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Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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genau so, wie Yanakov erwartet hatte. Der knappe Akzent klang eigenartig – Graysons lange Isolation hatte eine weichere und langgezogenere Aussprache hervorgebracht –, doch die Fremdartigkeit erschien irgendwie richtig und passend.
    »Vielen Dank, Admiral Courvosier. Erlauben Sie mir, Sie im Namen meiner Regierung und meines Volkes in unserem Sonnensystem willkommen zu heißen.«
    Yanakov erwiderte den Händedruck, während hinter ihm sein Stab Aufstellung nahm. Dann ließ er den Blick erneut über die vollbesetzte Galerie schweifen und erstarrte. Er hatte gewußt, daß Manticore es Frauen gestattete, in den Streitkräften zu dienen, doch bisher war dies eine rein intellektuelle Sache gewesen. Jetzt erst stellte er fest, daß die Hälfte der Leute ringsum – und sogar etliche Marines! – weiblichen Geschlechts waren. Er hatte sich bemüht, auf dieses fremdartige Konzept vorbereitet zu sein, doch der tiefe Schock, der ihm durch die Eingeweide schoß, verriet ihm, daß er es nicht geschafft hatte. Es war nicht einfach fremdartig, es war widernatürlich , und angestrengt versuchte er, die instinktive Abscheu zu verbergen, als er den Blick wieder auf Courvosiers Gesicht lenkte.
    »In Namen meiner Königin danke ich Ihnen«, antwortete der Gastgeber, und es gelang Yanakov, sich höflich zu verbeugen trotz der Erinnerung daran, daß eine Frau Manticore regierte. »Ich hoffe, daß mein Besuch unsere beiden Nationen enger aneinander heranführt«, fuhr Courvosier fort, »und ich möchte Ihnen meinen Stab vorstellen. Doch zuerst erlauben Sie mir bitte, Sie mit dem Captain der Fearless und Kommandeur des Geleitzuges bekannt zu machen.«
    Jemand trat neben Courvosier. Yanakov drehte sich um. Er wollte gerade die Hand ausstrecken, da erstarrte er. Er spürte, wie ihm das Lächeln auf dem Gesicht zerrann, als er das starke, schöne, junge Gesicht unter dem weißen Barett und das braune, seidige, kurzgeschnittene Kraushaar erblickte. Für einen Grayson war Yanakov ungewöhnlich groß, doch der Offizier vor ihm überragte ihn um wenigstens zwölf Zentimeter, und das machte auf irrationale Weise alles nur noch schlimmer. Er kämpfte das Schockgefühl nieder, als er in die dunklen, mandelförmigen Augen der manticoranischen Kommandantin starrte, und war wütend, daß man ihn nicht vorgewarnt hatte; er wußte, daß sein Mund offenstand, und war peinlich berührt von seiner eingefrorenen Unbeweglichkeit – und ärgerte sich verrückterweise auch noch über sich selbst, weil es ihm peinlich war.
    »Hochadmiral Yanakov, darf ich Ihnen Captain Honor Harrington vorstellen«, sagte Courvosier, und Yanakov hörte hinter sich das zischende Keuchen, mit dem der Stab seine Ungläubigkeit kundtat.
     

6.
    »Es gefällt mir nicht. Es gefällt mir nicht im geringsten, Herr Botschafter.«
    Leonard Masterman, havenitischer Botschafter auf dem Planeten Grayson, sah auf und runzelte die Stirn. Captain Michaels, der Militärattache, erhob die Stimme nur selten, und auf seinem Gesicht lag ein besorgter Ausdruck.
    »Warum um alles in der Hölle mußten die Manticoraner ausgerechnet sie hierherschicken?« Michaels stapfte auf dem Teppich des Botschafters hin und her. »Von allen Offizieren der manticoranischen Navy mußten sie uns ausgerechnet Harrington auf den Hals hetzen! Mein Gott, das ist, als würde die Geschichte sich wiederholen!« rief er bitter.
    Mastermans Stirnrunzeln vertiefte sich. »Ich verstehe nicht, weshalb Sie sich Sorgen machen, Captain. Wir sind hier schließlich nicht im Basilisk-System.«
    Michaels antwortete nicht sofort. In seinen Augen war Masterman so etwas wie ein Anachronismus. Als Sproß einer einflußreichen Legislaturistenfamilie war er ein Berufsdiplomat, der tatsächlich an die Regeln der Diplomatie glaubte. Special Ops hatte entschieden, daß Masterman weder etwas über Jericho noch Captain Yu noch die Donner Gottes wissen sollte. Die zugrundeliegende Überlegung war, daß er seine Rolle viel überzeugender spielen konnte, wenn er gar nicht wußte, daß es eine Rolle war.
    »Nein, selbstverständlich sind wir nicht im Basilisk-System«, sagte der Captain endlich. »Wenn aber irgendein manticoranischer Offizier Grund besitzt, uns zu hassen, dann Harrington. Und was Basilisk angeht, hat sie uns eine gewaltige Schlappe beigebracht, Herr Botschafter. Die Graysons müssen davon einfach gehört haben.
    Wenn Courvosier Harrington dazu benutzt, die ›havenitische Bedrohung‹ für das Jelzin-System hochzuspielen

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