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Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Titel: Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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offene Fenster, wo bereits drei Polizisten standen. Mistral und Calderone, beide ziemlich bleich, hielten neben dem Mediziner die Stellung bei der Leiche.
    »An den Unterarmen befinden sich Verteidigungsspuren. Der Kerl hat sie nicht mit Samthandschuhen angefasst. Er war ganz schön brutal. Und dann die Scherben in Augen und Mund. Bei den beiden anderen hat er die Augen unberührt gelassen. Vielleicht hat das ja etwas zu bedeuten, aber das werdet ihr sicher herausfinden. So, Leute, ich bin hier fertig. Nicht dass ich mich mit euch langweile, aber ich mache mich vom Acker. Auf mich warten eine Zigarre und ein schönes, kühles Bier.«
    Mistral, der sich leise mit Calderone unterhielt, hörte im Hintergrund immer wieder die gleichen Beschwerden. »Mann, ist das heiß! Scheiß-Fliegen! Hier ist es schlimmer als im Backofen. Und dann dieser ekelhafte Gestank! Können wir nicht alle Fenster öffnen?« Verärgert brach er das Gespräch mit Calderone ab und drehte sich um.
    »Okay, es ist heiß«, schnauzte er die Anwesenden an. »Okay, es gibt Fliegen und ja, es stinkt erbärmlich. Aber das wissen wir alles. Darf ich Sie vielleicht daran erinnern, dass wir uns an einem Tatort befinden? Da ist es nun einmal so! Alle, die hier herummeckern, und diejenigen, die nichts mehr zu tun haben, verschwinden bitte sofort aus der Wohnung. Und wer hier bleibt, hält gefälligst den Mund! Ist das klar?«
    In der Wohnung wurde es sofort still. Ein paar Leute verdrückten sich stumm. Das Bestatterteam, das ebenfalls vor einiger Zeit eingetroffen war, hielt sich diskret im Hintergrund. Die Männer schwitzten. Einer hielt den schwarzen Plastiksack zum Abtransport der Leiche in der Hand. Mit einer Kopfbewegung gab Mistral ihnen grünes Licht. Calderone unterschrieb das Dokument des Bestattungsunternehmens, dann wurde die Leiche in die Gerichtsmedizin gebracht.
    Anschließend hielten Calderone und Mistral ein kurzes, improvisiertes Briefing mit den anderen Kripobeamten ab.
    »Sie wohnte seit etwa fünf Jahren hier«, berichtete der Beamte, der seine Kollegen zur Nachbarschaftsbefragung eingeteilt hatte. »Man kannte sie als zuvorkommend und diskret. Mit den anderen Mietern verstand sie sich gut. Einer der Mieter, ein gewisser Léonce Legendre, ist im Moment nicht da; wir müssen also noch einmal zurückkommen. Wie es scheint, ist er recht neugierig und weiß immer genau, was im Haus vorgeht. Vielleicht hat er etwas gesehen.«
    »Wissen wir irgendetwas Näheres über den Beruf der Dame?«
    »Nur, dass sie Journalistin ist. Mehr nicht.«
    »Wir haben in ihrer Handtasche Presseausweise gefunden. Leider geht nicht daraus hervor, für wen sie arbeitet.«
    »Gibt es keine Honorarabrechnungen oder irgendwelche Verträge, in denen ihr Arbeitgeber erwähnt ist?«
    »Die Wohnungsdurchsuchung ist noch nicht beendet.«
    »Kann man schon sagen, ob etwas fehlt?«
    Mistral lehnte mit gelblichem Gesicht an einer Wand und beschrieb eine müde, kreisförmige Geste.
    »Auf ihrem Schreibtisch steht nur noch ein Drucker. Ich gehe davon aus, dass ein Laptop, eine externe Festplatte, mindestens zwei Handys und ein paar USB-Sticks verschwunden sind.«
    José Farias zeigte auf die losen Kabel, die aus einem Mehrfachstecker ragten.
    »José, kümmern Sie sich bitte um die Handynummern. Sonst noch etwas?«
    »Ja, das Schlafzimmer wurde völlig auf den Kopf gestellt. Allerdings können wir noch nicht sagen, ob etwas fehlt«, antwortete Ingrid Sainte-Rose.
    »Dann sind wir hier wohl fertig. José, Ingrid und Sébastien, ihr geht noch einmal durch alle Räume. Anschließend verschließt ihr die Tür und versiegelt die Wohnung.«
    Mistral verabschiedete sich von der Staatsanwältin und beschloss, zu Fuß zum nahen Präsidium zu gehen. Er war unglaublich erschöpft, wollte es aber nicht zeigen. Außerdem hatte er das Bedürfnis, sich zu bewegen.
    Hunderte von Touristen belebten das Viertel. Sie saßen auf den Terrassen der Bistros oder liefen Eis lutschend durch die Straßen. Die Urlaubsatmosphäre stand im krassen Gegensatz zu den Sorgen Mistrals. Drei Morde innerhalb einer Woche! Er legte eine kurze Pause ein und trank in einem klimatisierten Café in der Rue Saint-André-des-Arts einen Eiskaffee. Sein Büro befand sich nur zehn Minuten entfernt. Trotz der herrschenden Hitze fühlte er sich nun etwas entspannter.
    Mistral warf einen kurzen Blick auf die Uhr in seinem Büro. Schon acht Uhr abends. Er hatte nicht bemerkt, wie die Zeit verstrichen war. Ludovic erinnerte sich

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