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Die ehrenwerten Diebe

Die ehrenwerten Diebe

Titel: Die ehrenwerten Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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man nich so ville und jeben Sie det Zeug her«, erwiderte der Fahrer grob.
    Er fuhr ganz langsam. Sandra hob ihre kleine Handtasche gegen das Licht, öffnete sie und übergab dem Fahrer den Gegenwert des lebensrettenden Hormons Insulin.
    Kurz vor dem Schauspielhaus hielt der Mann.
    »Alsdann«, grinste er seinem Fahrgast an. »Und machen se man bloß keene Zicken.«
    Aber Sandra hatte sie bereits gemacht. Entgegen meiner Weisung. In ihrer Handtasche war eine Minikamera eingebaut und ein extrem lichtempfindlicher Film eingelegt. Das Foto erreichte mich noch in Frankfurt, und das war günstig, denn das Bundeskriminalamt lag gleich nebenan in Wiesbaden.
    »Ich bin nicht sicher«, sagte Kriminalrat Vonwall, mit dem ich befreundet war, bei der Auswertung. »Die Schirmmütze verdeckt die Stirn, und für die Schärfe fehlte doch noch etwas Licht. Aber es könnte der flotte Emil aus Berlin sein – elf Jahre Zeit, reif für die Sicherungsverwahrung.«
    »Und wo ist der Mann jetzt?« fragte ich.
    »Das ist es ja eben«, erwiderte der Kriminalrat. »Vor vier Monaten ist er ausgerückt. Auf dem Weg zum Gerichtssaal.«
    Seitdem war er spurlos verschwunden.
    Die nächsten Tage waren endlos, wiewohl ich sie nutzte, um in eine neue Haut zu schlüpfen: In einem Blitzkurs ließ ich mich als angeblicher Dr. Müllner zum Bevollmächtigten des Versandhauses Lerche ausbilden.
    Von der Polizei, die aus dem Hintergrund mitspielte, erhielt ich entsprechende Papiere, und durch die Führungsetage des bekannten Versandhauses schwirrten bereits Gerüchte, ich sei als Nachfolger des Alten ausersehen, falls er sich, wie häufig und vergeblich angedroht, eines Tages von den aktuellen Geschäften zurückziehen sollte.
    Die Kidnapper brauchten die Zeit, um die Echtheit des Materials zu überprüfen. Inzwischen erhielt Sandra von dem Entführten eine kurze Nachricht, daß es ihm gut gehe und sie auf alle weiteren Weisungen eingehen solle. Es war ein Lebenszeichen, wenn auch kein Beweis, daß er noch am Leben war: Die Verbrecher konnten ihm kurze Schreiben ›auf Vorrat‹ abgepresst haben.
    Nach einer Woche ging es rund.
    An einem einzigen Tag wurde ich gleich dreimal alarmiert. Das Hamburger Anwaltsbüro Winkelmann & Sinsig hatte im Auftrag eines ungenannten Klienten einem Warenhauskonzern und zwei Versand-Großfirmen Adressenmaterial über Tonbandamateure angeboten.
    Wir vereinbarten, daß alle drei Firmen auf die Offerte eingehen, ich jedoch das höchste Angebot machen sollte. Mit Geld in unbeschränkter Menge austapeziert, flog ich nach Hamburg, um das Geschäft unter Dach und Fach zu bringen.
    Der Seniorchef der Anwaltsfirma hatte sich alle Verhandlungen in dieser Sache selbst vorbehalten. Zunächst mußte ich einmal warten; das Misstrauen war sein Metier.
    Er las meine Vollmacht zweimal durch.
    »Sie entschuldigen bitte«, sagte er dann, »aber Sie sind ja selbst Jurist, und …« Er ließ sich mit dem Versandhaus Lerche in Frankfurt am Main verbinden und von dem Inhaber noch einmal mündlich die bereits schriftliche Vollmacht bestätigen. »Können Sie mir noch«, sagte er am Schluß, »Herrn Dr. Müllner beschreiben?«
    Es war nicht gerade ein Schönheits-Spiegel, den mir der alte Lerche vorhielt, aber Rechtsanwalt Winkelmann war endlich zufrieden. »Mein Mandant ist an einem Abschluß mit Ihnen nicht uninteressiert«, begann er vorsichtig. »Ich möchte Ihnen ganz offen sagen, daß er auch noch mit anderen Häusern in Verbindung steht.«
    »Kann ich mir denken«, antwortete ich. »Ich möchte Sie nur darum bitten, daß ich zu einem – womöglich höheren Angebot – noch etwas sagen kann.«
    »Das sichere ich Ihnen zu«, erwiderte der Anwalt, nun doch ein wenig erfreut, daß ich ihm die Daumenschrauben selbst geliefert hatte, die er mir anlegen konnte. »Am besten ist es, ich reiche Sie an meinen Mandanten gleich zu direkten Verhandlungen weiter«, sagte der Rechtsanwalt, ein typischer Vertreter der ehrenwerten Diebe.
    »Wer ist Ihr Mandant?« fragte ich beiläufig.
    »Das«, versetzte der Mann gedehnt, »wird er Ihnen selbst erklären.«
    Er verließ den Raum, und ich wußte, daß ich ihn am Haken hatte. Entweder telefonierte er jetzt mit dem Drahtzieher der Erpressung, oder der Mann saß gleich im Nebenzimmer. Das Ergebnis der Besprechung konnte ich in Ruhe abwarten, schließlich lag mein Angebot hoch genug.
    Ich würde dann schon dafür sorgen, daß es wohlfeil bliebe.
    Rechtsanwalt Winkelmann kam zurück.
    »Würde es Ihnen etwas

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