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Die dunkle Seite des Weiß

Die dunkle Seite des Weiß

Titel: Die dunkle Seite des Weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yalda Lewin
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sind Sie letztendlich doch nicht eingestiegen in dieses so aussichtsreiche Geschäft?«
    Ernesto verzog den Mund. »Auch Nicht-Hochsensible haben manchmal einen siebten Sinn, stellen Sie sich vor. Es klingt vielleicht albern, aber: Es fühlte sich nicht gut an. Deshalb habe ich die Finger davon gelassen.«
    Ich musterte Ernesto prüfend, doch es lag kein Spott mehr in seinen Worten und sein Blick wirkte ehrlich. Er meinte es ernst. Seine Intuition hatte ihn vor diesem Geschäft gewarnt. Und er hatte ihr vertraut.
    »Dieser Mann war merkwürdig«, fuhr Ernesto fort. »Ich kann nicht einmal genau festmachen weshalb. Er sagte, er wäre Arzt. Und ich denke, das stimmt auch, denn sein Wissen erschien mir umfassend. Andererseits wollte er keine öffentlichen Forschungsgelder beantragen, nicht mit Unikliniken zusammenarbeiten, er lehnte alle diese Optionen ab. Er hatte sich vollkommen darauf eingeschossen, alleine zu arbeiten. Nur für sich. Mit einem Unternehmen, das dichthält.«
    Ich runzelte die Stirn. »Klingt tatsächlich merkwürdig. Hätte er nicht bessere Möglichkeiten für die Forschung gehabt, wenn er eine offizielle Sache daraus gemacht hätte?«
    Ernesto zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Aber er ließ überhaupt nicht mit sich reden, was das anging. Und genau deshalb habe ich meine Mitarbeit aus der Angelegenheit rausgenommen.«
    »Nachdem Sie den Kontakt zu einem interessierten Unternehmen hergestellt hatten?«
    »Nein, eher zu einem potentiellen Interessenten, der mir geeignet schien für eine Zusammenarbeit. Weil er die Möglichkeiten hatte, im Rahmen seiner Tätigkeit für ein Unternehmen genau die Auflagen zu erfüllen, die Albert Morius als Bedingung stellte.« Ernesto seufzte. »Wie gesagt, ich habe mich dann aus der Sache rausgezogen. Und als die Frauenleichen aufgetaucht sind, alle drei mit Tuberkulose, bekam ich ein mächtig mieses Gefühl. Trotzdem habe ich mich ruhig verhalten. Bis eines Tages dieser Anruf kam.«
    Ich runzelte die Stirn. »Was für ein Anruf?«
    »Albert Morius meldete sich, kurz nachdem Sie die Ermittlungen in den Tuberkulosefällen aufgenommen hatten. Er teilte mir mit, dass er mich an die Polizei ausliefern würde, wenn ich sein Spiel nicht mitspiele. Und schickte mir diesen Brief, den Sie auf meinem Rechner gefunden haben. Mit meinem Namen als Kontaktmann zu einer weißrussischen Klinik.« Er schluckte schwer. »Morius hatte alle Personen für die Forschung über diese Klinik bekommen, sich dafür allerdings meine Identität geklaut. Mein Name tauchte überall auf. Niemand dort kannte einen Albert Morius, aber Ernesto Sanchez war allgegenwärtig. Morius forderte, dass ich den Mann aus dem Weg räume, der mit den Ermittlungen betraut ist.« Sein Blick suchte den meinen. »Sie, Jakob.«
    Für einen Augenblich spürte ich, wie mein ganzes Nervensystem von einem heftigen Vibrieren erfasst wurde. Ernesto Sanchez war für all das verantwortlich, was damals geschehen war?
    »Sie waren das?« Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, und ich fühlte eine unbändige Wut in mir auflodern, wie ich sie noch nie zuvor in meinem Leben gespürt hatte. Mir war egal, ob Ernesto Sanchez seinerseits Opfer einer Erpressung geworden war. Mir war egal, welche Gründe er gehabt hatte. Er hatte mein Leben ruiniert, um seinen eigenen schmierigen Hals zu retten!
    Ernesto senkte den Blick. »Es tut mir leid«, murmelte er.
    »Und es hat nicht gereicht, mich aus der Akademie zu graulen«, sagte ich, nur mühevoll beherrscht. »Meine Ehe musste auch dran glauben? Meine Karriere? Mein Ruf? Alles?« Ich brachte mein Gesicht so nah an Ernestos, dass ich seinen stockenden Atem wahrnehmen konnte. »Du kleines Arschloch hast systematisch alles zerstört, was mein bisheriges Leben ausgemacht hat. Mir alle Freunde genommen. Die Frau, die ich liebe! Und diese dann auch noch selbst gevögelt!«
    »Das …«, begann Ernesto und hob abwehrend die Hände, »war so nicht geplant. Wirklich nicht. Es hat sich vielmehr so ergeben, dass wir –«
    Mein Denken setzte aus. Alles, woran ich mich erinnere, ist Ernesto, der sich mit heftig blutender Nase vor mir auf dem Boden krümmte. Die Rosen, die er für Mirella mitgebracht hatte, lagen wild im Treppenhaus verstreut.
    Meine rechte Faust schmerzte von dem heftigen Schlag, den ich Ernesto verpasst haben musste. Und es war ein guter Schmerz, der mich als wilde Befriedigung durchströmte. »Du miese Ratte. Verschwinde, bevor ich mich vergesse!«
    Ernesto rappelte

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