Die Ehre der MacKenzies (German Edition)
Sie hatte Zane in Aktion gesehen, sie hätte ganz bestimmt keine Lust, das Ziel seines Ärgers zu sein. Bis Zane mit seinen Männern kommuniziert hatte, verhielt sich Barrie ruhig. Dann stellte sie ihre nächste Frage.
„Und wohin fahren wir mit dem Zodiac?“
„Aufs Meer hinaus. Ein Helikopter wird uns zur
Montgomery fliegen. Vom Flugzeugträger aus wirst du dann nach Hause gebracht.“
„Und du? Wohin wirst du gehen?“ Das war die einzige Frage, die sie sich mit Hinblick auf die Zukunft erlaubte.
„Ich weiß es nicht. Mein Team war zu einer Übung auf der Montgomery, aber dann ging alles fürchterlich schief. Zwei meiner Leute wurden verletzt. Erst einmal muss ich dieses Durcheinander klären. Ich kann nicht sagen, wie lange das dauern wird.“
Er wusste also nicht, wo er sein würde. Oder er wollte es ihr nicht sagen. Er sagte auch nicht, er würde sie anrufen, denn wo sie sein würde, wusste er. Barrie schloss gequält die Augen und lauschte auf all die Dinge, die Zane nicht sagte. Es tat mehr weh, als sie erwartet hatte. Doch sie würde sich später damit befassen. Die kurze Zeit, die ihnen noch gemeinsam blieb, wollte Barrie nicht durch Trübsalblasen verderben. Nur wenigen Frauen war es vergönnt, einen Mann wie Zane Mackenzie kennen, geschweige denn lieben zu lernen. Barrie wollte mehr, sie wollte alles. Doch selbst das wenige, das sie bislang mit Zane erlebt hatte, war mehr, als die meisten Menschen erhielten, und dafür wollte sie dankbar sein.
Was immer auch passieren mochte, sie konnte in die beschützte kleine Welt zurückkehren, die ihr Vater bot, auch wenn sie die Entführung und deren unbekanntes Motiv nicht vergessen konnte. Ihr Vater kannte den Hintergrund vielleicht schon, der Entführer hatte seine Forderung möglicherweise bereits gestellt. Barrie wollte es ebenfalls erfahren. Schließlich war sie es, die dafür gelitten hatte.
Er berührte ihre Brustwarze leicht, umkreiste sie mit seiner rauen Fingerspitze, bis sie sich vor Erregung zusammenzog. „Du musst ganz wund sein“, sagte er, während seine Hand zu ihrem Bauch hinunterwanderte und sich dann zwischen ihre Beine schmiegte. „Schläfst du trotzdem noch mal mit mir?“ Mit unendlicher Zärtlichkeit glitt sein Finger in sie hinein. Barrie zuckte zusammen, aber sie wich nicht zurück. Ja, sie war wund; sie war es seit dem ersten Mal. Aber sie wusste auch, wie reich sie belohnt wurde, wenn sie ihren Schmerz hintanstellte.
„Ich könnte mich überreden lassen“, murmelte sie, während ihre Hand seinen Bauch berührte und ein Stück weiter unten sogleich spürte, wie ernst er es meinte. Er meinte es sogar sehr ernst. Sicher, sie hatte keinerlei Erfahrung und es gab nichts, was sie damit vergleichen konnte, aber sie hatte genügend Artikel gelesen, um zu wissen, dass nur Teenager und sehr junge Männer damit Schritt halten konnten. Vielleicht lag es daran, dass Zane in so außerordentlicher körperlicher Verfassung war. Vielleicht hatte sie auch einfach nur Glück. Kaum vierundzwanzig Stunden nach ihrer Entführung hatte sich alles geändert – auch sie.
Das Schicksal hatte ihr diesen Mann geschickt, dachte Barrie, während er sich über sie beugte und sie küsste. Die wenigen Stunden, die ihnen verblieben, würden sie voll auskosten.
Zane führte Barrie wieder durch enge Gassen, doch dieses Mal war sie eingehüllt in einen langen schwarzen Schleier. Ihr rotes Haar war bedeckt, und Pantinen schützten ihre Füße, auch wenn sie ein wenig zu groß waren und bei jedem Schritt Geräusche machten. Es fühlte sich seltsam an, wieder Kleidung zu tragen, auch wenn sie darunter nackt war.
Zane trug seine volle Ausrüstung. Mit jedem Teil, das er angelegt hatte, hatte er sich Schritt für Schritt zurückverwandelt. Eiskalt beherrscht und leidenschaftslos war er nun wieder, jener Mann, der Barrie in der Nacht zuvor gefunden hatte. Barrie wusste, dass alle seine Sinne in Alarmbereitschaft waren und sich ganz auf den vor ihm liegenden Auftrag konzentrierten. Sie folgte Zane schweigend, den Kopf leicht gebeugt, damit sie nicht auffiel.
An einer Häuserecke ging er in die Hocke, bedeutete Barrie, es ihm gleichzutun, und sprach in den Kopfhörer. „Zwei, hier Eins. Wie sieht’s aus?“ Er lauschte, dann flüsterte er noch: „In zehn Minuten.“ Er drehte sich zu Barrie um, die hinter ihm hockte. „Alles klar. Wir müssen nicht auf Plan C ausweichen.“
„Wie sah Plan C aus?“
„Uns so schnell wie möglich nach Ägypten
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