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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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fliegendes Eis versuchte ins Haus zu gelangen, während er sich in den frostigen Morgen hinausschob. Der Schnee attackierte ihn wie mit gefrorenen Rasierklingen, die in sein ungeschütztes Gesicht und in seine Hände schnitten. Nach kürzester Zeit brannten seine Wangen und Ohren wie Feuer.
    Der Tag war so dunkel wie eine Advokatenseele.
    Millers schickes Gefährt wartete am Straßenrand auf ihn. Die Innenbeleuchtung war eingeschaltet, und klassische Klänge drangen durch die geschlossenen Scheiben, während der Reporter über eine Zeitung gebeugt – nicht die P & J , sondern eines der großformatigen Qualitätsblätter – auf dem Fahrersitz saß. Logan knallte die Haustür zu; es war ihm egal, ob seine Nachbarn davon aufwachten. Warum sollte er der Einzige sein, der an so einem beschissenen Tag in aller Herrgottsfrühe aus den Federn musste? Rutschend und schlitternd umkurvte er den Wagen, um auf der Beifahrerseite einzusteigen. Ein Schwall eisiger weißer Flocken wehte hinein, als er die Tür öffnete.
    »Passen Sie auf mit dem Leder!« Miller musste die Stimme heben, um die Opernsänger zu übertönen, die aus dem Lautsprecher schmetterten. Er drehte den Ton einen Deut leiser, während die dünne Schneeschicht auf Logans schwerem Wintermantel zu schmelzen begann.
    »Wie, gibt’s heute keine Rowies ?«, fragte Logan und wischte sich das Eis aus den Haaren, bevor es ihm als kaltes Rinnsal in den Nacken fließen konnte.
    »Denken Sie, ich lass mir meinen schönen neuen Schlitten von Ihnen mit fettigen Krümeln versauen? Wenn das Interview gut läuft, spendiere ich Ihnen nachher einen Egg McMuffin, okay?«
    Logan antwortete, dass er eher einen frittierten Hundehaufen essen würde. »Und wie können Sie sich überhaupt so eine protzige Kiste leisten? Ich dachte, ihr Reporter geht alle am Bettelstab?«
    »Na ja …« Miller zuckte die Achseln und fuhr an. »Ich hab da mal einem gewissen Herrn einen Gefallen getan. Indem ich eine gewisse Story nicht veröffentlicht habe …«
    Logan sah ihn fragend an, doch Miller wollte nicht mehr dazu sagen.
    Um diese Zeit am Sonntagmorgen herrschte noch kaum Verkehr, doch das Wetter ließ die wenigen Autos, die unterwegs waren, nur im Schneckentempo vorankommen. Miller reihte sich hinter einem Lieferwagen ein, der irgendwann einmal weiß gewesen war. Jetzt lagen obendrauf dreißig Zentimeter Eis und Schnee, und der Rest war mit einer zentimeterdicken Dreckschicht bedeckt. Irgendein Scherzkeks hatte die üblichen Sprüche wie » Wasch mich « und » Ich wollte, meine Frau wäre auch so versaut « in den Schmutz geschrieben. Die Schrift leuchtete im Scheinwerferlicht von Millers Wagen, während sie sich langsam durch die Stadt nach Summerhill vorarbeiteten.
    Roadkills sicherer Zufluchtsort unterschied sich nicht von den anderen Häusern in der Straße: einer von vielen Betonkästen mit einem kleinen Vorgarten davor, der unter einer dichter werdenden Schneedecke verschwand. In der Mitte stand verloren eine kümmerliche Weide, gebeugt von ihrer Last aus Eis und Schnee.
    »Na denn«, meinte Miller, während er hinter einem verbeulten Renault einparkte, »dann wollen wir uns mal an unser Exklusivinterview machen.« Die Einstellung des Reporters zu Roadkill hatte sich dramatisch gewandelt, seit Logan ihm von dem Autounfall erzählt hatte. Jetzt wollte er Bernard Duncan Philips nicht mehr an den Eiern aufgehängt sehen. Jetzt war er ein Opfer der herrschenden Wegwerfmentalität, einer Gesellschaft, die psychisch Kranke in die normale Arbeitswelt entließ, wo sie ganz auf sich selbst gestellt waren.
    Bernard Duncan Philips wurde von einer kräftigen Polizistin in Zivil aus dem Bett geholt und nach unten gescheucht, um dem Reporter Rede und Antwort zu stehen. Millers Fragetechnik war geschickt. Roadkill wirkte entspannt und kam sich wichtig vor, während vor ihm auf dem Couchtisch, der schon bessere Tage gesehen hatte, lautlos ein hypermoderner Digitalrekorder lief. Sie streiften kurz Roadkills glänzende akademische Laufbahn, jäh beendet durch die Krankheit seiner Mutter, und näherten sich dann auf Zehenspitzen seinem unaufhaltsamen Abstieg in die Geisteskrankheit und dem Tod von Mrs. Roadkill senior, Gott hab sie selig. Es war nichts darunter, was Logan nicht auch den Akten hätte entnehmen können, und so wartete er einfach ab und trank Tee, der viel zu stark war und ihm aus einer angeschlagenen braunen Kanne eingeschenkt wurde. Und zählte die Rosen auf der Tapete. Und die blauen

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