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Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Jordan gelebt hatte und gestorben war. Dieses Mal war ich nicht allein gekommen. Sven Balke begleitete mich und außerdem zwei uniformierte Beamte von der Schutzpolizei.
    »Eins-a-Wohnlage für Studenten«, meinte Balke gut gelaunt. »Zwanzig Schritte bis zur Mensa. Da lässt sich’s leben.«
    Die Mensa befand sich im ehemaligen Marstall, einem historischen Gebäude mit dicken Mauern, das tatsächlich nur wenige Meter entfernt in Richtung Neckar lag.
    Ich drückte der Reihe nach alle Klingelknöpfe von unten nach oben, da ich nicht genau wusste, wohin ich eigentlich wollte. Augenblicke später surrte der Türöffner gleich mehrmals. Ich wies die beiden Uniformierten an, an der Haustür Posten zu beziehen und niemanden hinein oder heraus zu lassen. Balke folgte mir die Treppe hinauf. Ins zweite OG wollte ich, so viel wusste ich. Dort erwartete uns eine sehr unausgeschlafene junge Frau mit schreiend grüner Borstenfrisur. An den knochigen Beinen trug sie lilafarben schillernde Leggins, oben herum ein schlabberiges hellgraues T-Shirt mit der Aufschrift »Fake!«, durch das sich deutlich ihre Brustwarzen abzeichneten. Zu meiner Verwunderung entdeckte ich keinerlei Metall in ihrem Gesicht.
    »Ja?«, fragte sie misstrauisch.
    »Sie haben in Ihrer Wohnung in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch eine Party gefeiert.«
    »Wieso?« Ihre Stimme klang voll und rauchig. Wenn sie Wert darauf gelegt hätte, hätte sie eine attraktive junge Frau sein können. »Die Bullerei war doch schon da. Gibt’s wieder mal ’ne Anzeige, oder watt?«
    Ich hielt der jungen Frau, die unüberhörbar aus Berlin stammte, meinen Dienstausweis unter die Nase.
    Ihre Augen wurden zu Schlitzen. »Wer hat sich diesmal beschwert?«
    »Dürften wir kurz hereinkommen?«
    »Nö.«
    »Sie legen Wert darauf, die Sache offiziell zu machen?«
    »Ich lege auf jar nüscht Wert. Ich will nur nicht, dass die Polente in meine Wohnung rumschnüffelt.«
    »Es ist Ihre Wohnung?«
    »Mietvertrag läuft uff mein’ Namen. Aber ich hab die Erlaubnis unterzuvermieten. Die Alte vermietet ja gerne an WGs. Bringt am meisten, und geldgeil ist die ja jewesen wie ’ne alte Nutte.«
    »Ihr Verhältnis zur Vermieterin war nicht das beste?«
    Sie lachte. »Sind Sie immer so witzig drauf?«
    »Wie viele Personen leben in dieser Wohnung?«
    »Mit mir zusammen vier. Zwee Jungs, zwee Mädels. Und wat wird det nu?«
    Balke zupfte mit amtlicher Miene das Smartphone aus einer der Taschen seiner engen Jeans. Die junge Frau beobachtete ihn dabei mit Interesse und Wohlwollen.
    »Jetze kommen Sie mit Blaulicht und Tatütata, oder wat?«, fragte sie, wieder an mich gewandt.
    »Jetzt komme ich mit einem Durchsuchungsbeschluss.«
    »Dann kommen Sie eben in Gottes Namen rein.«
    Mit einem Mal sprach sie akzentfreies Hochdeutsch.
    Eine Minute später saßen wir in einer verblüffend aufgeräumten, hochmodern eingerichteten und keineswegs billig ausgestatteten Küche.
    Die Mieterin hatte sich rittlings und demonstrativ entspannt auf einen Stuhl gesetzt. Ihre Füße waren nackt. Die Farbe der Zehennägel passte zu der der struppigen Haare. Der Ausschnitt ihres T-Shirts war so weit, dass ich mit einigen Verrenkungen vermutlich ihren Bauchnabel hätte sehen können. Aber diese Taktik kannte ich zur Genüge.
    »Sie wissen, dass Frau Jordan tot ist?«
    Anstelle einer Antwort plinkerte sie einmal mit den mascaraverschmierten Augenlidern. Offenbar war man in der vergangenen Nacht nicht zum Abschminken gekommen.
    »Wissen Sie auch, wie sie gestorben ist? Sie ist vergiftet worden. Mit Liquid Ecstasy.«
    Mehr brauchte ich nicht zu sagen. Die junge Frau wurde erst blass, dann rot. »Mit Li…?« Sie verschluckte sich. Hustete ausführlich. »Det kann gar nich … Verdammich. Ick muss …«
    »Wer von Ihnen war es?«
    Sie wechselte wieder ins Hochdeutsch. »Ich muss erst mit den anderen reden. Warten Sie bitte fünf Minuten im Treppenhaus? Ich verspreche auch, keinen Scheiß zu machen. Ehrlich!«
    »Sie werden mit niemandem reden. Sie sind alle miteinander vorläufig festgenommen. Den Rest klären wir in der Polizeidirektion.«
    »Ich war’s aber nicht.«
    »Wer von Ihnen es war, werden wir anhand der Spuren feststellen, die wir unten in der Wohnung sichergestellt haben.«
    »Ich war’s nicht allein.«
    Die drei verschlafenen Gestalten, die nach und nach in der Küche auftauchten, sahen abenteuerlich aus. Der Kopf des zweiten Mädchens war praktisch kahl rasiert, das runde, mit Pickeln übersäte Gesicht

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