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Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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an den unmöglichsten Stellen gepierced, die schläfrigen Augen dick schwarz umrandet. Die beiden Männer waren von der Sorte, von deren Anblick man als Vater geschlechtsreifer Töchter Albträume bekommt. Aber sie waren friedlich. Vermutlich stammten alle vier aus guten Familien, waren wohlerzogen, obwohl sie sich jede Mühe gaben, diesen Umstand zu verbergen. Außerdem hatten sie sich abgesprochen.
    »Wir wissen nicht, wer es war«, behauptete die Berlinerin, als alle versammelt waren. »Wir waren alle zusammen unten. Wegen der Fete. Es hat ja jedes Mal todsicher Stress gegeben. Als ob es kein Oropax gäbe auf der Welt. Wir wollten das diesmal in Frieden regeln. Also sind wir runter und haben brav angeklopft, sie war ja sogar zu geizig, ihre Klingel reparieren zu lassen, und irgendwie sind wir auf die Idee gekommen …«
    »Ihrer Vermieterin ein paar Tropfen einzuflößen.«
    Sie nickte. »Wir wollten nur, dass sie mal gute Laune kriegt und später gut schläft.«
    »Sie können es nicht alle vier gewesen sein. Einer muss das Fläschchen in der Hand gehalten und die Tropfen ins Glas geträufelt haben. Oder wollen Sie mir etwa einreden, jeder von Ihnen hätte ein bisschen …?«
    Wieder nickte sie. »Jeder von uns hat ein kleines bisschen was in ihr Glas getan, während die anderen sie abgelenkt haben. War überhaupt nicht schwer. Sie war ja schon sturzbetrunken. Hat ständig rumgekreischt, sie schmeißt uns raus. Am nächsten Morgen kriegen wir alle die Kündigung.«
    »Sie wissen, dass ich weiß, dass Sie lügen?«
    »Ich lüge nicht. Wir waren es alle vier. Jeder ein bisschen.«
    »Studiert zufällig jemand von Ihnen Jura?«
    Einer der Jungs, der, der am abgefucktesten aussah, hob träge die linke Hand.
    »Offenbar haben sie gut aufgepasst in Ihren Vorlesungen über Strafrecht.«
    Er ließ den Kopf hängen, als würde die Müdigkeit ihn jeden Moment vom Stuhl reißen.
    »Sie sind vorläufig festgenommen«, erklärte ich wütend. »Packen Sie ein paar Sachen zusammen. Falls Sie das Bedürfnis verspüren, können Sie selbstverständlich einen Anwalt anrufen.«
    »Der Anwalt bin ich«, erklärte der Jurastudent träge und gähnte.
    »Das nennt man dann wohl groben Unfug mit Todesfolge«, brummte Balke auf dem Weg nach draußen.
    »Der Staatsanwalt wird es eher schwere Körperverletzung nennen.«
    »Die Kids können einem fast leidtun. Ein Leben verschissen wegen eines solchen Mists.«

40
    Es war noch nicht zu Ende.
    Am Sonntagabend um kurz nach siebzehn Uhr stand ich zum zweiten Mal vor dem verschlossenen Tor zum Park der Villa, die dieses Mal nicht vollkommen dunkel war. Hinter mehreren Fenstern war Licht zu sehen. Der Streifenwagen, den ich am Vortag herbeordert hatte, war so geparkt, dass er vom Haus gut zu sehen war. Die beiden Kollegen, die sich bisher darin gelangweilt hatten, standen hinter mir.
    Die Vernehmungen der vier jungen Leute aus der Wohngemeinschaft waren zäh, unangenehm und unergiebig gewesen. Sie blieben stur bei ihrer Darstellung, dass alle gleich schuldig waren am Tod von Rosalie Jordan. Mit den üblichen Tricks und Drohungen waren sie nicht zu übertölpeln. Wieder und wieder hatten sie ihren abgesprochenen Text abgespult. Am Ende würden sie vermutlich mit einer kleinen Freiheitsstrafe auf Bewährung davonkommen. Dass die vier den Tod der alten Frau nicht beabsichtigt hatten, glaubte ich ihnen sogar. Nur für einen der Studenten konnte es kritisch werden. Als vorbestrafter Jurist würde er nicht leicht eine angemessene Stellung finden.
    Dieses Mal hatte mein Läuten Erfolg.
    »Ja?«, tönte eine dünne Stimme aus der Sprechanlage. Die Stimme, die ich schon einmal am Telefon gehört hatte.
    Ich nannte meinen Namen und mein Anliegen.
    Der Türöffner schnarrte. Die Scharniere des Tors kreischten gequält, als ich es aufdrückte. Die schlecht beleuchtete Kiesauffahrt zum Haus war ungepflegt. Überall welkte Unkraut.
    Die Frau, die den Türöffner betätigt hatte, trug eine blütenweiße Schürze und ein neckisches Häubchen im dunklen Haar.
    »Frau von Brühl lässt bitten«, erklärte sie mit einem bühnenreifen Knicks.
    Ich wurde durch ein Vestibül geführt, in dem teures Schuhwerk unordentlich herumstand und diverse, vermutlich ebenfalls kostbare Mäntel an schmiedeeisernen Haken hingen, durchquerte eine geräumige Halle, landete schließlich in einer veritablen Bibliothek voller verstaubter Regale aus dunklem Holz und alter Bücher. Es roch, als wäre hier das Leben vor Jahren zum

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