Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
lebten, wohl sagen würden, wenn sie die Veränderungen in der
Zukunft sähen? Ewan war erschüttert gewesen, als er auf der Suche nach Joan
durch die Zeit gereist war und silberne Ungeheuer am Himmel und merkwürdige
bunte, knatternde Gefährte auf den Straßen gesehen hatte.
Robin
hielt sein Pferd an, denn er hatte sein Ziel erreicht und hoffte, dass er nicht
zu spät kam.
Kapitel
4
John
Durban sah bleich aus, doch die Freude über Robins Besuch ließ seine
eingefallenen Wangen leicht erröten.
„ Mo
Charaid! “, rief er aus und kam mit ausgebreiteten Armen auf Robin zu, der
auf den ersten Blick sah, wie sehr John abgenommen hatte. „Du hast also meinen
Brief bekommen, aye?“
„Allerdings.“
Robin nahm das spindeldürre Männchen vorsichtig in die Arme. „Du hast nach mir
gerufen, und ich bin gekommen!“
John
winkte einer älteren Frau zu, die die Theke schrubbte und dabei mit
unverhohlener Neugier zu den beiden Männern hinüberschielte. „Brigid, komm her,
damit ich dir einen guten alten Freund vorstellen kann!“
Die Frau
ließ den Putzlappen sinken und trat hervor; dabei konnte Robin erkennen, dass
sie ziemlich rundlich war und wohl bereits über sechzig Jahre alt sein mochte.
„Du
hast dir ein Schankmädchen genommen, das ist gut.“ Robin setzte sich zu John an
einen der runden Holztische. „Damals wolltest du immer alles allein machen,
erinnerst du dich?“
John
strich sein schütteres Haar nach hinten und grinste. „Und ob ich mich erinnere.
Ich glaubte immer, dass mich Dienstboten übers Ohr hauen würden, drum
verzichtete ich ganz darauf ... du warst der Einzige, auf den ich mich
verlassen konnte. Schade, dass du unbedingt in die Berge wolltest.“ Er winkte
Brigid, die schüchtern in der Nähe des Tisches stehen geblieben war, zu sich
heran. „Sie ist übrigens meine Frau, wir haben voriges Jahr geheiratet.“
Robin
machte große Augen, denn John hatte immer als eingefleischter Junggeselle
gegolten.
„Da
staunst du, aye?“ John zog Brigid auf seinen Schoß. „Sie ist eine gute Frau,
und da ich keine Erben für die Schenke habe, hielt ich um Brigids Hand an. So
ist sie später versorgt.“
Die
Frau reichte Robin mit einem unsicheren Lächeln die Hand über den Tisch und
sagte in klarstem Englisch: „Guten Tag, Mr Lamont. John hat mir schon so viel
von Euch erzählt, dass ich richtig neugierig auf Euch war.“
Erstaunt
nahm Robin die Hand. „Ihr stammt aus England?“
„Aye,
aber sie hat so wenig mit den Engländern gemein wie George II mit einer
Respektperson“, antwortete John an ihrer Stelle und gab ihr einen zärtlichen
Klaps auf den Schenkel. „Lauf in die Küche und bereite ein Festmahl für meinen
Freund zu.“
Brigid
lachte geziert, zupfte an ihrer Haube und eilte davon, um die Wünsche ihres
Gemahls zu erfüllen. John blickte ihr verliebt nach.
„Gratuliere“,
sagte Robin. „Hast du also auf deine alten Tage doch noch dein Liebesglück
gefunden.“
„Nun,
so kann man es nennen ... obwohl meine alten Tage gezählt sind.“ Als Robin
protestieren wollte, hob John die Hand. „Nein, nein. Ich mache mir nichts vor,
den nächsten Herzanfall überlebe ich nicht. Aber es ist gut zu wissen, eine
Frau neben sich zu wissen, die sich nach meinem Tod um alles kümmert.“
„Was
redest du da? Du siehst aus wie das blühende Leben.“
John
stieß ein heiseres Lachen aus. „Du schmeichelst mir, Charaid , aber ich
weiß, dass meine Zeit bald abgelaufen ist. Der letzte Herzanfall setzte mich
für Wochen außer Gefecht, da hielt ich es für besser, dich um einen letzten
Besuch zu bitten. Von einigen Reisenden erfuhr ich, dass du nun auf Glenbharr
Castle lebst und ein Freund des mächtigen Laird Dòmhnalls bist.“
Nicht
ohne Stolz nickte Robin. Den hünenhaften Laird of Glenbharr kannte und
respektierte jeder, und es war eine Gunst, seine Vertrauensperson zu sein.
Robin
erzählte von der Familie MacLaughlin, die er in all den Jahren schätzen gelernt
hatte. Natürlich hatte sich damals in den gesamten Highlands herum gesprochen,
dass der junge Ewan eine Engländerin mit feuerroten Haaren geehelicht hatte,
daher hatte auch John von den Ereignissen gehört.
In
der Zwischenzeit brachte Brigid zwei riesige Bierhumpen an den Tisch, zwinkerte
ihrem Mann neckisch zu und verschwand wieder in Richtung Küche.
„Aber
jetzt musst du mir mehr über dein Weib erzählen“, bat Robin und prostete seinem
Freund zu. „Wo hast du sie kennen gelernt?“
„Eigentlich
kenne
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