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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Band im Kassettenrekorder surrte vor sich hin, und aus der Ecke blinkte das rote Licht der Videokamera auf sie herab.
    Insch beugte sich vor und lächelte ungefähr so charmant wie ein Krokodil, dem ein krankes Gnu über den Weg läuft. »Sind Sie sicher, dass Sie nicht einfach die Karten auf den Tisch legen wollen, Mr. Nicholson?«, fragte er. »Das würde uns allen eine Menge Mühe ersparen. Sie spucken’s einfach aus und sagen uns, was Sie mit Peter Lumleys Leiche gemacht haben.«
    Aber Nicholson wischte sich nur mit einem kratzenden Geräusch den Schweiß von seinem kahl geschorenen Schädel. Er sah fürchterlich aus – zitternd und schwitzend saß er da, die Arme um sich geschlungen, und blickte nervös zwischen Logan, Insch und der Tür hin und her.
    Insch griff in eine transparente Plastikhülle und entnahm ihr ein Foto, das einen kleinen Jungen auf einem Dreirad zeigte. Die Aufnahme war offensichtlich im Garten hinter dem Haus entstanden – im Hintergrund waren unscharf ein Handtuch und eine Jeans zu erkennen, die an einer Leine hingen, dazwischen der Fuß einer drehbaren Wäschespinne. Insch hielt das Foto hoch, sodass er den mit Kugelschreiber auf die Rückseite geschriebenen Namen lesen konnte. »Dann sagen Sie mir doch bitte: Wer ist Luke Geddes, Mr. Nicholson?«
    Nicholson leckte sich die Lippen, und sein nervöser Blick streifte die Tür, die durchnässte Polizistin – alles, nur nicht das Foto des Kindes auf dem Dreirad.
    »Ist er eines von Ihren kleinen Opfern, Nicholson? Der Nächste auf Ihrer Liste, der nur noch darauf wartet, entführt, ermordet und missbraucht zu werden? Nein? Und wie sieht es mit dem hier aus?« Insch fischte ein weiteres Foto aus der Hülle, das einen kleinen blonden Jungen in Schuluniform zeigte, der allein eine Straße entlangging. »Regt sich da eine Erinnerung bei Ihnen? Oder sonst irgendwas? Da kriegen Sie doch sicher gleich ’nen Ständer, was?« Er nahm ein drittes Foto heraus. »Und das hier?« Ein kleiner Junge mit ängstlichem Blick, der auf dem Rücksitz eines Autos saß. »Ist das Ihr Wagen? Sieht aus wie ein Volvo, finde ich.«
    »Ich habe nichts getan!«
    »Erzählen Sie mir doch keinen Scheiß! Sie sind ein dreckiger Lügner, und ich werde dafür sorgen, dass Sie den Rest Ihrer Tage hinter Gittern verbringen!«
    Nicholson schluckte krampfhaft.
    »Wir haben noch andere Fotos«, warf Logan ein. »Wollen Sie sie sehen, Mr. Nicholson?« Er schlug eine Mappe auf und nahm die Autopsiefotos von David Reid heraus.
    »O Gott …« Nicholson wurde grau im Gesicht.
    »Sie erinnern sich doch an den kleinen David Reid, oder, Mr. Nicholson? Das ist der Dreijährige, den Sie entführt, erwürgt und vergewaltigt haben.«
    »Nein!«
    »Sie müssen sich doch an ihn erinnern! Sie sind schließlich noch mal zurückgekommen, um sich ein Stück von ihm abzuschneiden, nicht wahr? Mit einer Gartenschere?«
    »Nein! Gott im Himmel, nein! Ich hab ihn nur gefunden! Ich hab ihn nicht angerührt!« Er hielt sich krampfhaft am Tisch fest, als fürchtete er, den Boden unter den Füßen zu verlieren. »Ich hab nichts getan!«
    »Ich glaube Ihnen nicht, Duncan.« Insch ließ wieder sein Krokodillächeln sehen. »Sie sind ein widerliches kleines Arschloch, und ich werde dafür sorgen, dass man Sie wegsperrt. Und wenn Sie dann in Peterhead sitzen, werden Sie erleben, was mit Leuten wie Ihnen passiert. Mit Leuten, die sich an kleinen Kindern vergehen.«
    »Ich habe nichts getan!« Die Tränen strömten über Nicholsons Wangen. »Ich schwöre, ich habe nichts getan!«
    Eine halbe Stunde später unterbrach DI Insch das Verhör unter dem Vorwand, dem Verdächtigen eine »Erholungspause« gewähren zu wollen. Sie ließen Duncan Nicholson mit der nassen Polizistin im Vernehmungsraum allein und schlenderten gemächlich zur Soko-Zentrale zurück. Nicholson war inzwischen ein schluchzendes, zitterndes Nervenbündel. Insch hatte dem Mann eine Heidenangst eingejagt, und jetzt wollte er ihn eine Weile im eigenen Saft schmoren lassen.
    Logan und Insch schlugen die Zeit mit Kaffeetrinken tot, aßen saure Stäbchen und sprachen über das tote Mädchen, das sie in Roadkills Scheune ausgegraben hatten. Die Suchtrupps waren wieder den ganzen Tag dort draußen gewesen, hatten sich durch Berge toter Viecher gewühlt und nichts gefunden.
    Logan schlug erneut seine Mappe auf und nahm das Vorschulfoto von David Reid heraus. Ein fröhlich dreinschauender Bursche mit etwas schiefen Zähnen und einem wirren Haarschopf,

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