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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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bei seinem Anblick die Knie zitterten.
    Warum der Zigeuner diese Macht über sie hatte, wusste sie nicht, doch beim Anblick dieser seltsam strahlenden, blassen Augen in dem dunklen Gesicht mit den ungezähmten, markanten Zügen machte ihr Herz einen Satz, und das Blut prickelte in ihren Adern.
    Sie blieb stehen, lächelte und sagte auf Französisch: «Wir schulden Ihnen unseren Dank, Gitan?» Seinen Namen sprach sie absichtlich als Frage aus.
    Er zuckte die Achseln und lächelte, wodurch plötzlich sein ganzes Gesicht strahlte. Auf die unausgesprochene Frage bezüglich seines Namens ging er nicht weiter ein. «Eine Kleinigkeit, Mylady, kaum der Rede wert.» Graziös verbeugte er sich vor ihr, und als er sich wieder aufrichtete, hefteten sich seine lebendigen Augen wieder auf ihre.
    «Zwei Sekunden später, und eine junge Frau wäre schwer verletzt worden.» Sie lächelte. «Ich denke, wir schulden Ihnen etwas.» Wenigstens kann ich, indem ich die große Dame spiele, meinen inneren Aufruhr verbergen, dachte sie.
    Gitan lächelte erneut. «Darf ich mir dann die Tollkühnheit erlauben, meine Belohnung zu benennen?»
    Einen Augenblick glaubte sie, er würde sie bitten, mit ihr zu tanzen, und sie fürchtete, dass der ganze Saal sah, wie nervös sie war, und ihr schmachvolles Geheimnis erriet. Graziös beugte sie den Kopf. «Bitte.»
    Es gelang ihm, ohne Anstoß zu erregen, etwas Vertrauliches in sein Lächeln zu legen, als wären sie Verschwörer. «Ich bitte Eure Ladyschaft nur um Erlaubnis, den langen Saal aufzusuchen, um mir noch einmal das Porträt anzuschauen.»
    Sie wurde rot, sie spürte deutlich, dass sie rot wurde. Eine verzweifelte, entsetzte Sekunde lang schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass er die nackte Nymphe gesehen hatte, die in dem Porträt von Lely versteckt war, doch sie wusste, dass das unmöglich war. Dann begriff sie mit großer Gewissheit, dass es ein Kompliment war, dass er ihr eine Botschaft übermittelte, die zu übermitteln ihm genauso verboten war wie ihr, sie zu empfangen. Doch wie konnte sie ihm eine so einfache, so bescheidene Bitte abschlagen? Sie nickte. «Selbstverständlich. Ich sage es Carline. Morgen?»
    «Heute Abend, Mylady.» Er sprach ergebenst. «Ich reise am Morgen ab.»
    «Am Weihnachtstag?»
    «Leider, ja.»
    «Dann heute Abend.» Sie wandte sich von ihm ab, sicher, dass der ganze Raum, auch wenn er die fremde Sprache nicht verstand, ihre Verwirrung gesehen hatte. Doch niemand schaute sie seltsam an, niemand flüsterte hinter vorgehaltener Hand mit schockierter Miene, keine gemurmelten Gerüchte machten die Runde in der Halle. Sie gab Simon Stepper ein Zeichen, damit seine Musiker wieder anfingen zu spielen. Langsam erhoben sich Stimmen, und es wurde wieder gelacht und getanzt.
    «Ein seltsamer Kerl!», sagte Lord Culloden.
    «Er ist Franzose», sagte sie, als erklärte das alles.
    «Oh!», bemerkte er, als erklärte das tatsächlich alles. «Ich dachte, ein Säbel wäre doch zu viel des Guten, Mylady.»
    Sie war versucht zu sagen, er hätte den rasenden jungen Mann aufhalten können, ohne seinen Säbel zu ziehen, wie es der Zigeuner getan hatte, doch stattdessen lächelte sie nur. «Sie haben sicher recht, Mylord.»
    Er strich über die Spitzen seines blonden Schnurrbarts. «Ich denke, das soll ein Menuett sein. Tanzen wir?»
    Sie tanzte mit dem Mann, den sie ermutigt hatte, bei ihrem Vater um ihre Hand anzuhalten, und als sie seine Hand auf ihrem Arm spürte, wusste sie, dass die Bitte des Zigeuners mehr gewesen war als ein Kompliment. Es war eine Einladung gewesen.
    Sie redete sich ein, sie würde sie ignorieren. Sie tanzte und blendete den Raum, während sie sich drehte, herumwirbelte und tanzte. Es war Weihnachten.

    Gegen zwei Uhr hatten sich die Gäste des Schlosses, die zur Jagd blieben, fast alle zurückgezogen. Einige wenige, wie Sir George, hielten mit den Ortsbewohnern und Dienstboten durch, die immer noch zur Musik des Geigers tanzten. Er hatte als einziger Musiker den Frumenty überlebt. Campion, von der Lord Culloden sich mit einem Handkuss verabschiedete, begab sich einige Minuten nach zwei Uhr in ihr Schlafzimmer.
    Ihr Dienstmädchen war ganz aufgeregt. «So ein schöner Ball, Mylady.»
    Campion lächelte. «Gehen Sie zurück, Edna. Ich ziehe mich allein aus.»
    «Davon will ich nichts hören, Mylady! Und dieser Franzmann?» Edna kicherte. «Die sind wirklich sehr imposant, nicht wahr?»
    Ein eifersüchtiger Stich durchfuhr Campion. Sie war bestürzt

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