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Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Stillstand gekommen.
    Die Haushälterin hatte die hohe dunkelbraune Kassettentür zur Halle sofort wieder geschlossen und mich mit einer gemurmelten Entschuldigung allein gelassen. Eine andere Tür stand zur Hälfte offen. Im Nachbarraum sah ich einen kunstvoll gedrechselten Esstisch, ein Cello an der Wand, einen filigranen Notenständer ohne Noten. Ich setzte mich auf einen der beiden herumstehenden Ledersessel mit hoher Lehne. Sprang wieder auf, trat ans Fenster, sah in den verwilderten, in der trügerischen Dunkelheit des frühen Winterabends nur noch schemenhaft erkennbaren Park hinaus.
    Vor einer halben Stunde hatte mir Balke freudestrahlend einen Durchbruch gemeldet: Der Hells Angel in Saarbrücken hatte endlich ausgepackt und die Namen der Täter genannt. Insgesamt sieben Männer waren in wechselnder Besetzung zu den Raubzügen in die Kurpfalz aufgebrochen. Im Keller des Anführers, der als Einziger in Heidelberg aufgewachsen war, hatten unsere Kollegen ein regelrechtes Lager voller Diebesgut gefunden. Der Verkauf der Beute war zum größten Teil über das französische eBay-Portal gelaufen.
    Irgendwo im Haus hörte ich leise Frauenstimmen. Dann Schritte draußen, die Tür schwang auf, die Hausherrin trat ein.
    Nein, Elisabeth von Brühl trat nicht ein, sie trat auf.
    Mir fiel nur ein halbvergessenes Wort ein, um diese Frau zu beschreiben: Grandezza. Das entspannte Selbstbewusstsein jahrhundertealten Adels. Obwohl sie das »von« ja erst vor wenigen Jahren erheiratet hatte und von Adel keine Rede sein konnte. Dennoch diese freundliche, überaus dezente, ja fast liebevolle Verachtung für Menschen niederen Standes.
    »Bitte verzeihen Sie, dass Sie warten mussten«, sagte die Hausherrin mit voller Altstimme, als sie mir die ungeschmückte Rechte reichte. »Ich habe sehr schlecht geschlafen in der letzten Nacht. Deshalb habe ich mir erlaubt … Aber kommen Sie doch. Setzen wir uns nach nebenan. Darf Anna Ihnen einen Tee bringen?«
    Kalt war es in diesem Haus. Wie hatte Graf die Villa genannt? Einen alten Kasten. An jedem Möbelstück, an jedem Teppich, jeder Tapete war zu sehen und zu spüren, dass das Anwesen verkam. Dass nicht genug Geld da war, um es zu erhalten. Nein, am Geld konnte es nicht liegen, nach allem, was ich über Frau von Brühl wusste. Hier fehlte es nicht an Barem, hier fehlte es an Interesse und Liebe zu den Dingen, die sie umgaben. Oder an Energie, sich damit zu befassen. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb flößte jedes alte Gemälde an der Wand, jedes einzelne Möbelstück Respekt
ein.
    »Wie geht es ihm?«, fragte die fast einen Meter achtzig große ehemalige Schauspielerin über die Schulter. Sie trug ein schlichtes, gewiss maßgeschneidertes Kleid aus einem weichen Stoff, der ihrer üppigen Figur schmeichelte. Ihr schulterlanges braunes Haar fiel in weichen Locken. Nicht nur an den Händen trug sie keinerlei Schmuck. Da waren auch keine Ohrringe, keine Ketten, nichts. »Ich weiß leider nur sehr ungefähr, was vergangene Nacht geschehen ist. Sie lassen einen ja nicht einmal mit ihm telefonieren. Ist er schwer verletzt?«
    »Er ist zum Glück überhaupt nicht verletzt. Herrn Graf steht noch ein wenig unter Schock und ist natürlich sehr erschöpft. Die letzten Tage waren auch für einen Mann seines Kalibers ein wenig heftig.«
    Wir setzten uns auf eine mit schokoladenbraunem Leder bezogene Couchgarnitur, die um einen wuchtigen Holztisch herum gruppiert war. Frau von Brühl hatte die hohen Sprossenfenster im Rücken.
    »Und was führt Sie nun zu mir, Herr Gerlach?«, fragte sie mit etwas mühsamer Liebenswürdigkeit.
    »Die Suche nach der Wahrheit.«
    »Welcher Wahrheit?«
    »Ich möchte wissen, was in diesem Haus am neunten November 1985 geschehen ist. Auch wenn es inzwischen strafrechtlich nicht mehr von Belang sein dürfte. Ich möchte es einfach wissen. Nennen wir es eine Art Berufskrankheit.«
    »Warum haben Sie nicht Marcel gefragt?«
    »Das habe ich getan. Aber er sagt mir nicht die Wahrheit.«
    »Und nun denken Sie, ich …?«
    »Ich wage es zu hoffen.«
    »Welchen Grund sollte ich haben?«
    »Vielleicht werden Sie sich anschließend besser fühlen?«
    Sie sah zur Decke. Zögerte. In ihrem apart geschnittenen Gesicht arbeitete es. Ihr rechtes Auge war eine Winzigkeit kleiner als das linke, was ihre reife Schönheit auf seltsame Weise noch verstärkte. Schließlich sah sie mir wieder ins Gesicht. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen.
    »Nun denn«, begann sie und atmete tief

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