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Die dunklen Wasser von Arcachon

Die dunklen Wasser von Arcachon

Titel: Die dunklen Wasser von Arcachon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Tanner
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und keiner den Mund halten konnte.
    »Laporte hat gesagt, er soll jetzt die Klappe halten«, erzählte Michel weiter. »›Es reicht, Barrier‹, hat er gesagt, aber der wollte gar nicht mehr aufhören mit seinem Gerede! Er hat zu Laporte gesagt, dass der selber die Klappe halten soll, sonst würde es ihm so gehen wie dem feinen Herrn aus Paris, der auch nicht die Klappe halten wollte. Das hat Barrier gesagt, es würde ihm sonst gehen wie dem feinen Herrn aus Paris.«
    Eine Pause entstand, Kirchner fiel nichts zu sagen ein.
    »Donnerwetter«, machte er nur.
    »Ja«, sagte der Alte, »das hab ich auch gedacht.«
    »Wo finde ich denn diesen Barrier? Oder Laporte?«
    »Ich glaube nicht, dass die beiden heute noch ansprechbar sind«, sagte Michel, »die liegen bestimmt schnarchend in ihren Betten wie die Steine.«
    Kirchner ließ sich ihre Adressen geben, es waren Hütten in Gujan-Mestras.
    Er würde sie am nächsten Morgen, gleich bei Sonnenaufgang, überraschen.
    »Hast du gefragt, was Barrier eigentlich sagen wollte?«, fragte Kirchner den Jungen.
    »Nee«, antwortete Michel, »das hätte nur Ärger gegeben. Der war so … so aufgekratzt. Außerdem hab ich ja genau verstanden, was er sagen wollte. Da war keine Frage offen. Der wollte sagen, dass er den Minister … also … dass er den erschossen hat, was anderes war da nicht zu verstehen.«
    Kirchner verließ die beiden Männer von der Elise wieder und fuhr zurück zu Chez Janine .
***
    Auf der Fahrt hörte er wieder Radio. Er schaltete die Sender durch, France Info , France Inter , es gab nichts Neues.
    Kirchner entschied sich, dieses Mal durch die Vordertür direkt in den Speisesaal zu spazieren. Wenn es um ihn einen Eklat geben sollte, wäre das nicht das Schlechteste. Irgendeine Reaktion würde er auf jeden Fall provozieren. Und der alte Decayeux würde es sich bestimmt nicht nehmen lassen, ihm vorzuführen, dass er die Macht hatte, ihn hinauswerfen zu lassen.
    Er fuhr die Uferstraße entlang und stieß bald auf eine Absperrung. Die Polizeibeamten hießen ihn, das Fenster zu öffnen, den Motor abzustellen und sich auszuweisen.
    »Wo wollen Sie denn hin, Monsieur«, fragte ein Polizist, der höflich den Finger an den Schirm seiner Mütze hob.
    »Ich fahre zu Chez Janine «, antwortete Kirchner.
    »Haben Sie denn eine Einladung?«
    »Nein, aber ich habe einen Presseausweis.«
    »Der wird Ihnen nicht viel nützen, Monsieur«, sagte der Polizist, »die Veranstaltung ist nicht öffentlich, und ich habe bis jetzt nichts von Presse gehört.«
    »Hören Sie, die Wahrheit ist, dass ich den Küchenchef gut kenne und er mich um Hilfe gebeten hat. Wahrscheinlich bin ich hier falsch, aber er hat gesagt, ich solle, wenn es Probleme gebe, das Codewort Armagnac sagen, und dann wäre alles in Ordnung.«
    » Armagnac ?«, fragte der Polizist. »Na, das ist etwas anderes. Aber Sie sind auf der falschen Straße. Sie müssen hintenrum fahren.«
    »Ich bin spät dran«, sagte Kirchner, »drücken Sie ein Auge zu. Das Codewort stimmt, das Restaurant liegt gleich da vorne. Wenn ich jetzt hintenrum fahre, brauche ich ja glatt noch mal eine halbe Stunde.«
    Der Polizist sah ihm ins Gesicht, prüfend, zwei, drei Sekunden lang. Dann trat er zurück und rief seinen Kollegen vor der Kühlerhaube von Kirchners Landrover zu: »Kann passieren!«
    Kirchner parkte den Wagen nicht weit hinter der Schranke, Chez Janine lag vielleicht noch zweihundert Meter weiter die Küstenstraße hinunter.
    Er stieg aus, steckte sich eine Rothmans an und spazierte auf das Restaurant zu. Es ging auf Mitternacht, keine Uhrzeit für ein Hochzeitsfest. Kirchner vermutete, dass Käse und Dessert, die Gänge fünf und sechs, gerade vorüber waren und die Gäste beim Kaffee saßen. Er hatte keine Eile.
    In der Mitte zwischen zwei Laternen, am dunkelsten Punkt der Straße, nahm er zwei Gestalten wahr, die er erst spät als einen Mann und eine Frau identifizierte. Sie waren ausgelassener Stimmung und neckten sich. Kirchner hätte schwören können, dass der Mann Guillemin war, der Staatssekretär, aber er war sich nicht hundertprozentig sicher. Als sie ihn bemerkten, verstummten sie jedenfalls, gingen einen Schritt weiter Richtung Büsche und kicherten, als er vorüber war.
    Im Hof aus Licht, den das Restaurant aussandte, stand der Fuhrpark der Gäste. An den Autos lungerten die Chauffeure herum und schauten in den Sternenhimmel, oder sie schliefen auf ihren Fahrersitzen. Kirchner ging auf eine Gruppe Fahrer zu, die mit

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