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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Fenster herunter. Der Constable am Steuer tat es ihm gleich.
    »’n Abend, Sir.«
    »Was liegt denn an?«
    »DI Insch ist hier, und der Staatsanwalt auch. Der Bereitschaftsarzt ist gerade eingetroffen. Und in einem von den Gebäuden sind zirka ein halbes Dutzend städtische Arbeiter. Wir mussten sie mit Gewalt zurückhalten, sonst hätten sie den Besitzer des Anwesens gelyncht.«
    »Roadkill?«
    »Genau. Er hat sich im Wohnhaus verkrochen, Insch ist bei ihm. Der Inspector will, dass er an Ort und Stelle bleibt, bis der Tod amtlich festgestellt ist.«
    Logan nickte und drehte die Scheibe hoch. Es schneite schon zum Fenster herein.
    »Sir?«, fragte der Constable am Steuer des Streifenwagens. »Ist es wahr, dass wir ihn letzte Nacht in U-Haft hatten und ihn haben laufen lassen?«
    Logans Magen kam bedenklich ins Schlingern. Seit er die Meldung gehört hatte, war ihm derselbe Gedanke nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Sie hatten Roadkill ohne Anzeige auf freien Fuß gesetzt, und jetzt war wieder ein Kind tot. Er hatte den Kerl sogar noch nach Hause gefahren!
    Der Schneeregen wurde dichter und begann sich in ein ausgewachsenes Schneegestöber zu verwandeln, als Logan den Zivilwagen schlingernd durch die tiefen Spurrillen des Zufahrtswegs auf Roadkills Hof zusteuerte. Vor ihm ragten die Wirtschaftsgebäude in der Dunkelheit auf, und die Lichtkegel der Scheinwerfer streiften die offenen Türen.
    Blaues Absperrband war vor den Eingang von Gebäude Nummer zwei gespannt. Das Gebäude, das sie heute geräumt hatten.
    Logan stellte seinen Wagen hinter dem des Arztes ab. Ein weiterer Streifenwagen parkte daneben, doch es saß niemand darin. Die Besatzung nahm wohl gerade die Aussagen der Männer auf, die die Leiche gefunden hatten. Und hinderte sie daran, Roadkill in Stücke zu reißen. Das einzige Fahrzeug, das nicht in der Nähe der schneebedeckten Müllcontainer parkte, war DI Inschs Range Rover. Der große Geländewagen mit Vierradantrieb hatte im Gegensatz zu den anderen keine Probleme mit den holprigen, verschneiten Wegen. Er stand verlassen vor dem Wohnhaus. Aus einem der Erdgeschossfenster fiel schwaches Licht.
    Logans Blick wanderte von dem Wirtschaftsgebäude mit dem warnenden Absperrband zum Wohnhaus, das nur noch sporadisch aus dem dichter werdenden Schneegestöber auftauchte. Warum nicht den unangenehmsten Teil gleich hinter sich bringen?
    Draußen war es bitterkalt und, nachdem Logan die Scheinwerfer ausgeschaltet hatte, auch stockfinster. Er schlüpfte rasch wieder in den Wagen und kramte unter einem Stapel Plakate mit dem Foto von Peter Lumley eine Taschenlampe hervor. Hoffentlich ist es der kleine Lumley, dachte er. Und nicht irgendein anderes armes Ding. Nicht noch ein weiteres Opfer.
    Die Taschenlampe teilte die Dunkelheit gerade so weit, dass Logan sehen konnte, wohin er seine Füße setzte. Der Schnee sammelte sich in Senken und Schlaglöchern, verdeckte sie und machte es gefährlich leicht, auszurutschen und hinzufallen. Logan stapfte über die Grasfläche auf Gebäude Nummer zwei zu. Die dicken Schneeflocken hefteten sich an seine Jacke.
    Drinnen stank es fürchterlich. Aber nicht ganz so schlimm wie an jenem ersten Tag, als er Constable Steve die schwere hölzerne Schiebetür hatte aufziehen lassen. Der Wind trug einen Teil des Gestanks davon, der allerdings immer noch so übel war, dass Logan würgen musste, als er über die Schwelle trat. Hustend zog er ein Taschentuch hervor und hielt es sich vor Nase und Mund.
    Die Hälfte der Kadaver war verschwunden, und der Betonboden war glitschig von Matsch und fauligen Körperflüssigkeiten. Doc Wilson, angetan mit dem vorschriftsmäßigen weißen Schutzanzug, kauerte vor dem Berg von Tierleichen, neben ihm seine offene Arzttasche, die er zum Schutz vor dem ekligen Schleim auf einen ausgebreiteten Müllsack gestellt hatte.
    Logan schlüpfte in den mitgebrachten Schutzanzug. »’n Abend, Doc«, sagte er, während er mit vorsichtigen Schritten über den Betonboden auf ihn zustakste.
    Der Polizeiarzt drehte den Kopf. Eine weiße Maske verdeckte die untere Hälfte seines Gesichts. »Wie kommt’s eigentlich, dass sie für diese Drecksjobs immer mich holen, hm?«
    »Sie sind einfach ein Glückspilz, schätze ich«, erwiderte Logan. Es war ein verkrampftes Witzchen, doch der Arzt brachte hinter seiner Maske ein kleines Lächeln zustande.
    Er deutete auf die offene Tasche, und Logan nahm sich ein Paar Latexhandschuhe sowie eine Maske heraus. Der Gestank war plötzlich

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