Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
Vom Netzwerk:
Sohlenabdruck.
    Als der Güterzug vorbei war, rauschte eine Regionalbahn in Richtung Süden und veranstaltete das nächste Schneegestöber.
    Ich schüttelte mich. Sah Balke an. Er sah mich an. Seine Nasenspitze war weiß vor Kälte. In seinen blonden Augenbrauen klebten Schneeflocken und gaben ihm das verwegene Aussehen eines Polarforschers.
    »Im Grunde«, sagte ich und schüttelte mich. »Im Grunde ist das hier ja nicht unser Job.«

23
    Als Balke auf den Parkplatz der Polizeidirektion einbog, war es schon kurz vor zwölf, ich spürte allmählich meine Füße wieder, und das Handy meines Mitarbeiters klingelte. Er schaffte es, gleichzeitig rückwärts einzuparken und zu telefonieren.
    »Danke«, sagte er am Ende. »Vielen herzlichen Dank. Super Arbeit, Kollegin!«
    Er zog den Schlüssel ab und grinste mich an. »Saarbrücken. Rübes Tipp war goldrichtig.«
    »Das heißt, mit der Kellertürenbande werden wir künftig keinen Stress mehr haben?«
    »Der Sohn von Rübes Schulfreund ist Mitglied der Hells Angels. Er scheint nicht direkt mit den Einbrüchen zu tun zu haben, aber die Uhr stammt definitiv aus dem Bruch in Bammental. Zurzeit quetschen sie den Kerl noch aus. Ist wohl eine harte Nummer. Behauptet jetzt, er hat das Teil von einem Unbekannten in einer Kneipe gekauft, an die er sich nicht mehr erinnern kann. Außerdem hat er natürlich keinen blassen Dunst gehabt, dass die Uhr so wertvoll ist. Aber sie haben inzwischen in seiner Wohnung noch andere Sachen aus der Beute sichergestellt, und allmählich wird er weich.«
    Auch meine Schuhe waren weich. Außerdem völlig durchnässt, stellte ich auf dem kurzen Weg zur Kantine fest. Meine frisch getauten Ohren brannten und kribbelten.
    »Wie läuft’s mit der toten Schauspielerin?«, wollte Balke gut gelaunt wissen.
    »Ich warte auf den Bericht aus der Gerichtsmedizin. Äußere Verletzungen hat sie definitiv nicht.«
    »Irgendwer läuft da Amok«, überlegte Balke, als wir uns mit hellgrauen, von der Spülmaschine noch ein wenig feuchten und angenehm warmen Tabletts in den Händen in die Essensschlange einreihten. »Gibt’s überhaupt jemanden in dieser alten Geschichte, der noch am Leben ist und nicht im Krankenhaus liegt? Was ist mit Grafs geschiedener Frau?«
    »Die ist seit zwanzig Jahren tot, wie es aussieht.«
    »Sicher?«
    Unser Unterbewusstsein ist um vieles intelligenter als wir selbst und hat zudem unglaubliche Mengen an Informationen und Erfahrungen gespeichert. Nur behält es sein Wissen gerne für sich oder rückt zu den unpassendsten Zeitpunkten damit heraus. Irgendetwas in meinem Kopf hatte die Antwort auf unsere Fragen längst gefunden, wurde mir in diesem Moment bewusst. Dieses Etwas weigerte sich jedoch bislang, sein Wissen zu veröffentlichen.
    »Eigentlich«, sagte ich zögernd. »Eigentlich ist das sicher, ja. Ihr Haus in der Gundolfstraße wurde von der Erbengemeinschaft verkauft und …«
    »Sie haben Zweifel?«
    Ich zuckte ratlos die Achseln. »Irgendwas ist komisch, aber ich kann es noch nicht greifen.«
    »Soll Evalina sich mal ans Telefon hängen, um rauszufinden, was aus der Frau geworden ist? Die hat gerade ein wenig Luft.«
    Als ich Blechbesteck und eine dünne Papierserviette auf mein Tablett legte, fiel mir der logische Fehler in der Geschichte auf. Das, was mich die ganze Zeit schon irritiert hatte. Balke brauchte im Gegensatz zu mir nicht Tage, sondern nur wenige Sekunden dazu.
    »Erbengemeinschaft heißt doch, sie hat entweder mehrere Kinder gehabt …«
    »Oder es gibt noch andere Verwandte. Mit einem Mitglied dieser Erbengemeinschaft habe ich sogar selbst telefoniert, aber …« Aber das war kurz nach meinem Unfall gewesen, als ich noch nicht wieder Herr meiner Sinne war.
    Inzwischen waren wir in der Essensschlange so weit vorgerückt, dass wir uns entscheiden mussten. Weil Freitag war, gab es Fisch. Weil nicht jeder Fisch mochte, war die Alternative Wiener Schnitzel vom Schwein. Dazu die üblichen Pommes und Salat.
    »Schniposa«, sagte Balke befriedigt und griff ohne Zögern zu. Ich zierte mich kurz, wählte dann ebenfalls das Schnitzel.
    »Da muss ich gleich mal nachhaken«, sagte ich kopfschüttelnd. »Zurzeit passieren mir ständig solche Sachen.«
    »So eine Gehirnerschütterung ist kein Spaß, Chef. Und wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf …«
    »Sprechen Sie das Wort ›Helm‹ aus, und Sie sind ab Montag für die Überwachung des ruhenden Verkehrs in Ziegelhausen zuständig.«
    Balke sah mich aus schmalen Augen

Weitere Kostenlose Bücher