Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
schaffen.“
„Dieser
Jüngling hat keinerlei Kriegserfahrung!“, brauste der Laird auf. „Diesen
Wichtigtuer als Oberbefehlshaber der schottischen Armee anzusehen, fällt mir
wahrlich schwer.“
„Er
wird einen Stab von Beratern und Gehilfen mit sich führen“, versuchte Robin ihn
zu beschwichtigen. „Diese erfahrenen Soldaten werden den Prinzen überreden,
London nicht anzugreifen. So steht es in den Geschichtsbüchern.“
„Und
nach Culloden wird er sich feige aus dem Land schmuggeln lassen, habt Ihr
gesagt?“ Dòmhnall verzog verächtlich die Mundwinkel. „So einem Feigling kann
ich doch keine Achtung erweisen!“
„Wir
müssen aber so tun, Vater“, warf Ewan ein. „Niemand darf erfahren, dass wir
bereits wissen, dass der Prinz ein erbärmlicher Schwächling und Emporkömmling
ist. Immerhin ist er der Sohn unseres Königs, und ganz Schottland hofft, dass
James eines Tages wieder unser Land regiert.“
*
Die
Männer diskutierten bis in den späten Abend. Zu Joans Kummer hatte Màiri ihren
Gatten diesmal nicht begleitet, und so saß sie mit ihrer Mutter nach dem
Abendessen allein im Salon. Natürlich wusste Marion inzwischen, dass Joan
vorhatte, mit in den Kampf zu ziehen und fand diese Idee zu gefährlich.
„Du
musst den Verstand verloren haben“, sagte sie nun zum wiederholten Mal zu ihrer
Tochter. „Ewan kommt allein zurecht, wie auch all die anderen Männer.“
Doch
davon wollte Joan nichts hören. „In allen Kriegen haben Frauen ihre Männer
begleitet, um zu kochen und zu waschen. Hast du noch nie etwas von
Marketenderinnen gehört?“
Marion
rückte ihre ständig schief sitzende Haube gerade. „Natürlich habe ich davon
gehört. Diese Frauen reisten jedoch nicht nur wegen der Hausfrauenarbeiten mit,
sondern auch, um für das Vergnügen der ganzen Truppen zu sorgen. Meistens handelte
es sich um Prostituierte, und nicht selten holten sich die Soldaten
Geschlechtskrankheiten von ihnen.“
Joan
konnte nicht anders als laut aufzulachen. Ihre Mutter hatte immer so lustige
Argumente, wenn sie mit etwas, das ihre verrückte Tochter vorhatte, nicht
einverstanden war.
„Mom,
über mein Sexualleben musst du dir keine Sorgen machen. Ewan würde es nicht
zulassen, wenn mich ein anderer Mann anrührt – und es würde ohnehin niemand
wagen, die Frau des Kommandanten anzufassen. Der Aufstand wird nur wenige
Monate dauern; in dieser kurzen Zeit werden die Männer nicht wahnsinnig werden
vor Sehnsucht nach einer Frau.“
Nachdenklich
betrachtete Marion ihre im Schoß gefalteten Hände. „Ach, ich weiß nicht. Wenn
Dòmhnall davon erfährt, wird er toben.“
Scharf
holte Joan Luft und erwiderte: „Er muss allmählich begreifen, dass ich mir
nichts vorschreiben lasse, Mom. Mein Entschluss steht fest, zumal es ganz
hilfreich sein wird, Frauen bei dem Marsch durch England dabeizuhaben. Es wird
auch bei unseren Männern viele Verletzte geben – mehr, als ein Armeearzt
versorgen kann. Und wir Frauen eignen uns bestens dafür, Wunden zu säubern und
Verbände anzulegen.“
Aber
Marion ließ sich nicht so schnell überzeugen, auch wenn Joan ihr versicherte,
dass sie sich immer abseits vom jeweiligen Schlachtfeld halten würde, um nicht
versehentlich von einer Musketenkugel getroffen zu werden.
„Was
hältst du von Robins Plan, nach Culloden auszuwandern?“, fragte sie
schließlich, um ihre Mutter vom Thema abzulenken. „Die späteren USA wären
natürlich auch eine Möglichkeit, aber ich denke, in Nova Scotia wird sich
Dòmhnall wegen der vielen Exilschotten am wohlsten fühlen.“
Doch
davon war Marion alles andere als überzeugt. Sie seufzte tief, bevor sie leise
sagte: „Dòmhnall wird sich außer in seiner Heimat nirgends wohlfühlen. Er ist
mit dem Land verwachsen, und wenn man ihn zwingt, es zu verlassen, wird ihn das
umbringen.“
„Mom.“
Joan stand auf, setzte sich auf das Sofa neben ihre Mutter und nahm behutsam
deren Hände. „Ich weiß, wie schwer es ihm fallen wird zu fliehen, aber es wird keine andere Möglichkeit geben. Die
Engländer werden ihn gefangen nehmen und möglicherweise wegen Hochverrats
hinrichten. Dass Glenbharr Castle zerstört wird, wissen wir bereits. Was soll
mit uns allen geschehen, wenn wir blieben? Auch Ewan ist nicht begeistert, bald
auswandern zu müssen, und Darla, Eden und all die anderen werden es ebenso
wenig sein. Aber in diesem Land haben Clanführer und ihre Familien nach 1746
keine Möglichkeit mehr zu leben. Hier können wir nicht bleiben,
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