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Die Edda - Die Edda

Titel: Die Edda - Die Edda Kostenlos Bücher Online Lesen
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dringen.

     
    4
    Webet, webet
Gewebe des Speers,
das der junge König
von je gekannt!
Vorwärts stürmet
ins Feindesheer,
wo unsre Freunde
wir fechten sehn!
     
    5
    Webet, webet
Gewebe des Speers!
Folget hinfort
dem Fürstensohn!
Voll Blut erblickt man
blanke Schilde,
wo den König Gunn
und Göndul schirmen.
     
    6
    Webet, webet
Gewebe des Speers,
wo kühner Fechter
Fahnen schreiten!
Laßt sein Leben
ihn nicht verlieren!
Walküren lenken
der Walstatt Los.
     
    7
    Die Leute werden
der Lande walten,
die mit am Strande
hatten gehaust.
Der mächtige Herrscher
muß nun sterben:
Jäh ist vom Speer
der Jarl gefällt.
     
    8
    Und es wird Unheil
die Iren treffen,
das nie erlischt
in der Leute Sinn.
Das Werk ist gewoben,
die Walstatt rot;
Volksverderben
fährt durch das Land.
     
    9
    Nun ist Schrecken
rings zu schauen:
blutige Wolke
wandert am Himmel;
rot ist die Luft
von der Recken Blut,
denen unsre Lose
zum Leid fielen.
     
    10
    Dem jungen König
kündeten wir
Siegeslieder;
wir singen Heil!
Doch der es hört,

behalte wohl
der Walküren Sang
und sag ihn den Mannen!
     
    11
    Spornt die Rosse
zu raschem Lauf!
Mit bloßen Schwertern
schwingt euch davon.
    Damit ritten sie davon, sechs nach Süden und sechs nach Norden.
     
     
     
    Anmerkungen
     
    1 2 d. h. als Vorzeichen des Schlachtgemetzels. 3 Umschreibung für Gewebe. 4 Wundtau, Umschreibung für Blut. 1 5 An den Speeren, die als »Querstangen« dienen, s. 2 5, 6 . 8 Freundinnen = Walküren. 9 Roter Einschlag = Blut. 10 Der Gotenkönig Jörmunrek, der seinen Sohn Randwer hatte hängen lassen. 3 1-3 Walkürennamen, wie auch 5 7, 8 . 8 Der Wolf des Helmes, Umschreibung für Streitaxt. 4 2 Gewebe des Speeres war eine kühne Dichterumschreibung für »Schlacht«. Unser Dichter nimmt sie aber zugleich im Wortsinne; darin lag gradezu ein Keim seiner überwirklichen Eingebung. 3, 4 Meint wahrscheinlich: schon früher haben wir dem König, unserm Schützling, Schlachten zugerüstet. Der »junge König« ist Sigtrygg. Die Walküren ergreifen seine Partei. Auch 5 4, 7, 6 5, 10 1 gehn auf Sigtrygg. 9 7,8 Die unser Schicksalsspruch als Opfer bestimmte. Die Walküren erscheinen in diesem Liede als richtige »Walkieserinnen«: sie verhängen, wer in der Schlacht fallen soll.

Spruchweisheit

17. Das alte Sittengedicht
    S ätze, die eine allgemeine Erfahrung, eine Lebensregel aussprechen, streben nach gebundener Form: die vielen Sprichwörter, die teils in Versform, teils in rhytmisch gefestigte Rede gefaßt sind, sind ein Beispiel hierfür. Wieweit der germanische Süden über die zweifellos sehr alte Dichtung kleinsten Maßes hinausgeschritten ist, wissen wir nicht: von dem reichen Hort altdeutscher Stabreimdichtung sind uns ja nur spärliche Trümmer überliefert. Der germanische Norden hat uns aber verschiedene Gedichte bewahrt, die Gruppen solcher dichterisch geformten Lebensregeln zusammenfassen. Drei davon, das alte Sittengedicht, die Lehren an Loddfafnir und das sogenannte dritte Sittengedicht, gehören zur Eddadichtung; ein viertes, das junge Sprichwörterlied, das neben Lebensregeln auch kurze Sätze aus der Götter- und Heldensage enthält und dichterisch nicht gerade hoch steht, zählt zur skaldischen Sippe und ist daher hier nicht aufgenommen. Das alte Sittengedicht ist ein Glanzstück der Eddadichtung. Es ist norwegische, nicht isländische Landschaft, die in der Föhre auf dem Hügel, den hölzernen Dachschindeln und dem für den Winter gesammelten Brennholz vor uns auftaucht. Aus einer uralten, durch lange Überlieferung gefestigten Bauerngesittung, die von Hofdienst und Wikingsfahrt noch nichts weiß, ist hier eine geschlossene Lebensauffassung erwachsen, die sich in kühler Sicherheit ganz auf das Diesseits richtet: Gastfreiheit und erfahrene Klugheit, Besitz und Ansehen, Wehrhaftigkeit und Voraussicht, Freundschaft und Nachkommenschaft werden gewertet, nicht minder auch das Leben selbst; aber das hochste Gut bleibt doch der Nachruhm: hier stellt sich der einfache Bauer neben den Edeling und König.

    Der Eingang spiegelt eine Art Rahmenvorgang wieder: Eintreten und Empfang des Gastes. Der erste Teil lehrt weiter, wie man sich als Gast benehmen soll und was man vom Gastgeber verlangen darf. Im Mittelteil folgen dann in anschauungsreicher Sprache Regeln über die verschiedensten Lebenslagen. Der Schlußteil belehrt uns in steigerndem Aufbau über den Wert der Lebensgüter, um in weihevollen Tönen auszuklingen.
    Genzmer
    1
    Nach allen Türen,
eh ein man tritt,
soll

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