Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller
bleiben.«
Mistral wandte sich wieder an den Feuerwehrmann.
»Und der Anruf bei euch? Gab es da Überraschungen?«
»Es war auf jeden Fall der gleiche Mann. Wir bringen die CD mit der Aufzeichnung mit, wenn wir am späten Nachmittag unsere Aussagen machen.«
»Vielen Dank. Ich sehe, wir sind bereits ein eingespieltes Team. Wir haben uns den zweiten Anruf, den aus der Rue de Seine, ganz genau angehört. Der Kerl macht sich über uns lustig. Er hat genau den gleichen Text genommen wie bei Élise Norman und nur Chantal Colomar und die andere Adresse eingefügt. Wetten, dass sein Anruf auch dieses Mal wieder genau gleich klingt?«
Calderone stieg ein Stockwerk tiefer, um in Ruhe telefonieren zu können. Seine Mitarbeiter hatte er bereits losgeschickt, die Nachbarschaft zu befragen. Doch es war kaum jemand zu Hause. Léonce Legendre, der zu Besuch bei seiner Tochter weilte, wäre sicher gern hier gewesen.
Ein Beamter teilte Mistral den Namen des Opfers mit. Es handelte sich vermutlich um die Wohnungsinhaberin, eine gewisse Lora Dimitrova, von Beruf Journalistin.
Calderone kam mit der Nachricht, dass die Spurensicherung in etwa fünf Minuten eintreffen werde. Mistral nutzte die Zeit, um noch einmal frische Luft zu schnappen. Die große Hitze und der Leichengeruch, der sich im Treppenhaus ausbreitete, verursachten ihm Übelkeit. Endlich tauchte der Peugeot 406 des Erkennungsdienstes mit der gesamten Ausrüstung auf.
»Ich weiß schon, was ihr mir gleich erzählen werdet«, grinste Mistral die Männer an. »Dass ihr hofft, dass die Bereitschaft bald zu Ende ist, und dass ihr noch nie so viel Pech gehabt habt. Richtig?«
»Genau«, gab der Chef des Erkennungsdienstes zu.
»Ich bleibe draußen, bis ihr alles abgesucht habt. Sagt mir bitte Bescheid, wenn ihr anfangt, Fotos von der Leiche zu machen.«
»Wie sieht es da oben aus?«
»Auf den ersten Blick genau wie bei den anderen. Bisher war noch niemand in der Wohnung, aber vom Eingang aus sieht man die Leiche mit einem Tuch über irgendwelchen Spitzen im Gesicht. Mit Sicherheit sind es Spiegelsplitter. Und auch sonst ist alles wie gehabt: Hitze, Gestank und Fliegen.«
»Na, dann lasst uns mal loslegen.«
Mistral setzte sich in das klimatisierte Auto, um Balmes Bericht zu erstatten. Er freute sich schon auf die bildreichen Kommentare seines stellvertretenden Chefs und wurde nicht enttäuscht. Am Telefon trat der Lyoner Akzent von Balmes deutlicher zutage.
»Da haben wir den Salat. Der Wind weht dir mit Stärke zehn ins Gesicht, und du musst das Ruder gut festhalten. Das ist also der erwartete dritte Mord und wie vermutet am Sonntag. Ist es wieder wie bei den beiden anderen?«
»Ich war noch nicht in der Wohnung, aber es ist wieder eine Frau, die auf dem Rücken liegt, und man sieht auch ein Tuch und irgendetwas Spitzes darunter. Ich würde behaupten, es war jedes Mal der gleiche Mörder.«
»Und damit ist es vorbei?«
»Wenn es der gleiche Kerl ist wie in Pontoise, dann haben wir es jetzt vielleicht hinter uns. Sollte es aber ein anderer Mörder sein, der von Ort zu Ort zieht, dann kann uns das gleiche Dilemma überall in Frankreich blühen. Vielleicht kommt aber auch gar nichts mehr. Leider gibt es für dieses Spiel keine Regeln.«
»Na schön. Weiß man schon, wer die Dame war?«
»Wir wissen, dass die Eigentümerin der Wohnung Lora Dimitrova heißt, aber wir wissen noch nicht, ob sie selbst oder eine andere Person das Opfer ist. Ich habe das Gesicht noch nicht gesehen und mit keinem Ausweis vergleichen können.«
»Was war sie von Beruf?«
»Es wird dir gefallen: Sie war Journalistin.«
»Scheiße, auch das noch! Bei welcher Zeitung? Vielleicht beim Radio? Oder beim Fernsehen?«
»Keine Ahnung. Bisher herrscht noch völlige Nachrichtensperre.«
»Versuch bitte, das so schnell wie möglich herauszufinden, damit wir uns mit ihrem Chef in Verbindung setzen und Diskretion wahren können. Auf jeden Fall werde ich im Büro des Präfekten Bescheid sagen. Wer weiß, vielleicht will uns ja jemand austricksen.«
»Ja klar. Aber länger als zwei, drei Tage werden wir es nicht geheim halten können.«
»Wenn du den Kerl nicht binnen kürzester Zeit erwischst, wirst du wie ein Galeerensklave gegen den Wind rudern müssen, um den Fall zu lösen.«
»Leicht gesagt. Ich halte dich auf dem Laufenden.«
Nachdem er aufgelegt hatte, schloss Mistral die Augen. Der Kopfschmerz war immer noch da. Er entschied sich, zwei weitere Aspirin zu nehmen, und trank lange aus der
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