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Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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betrachteten wir zu dritt die Kühlerhaube meines Peugeot im Nieselregen, die nässeschwarze, schmale Straße, den trüben, tief hängenden Winterhimmel, die Krähe, die hoheitsvoll auf der Fahrbahn herumstolzierte und hie und da pickte. Sogar Ton gab es, nachdem Henning eine Taste gedrückt hatte.
    »Und was wird das nun?«, hörten wir Theresa nörgeln.
    »Erkläre ich dir gleich«, antwortete meine zugegeben auch etwas angespannte Stimme.
    Die Krähe wurde unruhig, flatterte empört krächzend auf. Das Brummen eines Diesel näherte sich. Der weiße Lieferwagen mit der Qualmwolke durchquerte das Bild. Unmittelbar dahinter das rote Mercedes-Cabrio.
    Und ich hatte mich nicht getäuscht: Einen Wimpernschlag später folgte der schwarze oder dunkelgraue Volvo, der zu gerne überholt hätte, sich wegen der vielen Kurven jedoch nicht traute. Henning stoppte das Video, spulte zurück und wieder vor. Aber das Kennzeichen war beim besten Willen nicht zu entziffern, der Fahrer oder die Fahrerin nicht einmal zu sehen. Das Kürzel für den Zulassungsort schien zwei Buchstaben zu haben, kamen wir überein, aber nicht einmal das war zweifelsfrei auszumachen.
    »Auf keinen Fall nur einen«, war Henning überzeugt. »Aber warte mal kurz …«
    Während er mit Höllengeschwindigkeit etwas im Internet suchte, erklärte er halblaut, was er vorhatte: »Irgendwo gibt’s die geknackte Version von einer Software von Pixelfrogs. Du guckst jetzt mal bitte kurz weg, Alexander.«
    Das »Alexander« war jetzt schon ganz selbstverständlich gewesen. Junge Menschen lernen so schnell.
    »Und was kann diese Software?«
    »Ah, da. Wusst ich’s doch. Augenblick …« Als er das Programm wenige Sekunden später startete, erfuhr ich, worum es ging: »Pixelfrogs sitzt in Palo Alto, und normalerweise machen die Bildauswertung fürs Pentagon und wahrscheinlich auch die NSA. Alles supergeheim, logischerweise. Aber sie haben auch schon zivile Sachen gemacht. Automatische Erkennung von Autokennzeichen zum Beispiel. Tollcollect benutzt die Software auch. Die können noch das verdreckteste Nummernschild lesen, indem sie einfach zig Bilder aus einem Video übereinanderlegen und dann mit irgendwelchen statistischen … Bingo!«
    »Mainz«, sagte ich, längst nicht mehr überrascht.
    »Passt das?«, fragte Theresa.
    »Das passt sogar perfekt.«
    Sie sprang auf und küsste mich hastig auf den Mund. »Ich muss in die Dusche. Wir wollen heute nach Frankfurt ins Städel. Eine Munch-Ausstellung.«
    Auch Henning hatte es auf einmal eilig, sich zu verabschieden, und packte seine Sachen zusammen. Meine Töchter hatte ich noch nicht zu Gesicht bekommen an diesem sonnigen Vormittag.
    Als ich wieder allein war, wählte ich die Nummer des Telefons auf Balkes Schreibtisch. Er war jedoch nicht zu erreichen. Ich versuchte es auf dem Handy. Dort war besetzt. Wenige Minuten später rief er in bester Laune zurück.
    Unser Gespräch dauerte nur wenige Sekunden. Dann hatte ich die Bestätigung: Was ich vor Minuten auf dem Computermonitor gesehen hatte, war das Kennzeichen von Olivia Opelts anthrazitgrauem V70 Kombi.
    »Ich rede mit der Staatsanwaltschaft«, entschied ich.
    »Die Frau kann nie und nimmer Hergardens Leiche auf die Gleise gewuppt haben. Auch wenn der Typ nicht viel auf den Rippen hatte. Und die Fußabdrücke, das waren keine …«
    »Natürlich hat sie es nicht selbst gemacht«, unterbrach ich ihn. »Aber ich weiß auch schon, wen sie dafür eingespannt hat.«
    »Graf scheidet ja leider aus«, meinte Balke. »Dem würde ich zu gern und vor möglichst vielen Kameras Handschließen anlegen.«
    »Warten Sie ab. Vielleicht haben Sie das Vergnügen heute noch.«
    »Sie denken wirklich, er hat Vicky Hergarden auf dem Gewissen?«
    »Entweder er oder seine Frau. Vielleicht auch beide zusammen.«
    Bei meiner vorgesetzten Behörde stieß ich nicht auf Begeisterung.
    »Wenn das schiefläuft, Herr Gerlach …« Der Staatsanwalt, der das Pech hatte, Wochenendbereitschaft zu haben, stöhnte abgrundtief. »Wenn diese Samstagabendshow ausfällt, und wir können Herrn Graf später nichts beweisen, dann wird das ZDF uns auf siebenstelligen Schadenersatz verklagen.«
    »Das heißt, die Show findet nun doch statt?«
    »Hören Sie kein Radio? Marcel Graf ist der Held des Tages. Sehen Sie denn Verdunklungsgefahr?«
    Inzwischen saß ich – Samstag hin oder her – wieder an meinem Schreibtisch. »Bei Graf eher nicht. Dafür bei seiner Assistentin und seinen Leibwächtern umso

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