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Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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telefonierte, war nicht amüsiert über meine Unterstellung, er oder einer seiner Mitstreiter hätte den Vornamen falsch notiert. Es hatte mich mehrere Anrufe gekostet, ihn an die Leitung zu bekommen. Schließlich hatte ich ihn zu Hause in seinem Bastelkeller erreicht. Er führte einen konsonantenreichen Namen, der ungefähr wie »Krwzcyck« klang.
    »Also erstens stellen nicht wir den Totenschein aus, sondern der Arzt«, belehrte er mich grimmig.
    »Das ist mir sonnenklar, aber …«
    »Gar nix aber. Den Namen von dem Arzt hab ich mir natürlich nicht gemerkt. Der war vom Roten Kreuz, den finden Sie leicht …«
    »Ich will Ihnen ja auch gar nichts …«
    »Und zweitens hab ich selber den Ausweis von dem Toten in der Hand gehabt. Und er hat halt nun mal Uwe geheißen, ich kann’s nicht ändern. Sein Perso müsste bei den Akten sein.«
    Fünf Minuten später hielt ich das Kärtchen in der Hand: Uwe Hergarden, geboren am siebten Januar 1949, wohnhaft in der Leutweinstraße in Mannheim-Rheinau. Damit war er zwei Jahre älter als Fred Hergarden. Es kostete mich einige Telefonate herauszufinden, dass die zwei Männer Brüder waren. Beide in Viernheim zur Welt gekommen, wo die Eltern bis 1961 gewohnt hatten. Die Mutter war Ende der Fünfzigerjahre gestorben. Der Vater, der zeitlebens als Krankenpfleger gearbeitet hatte, hatte bald eine neue Frau gefunden und war zusammen mit ihr und den beiden heranwachsenden Söhnen nach Mannheim gezogen, in das Haus in Rheinau, wo Uwe Hergarden bis vor zwei Tagen noch gelebt hatte.
    All dies bedeutete, dass Fred Hergarden noch am Leben war, sich jetzt irgendwo versteckt hielt und wahrscheinlich sehr, sehr wütend war. Und das wiederum bedeutete, dass Marcel Graf in höchster Gefahr schwebte.
    Das Passfoto war fast zehn Jahre alt, aber so viel konnte ich doch erkennen: Die Brüder sahen sich ähnlich. Fred schien mir im Gesicht ein wenig schmaler zu sein als Uwe. Aber die Augenpartie, die Tränensäcke, der mürrische Mund, die hohe Stirn, das schüttere Haar – die beiden hätten fast als Zwillinge durchgehen können. Auch die Personenbeschreibungen wichen nur unwesentlich voneinander ab: Größe eins siebenundachtzig bei Uwe, eins neunundachtzig bei Fred, Statur in beiden Fällen hager.

30
    Ich beschloss, von meinen zwei Handlungsoptionen, die mir gleich gut oder schlecht erschienen, einfach beide zu wählen. Jede ein bisschen. Deshalb ordnete ich an, vor die Villa in Neuenheim einen Streifenwagen mit zwei Beamten zu stellen, um zu zeigen, dass ich das dreißig Jahre alte Spiel durchschaute. Deshalb nahm ich Boll und seinen Mitstreiter nicht fest, obwohl die beiden mit Sicherheit an Uwe Hergardens Ableben maßgeblichen Anteil hatten. Und deshalb rief ich wieder einmal Grafs durchtriebene Assistentin an.
    »Ja?«, meldete sie sich in ihrer üblichen Atemlosigkeit. »Herr Gerlach?«
    »Ich muss Ihren Chef sprechen. Dieses Mal ist es wirklich dringend.«
    »Völlig ausgeschlossen. Wir gehen in acht Stunden auf Sendung. Und Marcel ist immer noch sehr geschwächt. Nein, tut mir leid, wirklich völlig ausgeschlossen.«
    Nicht einmal die Polizei kann einen Menschen zwingen, für seine Sicherheit zu sorgen. So erklärte ich ihr, dass der Tote auf den Gleisen nicht der war, für den wir ihn zunächst gehalten hatten. Diese Nachricht brachte sie dann doch ein wenig aus der Fassung.
    »Er … Er ist nicht tot?«
    »Er lebt. Und er ist ganz bestimmt nicht besonders gut gelaunt.«
    Sie zögerte lange. »Marcel wird von zwei Leibwächtern beschützt«, sagte sie schließlich mit tonloser Stimme. »Bestens ausgebildeten und bewaffneten Leibwächtern, die ihren Job verstehen.«
    »Sagen Sie Ihrem Chef trotzdem, was geschehen ist. Dass er auf sich aufpassen soll. Nachdem nun auch noch sein Bruder tot ist, dürfte Hergarden zu allem fähig sein.«
    Sie hatte ihre Fassung schon zurückgewonnen. »Er wird nicht fähig sein, in Marcels Nähe zu gelangen«, erklärte sie fest. »Und ich werde ihn auch nicht informieren. Jede Irritation kann in seiner Verfassung eine erneute Krise auslösen. Wir müssen das heute Abend durchziehen. Wir müssen einfach.«
    »Koste es, was es wolle?«
    »Ja, koste es, was es wolle.«
    »Hergarden könnte sich unters Publikum mischen.«
    »Das Publikum wurde schon vor Monaten ausgewählt und handverlesen. Wir gehen da schon unter normalen Umständen kein Risiko ein. Ohne Eintrittskarte kommen Sie nicht einmal ins Foyer, geschweige denn in den Saal. Aber – falls es Sie

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