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Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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seit Neuestem griffbereit an der Garderobe, wie ich es mir vorgenommen hatte. Dummerweise hatte ich jedoch bei meinem Alarmstart vorhin vergessen, ihn mitzunehmen.
    »Graf ist auf dem Weg ins Krankenhaus?«, fragte ich und blies ebenfalls in meine Hände, um sie wieder zum Leben zu erwecken.
    Die rothaarige Kollegin nickte eifrig. »Wie wir gekommen sind, sind sie gerade losgefahren. Wir haben erst mal nur abgesperrt. Spusi müsste jeden Moment auftauchen.«
    Über Grafs Gesundheitszustand war noch immer nicht mehr bekannt, als dass er am Leben war. Da das Uniklinikum buchstäblich nur wenige Meter entfernt lag, war er inzwischen vermutlich schon in guten Händen.
    »Soweit ich sehen konnte«, fuhr die vor Kälte zitternde Kollegin fort, »hat er nicht so wahnsinnig viel Blut verloren. Seine Sachen, die haben allerdings schon wüst ausgesehen.«
    »Haben Sie mit ihm sprechen können?«
    Sie schüttelte den Kopf. An den Wurzeln ihrer roten Locken schimmerte die natürliche dunkelbraune Farbe durch. »Der Arzt ist ein aufgeregter Jungspund gewesen und hat ein Theater gemacht, als wäre sein Patient der liebe Gott persönlich und außerdem schon so gut wie tot.«
    Ich zückte mein Handy, wählte mit kältesteifen Fingern die Nummer des Klinikums und fragte mich zur Abteilung für Unfallchirurgie durch. Herr Graf werde zurzeit ärztlich versorgt, beschied man mir kühl. Ob man heute schon einer Befragung durch die Polizei zustimmen könne, würde man mich zu gegebener Zeit wissen lassen. Als Nächstes drückte ich die Direktwahltaste zu Klara Vangelis, meiner besten und zuverlässigsten Mitarbeiterin. Wie erwartet, war sie um Viertel vor acht schon im Büro. Mit wenigen Worten brachte ich sie auf den aktuellen Stand.
    »Wir bilden eine Soko, und Ihnen würde ich gerne die Leitung übertragen.«
    »Wen kann ich kriegen?«
    »Jeden, der verfügbar ist. Das wird eine Staatsaktion, die viel Fingerspitzengefühl verlangt. Sie sollten umgehend zum Tatort kommen und sich selbst ein Bild machen. In einer Stunde kann ich Ihnen sagen, wen ich Ihnen für die Soko geben kann.«
    »Hatten wir schon einmal ein so prominentes Opfer?«
    »Ich fürchte, nein. Jedes Käseblättchen Europas wird uns auf die Finger schauen.«
    Als ich wieder auf mein Rad stieg und meine Abneigung gegen warme Handschuhe und Pudelmützen verfluchte, quietschten Bremsen. Es war jedoch nicht die dringend erwartete Spurensicherung, sondern ein Übertragungswagen des SWR. Ich sah zu, dass ich fortkam.
    Sönnchen saß schreckensblass an ihrem Schreibtisch, als ich mein Vorzimmer betrat.
    »Sie haben es also auch schon gehört?«, fragte ich und hängte meinen Mantel auf.
    Sie starrte mich an, als könnte sie den Gesundheitszustand Grafs von meiner Nase ablesen. »Im Radio reden sie von nichts anderem mehr. Und auch noch praktisch vor unserer Haustür!«
    »Wird wohl nichts werden mit der Show am Samstag. Gucken Sie sich so was eigentlich an?«
    »Natürlich!«, erwiderte sie entgeistert. »Jede Folge!«
    Nach allem, was ich inzwischen wusste, zählte meine Sekretärin vermutlich zu Grafs jüngsten Fans.
    »Er ist so … charmant. Und lustig auch. Lustig, ohne anderen wehzutun. Das, was heutzutage modern ist, kann ich nicht aushalten. Das ist mir alles zu bunt, zu schräg, zu schmutzig und vor allem viel zu laut. Über die Witze kann ich auch nicht lachen, weil ich sie entweder nicht versteh, oder weil sie mir zu dumm oder zu unanständig sind. Haben Sie mit ihm geredet?«
    »Am Montag.«
    »Persönlich?«
    »Wenn es kein Double war.«
    »Und? Wie ist er so?«
    »Nett.«
    »Nett?«
    »Verehrte Frau Walldorf, ich bin ein Mann, wie Sie vor Kurzem noch sehr richtig festgestellt haben. Darum bin ich vermutlich nicht ganz so empfänglich für seinen Altherrencharme.«
    »Der Jüngste ist er wirklich nicht mehr«, gab sie zu und wandte endlich den Blick ab. »Aber mir gefällt’s trotzdem. Letztes Mal hat er die Mireille Mathieu als Überraschungsgast gehabt.«
    »Die lebt noch?«
    »Also bitte!«, rief sie entrüstet. »Sie sollten …«
    Ihr Telefon ersparte mir den Rest.
    Sönnchen hörte kurz zu, sagte: »Moment, er steht mir gegenüber«, und reichte mir den Hörer kommentarlos.
    »Jetzt ist er endgültig weg!«, tönte die empörte Stimme der Vermieterin in Dossenheim. »Gestern Abend ist er noch mal da gewesen und hat seine Tasche geholt. Mein Mann und ich, wir sind im Kino gewesen, und wie wir um halb elf heimkommen, da liegt der Schlüssel auf dem

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