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Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Tür zu einem Zimmer etwa in der Mitte des Flurs erschien der blond gelockte Kopf einer Frau in den besten Jahren. Ich meinte, ein flüchtiges Lachen zu sehen, bevor sie wieder verschwand.
    Wortlos steckte ich meinen Ausweis ein und machte kehrt. Ich ging an den leeren Betten vorbei, klopfte an die Tür, aus der vor Sekunden die Blonde geguckt hatte, und trat ein, ohne auf ein Herein zu warten. Die Frau – vermutlich eine Krankenschwester – trug einen weißen Kittel über grüner Jacke und Hose und war damit beschäftigt, am Arm eines ausgemergelten Greises eine neue Infusion zu setzen. Sie sah auf und musterte mich fragend.
    »Ich würde gerne den Stationsarzt sprechen.«
    Sie antwortete mit slawisch klingendem Akzent, jedoch in fehlerfreiem Deutsch: »Dr. Haller ist kurz weggegangen. Er wird gleich wieder da sein. Wollen Sie bitte draußen warten? Sie sehen …«
    Wie angekündigt erschien der Arzt, kaum dass ich auf einer der Bänke Platz genommen hatte. Er mochte einige Jahre jünger sein als ich und zog das rechte Bein ein wenig nach. Sein müder Blick ließ auf schlimme Erfahrungen und ein für seinen Beruf zu weiches Herz schließen. Das dunkle Haar war millimeterkurz geschnitten, der Zehntagebart schon leicht angegraut. Sein Händedruck war trocken und fest.
    »Ich nehme an, es geht um …?« Ein vielsagender Blick zum Ende des Flurs ersetzte den Schluss des Satzes. »Gehen wir doch in mein Zimmer.«
    Er führte mich einige Schritte weiter in Richtung Lift, hielt mir die Tür zu einem geräumigen Büro auf. Den Raum dominierten zwei Schreibtische, die kein bisschen ordentlicher waren als mein eigener. In der Ecke hinter der Tür ein runder Tisch, zwei, drei regellos herumstehende Stühle. An der gegenüberliegenden Wand eine schmale, weiß bezogene Liege. Auf dem Tisch stand ein Stövchen mit einer beinahe leeren gläsernen Teekanne und eine verkrustete Tasse. Das Teelicht war erloschen, auf dem verbliebenen Tee schwammen schwärzliche Schlieren. Der Arzt schloss sorgfältig die Tür hinter uns.
    »Zu trinken kann ich Ihnen leider nichts anbieten«, sagte er. »Der Tee ist wahrscheinlich schon gesundheitsschädlich.« Sein Lächeln war freundlich und offen.
    Wir setzten uns an den Tisch. Er schob das Stövchen samt Kanne zur Seite, damit nichts zwischen uns stand, und begann zu sprechen, bevor ich eine Frage stellen konnte.
    »Ich kann Ihnen nichts sagen«, sagte er. »Hier rufen alle paar Minuten irgendwelche Journalisten an und halten unsere Leute von der Arbeit ab. Aber auch denen können wir keine andere Antwort geben.«
    »Können Sie nicht, oder dürfen Sie nicht?«
    Er atmete tief ein. Sah mir mit vorgeneigtem Kopf von unten her ins Gesicht. »Niemand wird mir in diesem Haus den Mund verbieten. Aber ich unterliege der ärztlichen Schweigepflicht wie jeder andere auch.«
    »Ich wollte Sie nicht nach Details zu Grafs Gesundheitszustand fragen.«
    Der Blick seiner dunkelbraunen Augen ging auf Wanderschaft. »Selbst wenn ich dürfte, ich könnte Ihnen nichts sagen. Sie lassen uns ja nicht zu ihm. Was ich ein starkes Stück finde, ehrlich gesagt. Eine Abmachung zwischen dem ZDF und der Klinikleitung. Herr Graf wird von seinem eigenen Arzt versorgt.«
    »Ist so etwas üblich?«
    »Ganz und gar nicht.«
    Jetzt ruhte sein wohlwollender Blick wieder auf meinem Gesicht.
    »Zu seinen Verletzungen können Sie mir auch nichts sagen?«
    »Alles, was ich weiß, haben Sie schon ein paar Mal im Radio gehört. Es wird ja pausenlos berichtet. Inzwischen gibt es sogar eine Facebook-Seite, habe ich eben erfahren, auf der behauptet wird, er sei tot, und der Sender halte es geheim, um ihn durch ein Double zu ersetzen.«
    »Wer hat gestern Morgen die Erstversorgung gemacht?«
    »Der Notarzt.«
    »Wer hat ihn hier in Empfang genommen?«
    »Ich. Aber da war er schon verbunden.«
    »War er ansprechbar?«
    »Er war bei Bewusstsein. Aber sehr schweigsam. Wenn er etwas gesagt hat, dann wirres Zeug.«
    »Hat er einen Namen genannt?«
    »Nein. Sie meinen, er hätte den Täter erkannt?«
    »Wäre ja denkbar.«
    Der Arzt schüttelte nachdenklich den Kopf mit den braunen Borsten. »Er hatte alle Symptome eines posttraumatischen Schocks. Symptome wie im Lehrbuch …«
    »Herr Dr. Haller, wenn ich ehrlich sein darf …«
    »Das dürfen Sie unbedingt.«
    »Sie wirken auf mich wie ein Mensch, der zu gerne etwas sagen würde, es aber nicht darf.«
    Sein Lächeln wurde noch eine winzige Spur stärker. »Sie sind ein guter

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