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Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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zähem, undurchdringlichem Nebel, noch dazu mit einem viel zu kurzen Stock. Auf dem Tisch vor mir standen die Reste eines kargen Frühstücks. Ein Kaffeebecher, der offensichtlich schon lange nicht mehr mit klarem Wasser in Berührung gekommen war, ein Teller voller Krümel und Butterspuren. Ein Glas, in dem noch ein Rest Orangensaft stand.
    Okay, ein allerletzter Versuch: »Sie halten es also für ausgeschlossen, dass Herr Graf ein Verhältnis mit Frau Hergarden hatte?«
    »Völlig ausgeschlossen. Eine von Freddys Schnapsideen.«
    »Hergarden scheint davon überzeugt gewesen zu sein.«
    »Warum fragen Sie nicht einfach Marcel?«
    »Das habe ich schon getan. Er streitet es ab.«
    »Haben Sie mit ihm telefoniert? Wo in der Weltgeschichte treibt er sich denn rum zurzeit?«
    »In Ludwigshafen. Ich bin gestern Abend bei ihm gewesen.«
    Dass ihr alter Bekannter so nah war, überraschte sie. Ich erzählte ein wenig von meinem Gespräch, und sie fragte, wie Graf heute aussah.
    Ich fragte mich, ob es nicht allmählich an der Zeit war, mich zu verabschieden.
    »Ziemliche Scheiße, was?«, meinte Rosalie Jordan mitfühlend, der meine ratlose Miene nicht entgangen war. »Warum tun Sie sich das überhaupt an? Wen juckt es heute noch, mit wem eine gewisse Vicky vor einem halben Jahrhundert in der Kiste war und wie sie ums Leben gekommen ist? Ist das nicht sowieso alles verjährt?«
    »Mord verjährt nicht. Und irgendetwas ist faul an der Geschichte.«
    »Was?« Jetzt war sie plötzlich wach. »Was ist faul?«
    Dass der Polizeibericht von damals voller Fehler und Lücken war. Dass jemand mich vor die Brust gestoßen hatte und ich wie ein Mehlsack umgekippt und auf den Hinterkopf geknallt war. Dass jemand einen Peilsender an meinen Wagen montiert hatte. Dass die Anzeige nicht zu finden war, die Hergarden angeblich damals bei der Polizei gemacht hatte.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich und rieb mir mit beiden Händen das Gesicht. »Mehr so ein Gefühl.«
    »Gefühle muss man ernst nehmen«, sagte die Schauspielerin. »Gefühle sind das Allerwichtigste im Leben. Das bisschen Verstand obendrüber, das kann man vergessen. Es gibt nicht viel, was ich in meinem Scheißleben gelernt habe. Aber das, das ist hängen geblieben.«
    Ich widerstand meinem Fluchtdrang. »Kommen wir zu Frau Holland.«
    »Sabeth.«
    »Sie hat die Tote am nächsten Morgen gefunden.«
    »Wenn man sie ärgern wollte, musste man sie Lisa nennen.«
    »Hat sie von der angeblichen Geschichte zwischen Vicky und ihrem Mann gewusst?«
    »Davon bin ich überzeugt. Wissen Sie, was meine Mutter immer zu mir gesagt hat? Rosamädchen, hat sie gesagt, lass die Finger von schönen Männern. Einen schönen Mann hast du nie für dich allein.«
    Irgendwo über uns begann Musik zu wummern. Rosalie Jordan verzog das faltige Gesicht zu einer leidenden Grimasse. »Geht das schon wieder los!«, murmelte sie. »Ich schmeiß sie raus. Irgendwann schmeiß ich das ganze Dreckspack raus …« Sie sah mich mit verlorenem Blick an. »Die Chinesen sind alle so freundlich und leise und fleißig. Aber diese Chaoten im Zweiten, die führen sich auf, dass es der Sau graust.«
    Nachdem wir noch eine Weile gemeinsam den Technobässen gelauscht hatten, straffte sie sich und fuhr fort: »Sabeth ist jähzornig gewesen. Marcel ist mehr als einmal mit der Sonnenbrille rumgeschlichen, weil er ein blaues Auge hatte.«
    »Sie wollen andeuten, sie hat ihn geschlagen?«
    »Nicht nur einmal. Alle haben es gewusst. Alle.«
    »Wirklich gesehen hat es aber niemand?«
    Sie zögerte mit der Antwort. Blickte in ihr schon fast wieder leeres Glas. »Solche Sachen machen die Runde. Man kann nicht sagen, wer es in die Welt gesetzt hat. Aber es hat gepasst, irgendwie. Sie war ihm über. Sabeth war Marcel über. Die hat sich von ihm nichts gefallen lassen.«
    »Wissen Sie, was aus ihr geworden ist?«
    »Hab mal gehört, sie hätte wieder geheiratet. In Frankreich irgendwo.«
    »Eine große Karriere als Schauspielerin hat sie offenbar nicht gemacht.«
    »Große Karriere hat nur Marcel gemacht. Sabeth hat es ja auch gar nicht nötig gehabt. Deren Wiege war mit Tausendern ausgepolstert. Für Sabeth ist die Schauspielerei nur ein netter Zeitvertreib gewesen. Da war keine Leidenschaft, wenn sie auf der Bühne stand. Und Leidenschaft kommt ja nun mal von Leiden. Sabeth ist es immer zu gut gegangen.«
    »Sie hat geerbt?«
    »Nach dem Tod ihrer Eltern hat sie mehr Geld auf dem Konto gehabt, als ein Mensch in einem Leben verpulvern

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