Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
drücken.“
Robin
blätterte hektisch in seinen Unterlagen, bis er gefunden hatte, wonach er
suchte. „Es wird Folgendes passieren: Die schottische Armee wird am Abend des
15. April 1746 in Inverness völlig übermüdet und ausgehungert eintreffen. Viele
Männer suchen sich einen Platz für die Nacht ... und sie werden den Aufruf zur
Schlacht ... verschlafen und nehmen somit nicht daran teil. Aus diesem Grunde
werden sich nur dreitausend Krieger auf dem Schlachtfeld einfinden.“
Einige
Sekunden lang ruhte Dòmhnalls Blick auf Robins Gesicht, dann sagte er bedächtig: „Allmählich beginne ich zu begreifen.
Aber wie bekommen wir die Männer des MacLaughlin-Clans dazu, so fest zu schlafen, dass sie den
Aufruf nicht hören?“
„Gerade
darüber habe ich mir nächtelang den Kopf zerbrochen, Sir. Aber dann kam mir ein
Gedanke, der ganz passabel ist, beziehungsweise der einzige, bei dem Eure
Clansmänner gerettet werden.“
„Lasst
hören!“, polterte der Laird, und Robin fuhr fort.
„Die
Truppe Eurer Krieger trifft erst einige Tage nach der Schlacht in
Inverness sein.“
Wieder
wechselten Vater und Sohn einen Blick.
„Natürlich
muss es dafür einen plausiblen Grund geben“, ereiferte sich Robin. „Ich dachte,
wenn Euer Sohn, der ja als Kommandant Eure Männer führen wird, einen fingierten
Schwächeanfall erleidet und deshalb ein paar Tage Ruhe benötigt, muss die ganze
Truppe gezwungenermaßen eine Zwangspause einleben – auch wenn es den Männern
nicht gefallen wird. Aber sie wissen ja nicht, was sie in Inverness erwartet,
und wenn sie die Stadt endlich erreichen, ist die Schlacht längst vorüber. Also
habt Ihr das Leben Eurer Männer gerettet, denn auf dem Schlachtfeld wird es
keine Gefangene geben, Sir. Der Herzog von Cumberland wird anordnen, jeden
verletzten Highlander von seinen Soldaten töten zu lassen. Dafür wird er später
sogar als Held gefeiert werden.“ Angewidert verzog Robin den Mund. „Da alles
entschieden sein wird, wenn Eure Männer Inverness erreichen, ist ab diesem
Zeitpunkt jeder für sich selbst verantwortlich. Auch Ihr und Eure Familie
sollten sich zu diesem Zeitpunkt zur Flucht aus Schottland bereithalten.“
Unwillig
hob der Laird seine buschigen Augenbrauen. „Niemals werde ich meine Heimat
verlassen. Wer mich von Glenbharr vertreiben will, muss mir zuvor das Leben
nehmen.“
Mit
einer ähnlichen Reaktion hatte Robin bereits gerechnet; zumindest Ewan sah ein,
dass ein Leben nach 1746 in den Highlands nicht mehr möglich sein würde.
Ohne
Dòmhnalls Einwand zu beachten, fuhr Robin fort: „Die Krieger werden nur ein
halbes Jahr fort sein, in der Zwischenzeit solltet ihr Euren Pächtern bereits
raten, in die Lowlands zu fliehen, um noch mehr Blutvergießen zu vermeiden.
Sir, es wird der Tag kommen, an dem die Engländer das Hochland von seinen
Bewohnern ‚reinigen’ wird. In späteren Zeiten wird es fast unbewohnt sein, wenn
man von riesigen Schafherden absieht.“
Dòmhnall
wollte davon nichts hören, obwohl ihm klar war, dass ihm sein Starrsinn nichts
nützen würde, denn er wusste bereits seit längerer Zeit, was nach dem
Aufstand geschehen würde. Es zerriss ihm jedoch das Herz, dass er gezwungen
werden sollte, seine Heimat zu verlassen – die geliebten Hügel und Berge, das
raue Klima und die Wälder mit seinem kostbaren Holz und den wilden Tieren.
Dòmhnall war auf Glenbharr Castle geboren worden und dort aufgewachsen, genau
wie seine Vorfahren und Kinder.
Leise
stöhnend rieb er sich über die Stirn. „Manchmal wünschte ich, dass ich nicht
wüsste, was geschehen wird. Wohin soll ich gehen, wenn man mich von meinem Land
vertreibt?“
„Erzählt
Vater von dieser Kolonie, Mr Lamont“, bat Ewan. „Sagt ihm, dass wir dort eine
neue Heimat finden können.“
Sofort
horchte der Laird auf. „Wovon redest du?“
Robin
erklärte ihm daraufhin, dass in Nova Scotia bereits sehr viele Schotten lebten,
die kanadische Kolonie zwar derzeit noch der britischen Krone unterstehen, doch
eines Tages zu Kanada gehören würde.
Wie
nicht anders zu erwarten, wollte der Laird nichts davon wissen, aber Robin war
davon überzeugt, dass Dòmhnall nach reiflicher Überlegung einlenken würde.
*
Später
informierte Ewan seine Frau über Robins Vorschlag, von dem sie sehr angetan
war. „Großartig, so können wenigstens unsere Krieger vor dem sicheren Tod
gerettet werden. Mehr kann man sicherlich nicht tun.“
„Und
du meinst, dass man mir den Schwächeanfall abnehmen
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