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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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dem kein Kamm der Welt gewachsen schien. Keinerlei Ähnlichkeit mit dem aufgedunsenen, dunkel verfärbten, halb verwesten Gesicht auf den Autopsiefotos. »Glauben Sie immer noch, dass er es war?«, fragte er.
    »Roadkill?« Insch zuckte die Achseln und kaute nachdenklich. »Sieht nicht mehr danach aus, oder? Nicht, seit wir unsere Stimmungskanone da oben hocken haben, mit seiner Sammlung von Kinderbildchen. Könnte natürlich sein, dass die alle zu so einer Art Pädophilenring gehören.« Seine Miene wurde finster. »Das wäre wirklich super, was? Ein ganzer Haufen von perversen Irren, die da draußen ihr Unwesen treiben.«
    »Aber von den Kindern auf Nicholsons Fotos ist keines nackt. Kein Schund und Schmutz.«
    Insch zog eine Augenbraue hoch. »Was denn, Sie denken, das ist einfach nur Kunst?«
    »Nein. Sie wissen doch, wie ich das meine. Es ist keine Kinderpornografie, oder? Es ist verdammt merkwürdig und unheimlich, aber Pornofotos sind das nicht.«
    »Vielleicht hat Nicholson ja keinen Spaß an solchen Bildern. Das ist vielleicht nur sein Ausleseprozess. Er schleicht den Kindern nach, fotografiert sie und guckt sich dann den glücklichen Gewinner der Pädophilen-Lotterie raus.« Er formte die Hand zu einer Pistole und zielte auf ein imaginäres Kind. »Seine Kinderpornografie holt er sich dann aus erster Hand, ganz lebensecht, live und in Farbe sozusagen.«
    Logan war nicht überzeugt, erwiderte aber nichts.
    Schließlich schaute ein Constable zur Tür herein und teilte ihnen mit, dass ein Mr. Moir-Farquharson sie zu sprechen wünsche. Und dass er ihnen allen so lange auf den Geist gehen würde, bis er seinen Willen bekam. Insch zog eine Schnute, dachte darüber nach und bat den Constable schließlich, Sandy die Schlange in eine der Arrestzellen zu bringen.
    »Was der schleimige Widerling wohl von uns will?«, fragte Logan, nachdem der Polizist gegangen war.
    Insch grinste. »Uns ein bisschen was vorjammern vielleicht … Wen interessiert’s? Wir können uns jedenfalls nach Herzenslust über den Drecksack lustig machen, während er sich vor Schmerzen windet.« Er rieb sich die Hände. »Manchmal, mein lieber Logan, meinen die Götter es einfach gut mit uns.«
    Sandy Moir-Farquharson wartete in einer der Arrestzellen im Erdgeschoss auf sie. Er sah nicht sonderlich glücklich aus. Ein schmales weißes Pflaster klebte quer über seinem nicht mehr ganz so geraden Nasenrücken, und unter den Augen hatte er dunkle Ringe. Mit etwas Glück würden aus diesen Schatten bald zwei wunderschöne Veilchen erblühen.
    Seine Aktentasche lag vor ihm auf dem Tisch, und als Insch und Logan eintraten, trommelte er ungeduldig mit den Fingern auf dem Leder herum und funkelte sie böse an.
    »Mr. Far-quar-son«, sagte der Inspector. »Wie schön, dass Sie wieder auf den Beinen sind.«
    Sandy die Schlange starrte ihn finster an. »Sie haben ihn laufen lassen«, knurrte er mit leiser, drohender Stimme.
    »Das ist richtig. Er hat ein Protokoll unterschrieben und wurde auf freien Fuß gesetzt mit der Auflage, am Montag um vier wieder hier zu erscheinen.«
    »Er hat mir die Nase gebrochen!« Der Anwalt unterstrich seine Worte, indem er die Faust mit solcher Wucht auf den Tisch niederfahren ließ, dass die Aktentasche einen Satz machte.
    »Ach, so schlimm ist das doch gar nicht, Mr. Far-quar-son! Im Gegenteil, es verleiht Ihnen ein ganz besonders markantes, maskulines Aussehen. Finden Sie nicht, Sergeant?«
    Logan pflichtete ihm bei, ohne eine Miene zu verziehen.
    Sandy runzelte die Stirn, doch er konnte beim besten Willen nicht sagen, ob sie ihn nun auf den Arm nahmen oder nicht. »Wirklich?«, fragte er schließlich.
    »Doch, doch«, erwiderte Insch mit Pokerface. »Sie hätten sich schon längst mal die Nase brechen lassen sollen.«
    Gewitterwolken verfinsterten die Stirn des Anwalts. »Sie wissen, dass ich anonyme Morddrohungen erhalten habe? Dass jemand mich mit einem Eimer Blut übergossen hat?«
    »Ja.«
    »Und dass dieser Martin Strichen wegen Gewaltdelikten vorbestraft ist?«
    »Aber, aber, Mr. Far-quar-son; Mr. Strichen befand sich in Polizeigewahrsam, als Sie mit dem Blut attackiert wurden. Und wir haben die Morddrohungen gegen Sie analysiert. Die Briefe kamen von mindestens vier verschiedenen Personen, und keiner trug den Poststempel der Haftanstalt Craiginches. Es war also höchstwahrscheinlich nicht Mr. Strichen.« Er lächelte. »Aber wenn Sie wollen, können wir Sie gern in Schutzhaft nehmen. Ich habe da unten noch ein

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