sagte Mistral.
    »Wozu diese Frage?«
    »Das war keine Frage.«
    Odile Brial wurde immer unbehaglicher zumute. Das Vibrieren des Telefons riss Mistral aus seinen Gedanken. Calderone hatte ihm eine SMS geschickt. Jean-Pierre Brial wurde von seinem Anwalt nach Hause begleitet. Anwalt ist jetzt fort. Überwacher sind noch im Einsatz .
    Ingrid Sainte-Rose entdeckte in einer Schublade ein

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