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Die ehrenwerten Diebe

Die ehrenwerten Diebe

Titel: Die ehrenwerten Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Beziehungen des Weltkonzerns Amerikas schlagkräftiger Superpolizei Beine.
    Von nun an jagten sich die Hiobsbotschaften.
    Ein Fall, der wie eine Lustspielklamotte begonnen hatte, war auf dem Weg, sich für den PHARMA-Giganten in ein geschäftliches Trauerspiel zu verwandeln.
    Schon Stunden nach Anlaufen der Fahndung war der FBI-Zentrale der Fall auch schon wieder aus der Hand genommen, weil Doc Middling, entgegen seinem ausdrücklichen Versprechen, die USA verlassen hatte und auf die Bermudas geflogen war. Jetzt gab es eine letzte Instanz: die Tebster Agency.
    Dies war eine private Auskunftei, die vorwiegend aus pensionierten oder auch angeworbenen FBI-Agenten bestand und in allen westlichen Ländern zu Hause war. Die ersten Nachrichten, die diese zuverlässige und bedenkenlose Agentur Mr. Miller auf den Schreibtisch legte, führte zu Überlegungen, ob er nicht unverzüglich zurücktreten sollte.
    Natürlich dachte er nicht ernsthaft daran: Um zu retten, was noch zu retten war, mußte er zwangsläufig den Kreis der Mitwisser vergrößern. Weil er dabei meine alte Freundin Sandra, die bekannte italo-amerikanische Journalistin hinzuzog, geriet auch ich auf Umwegen in diesen 50 Millionen-Dollar-Fall.
    Sandra war zufällig in New York und kam sofort Mr. Millers Einladung nach. Natürlich kannte sie ihn, doch wen kannte sie nicht?
    Als sie auf Sam Tebster, den Inhaber der Agency, stieß, war sie sofort hellwach. Sie fiel auf sein betont leeres Gesicht, das man sofort zu vergessen pflegte, nicht mehr herein; sie wußte, daß es eine Berufsmaske war.
    »Sie sehen großartig aus«, begrüßte sie der Spitzenmanager.
    »Danke«, erwiderte sie. »Aber Sie haben mich doch nicht gerufen, um mir Komplimente zu machen.«
    »Ich möchte Ihnen ein Geschäft anbieten …«
    »Versuchen Sie es.«
    »Neugier ist Ihre Berufstugend«, versetzte Mr. Miller, »deshalb waren Sie in Puerto Rico hinter unserem M-Präparat her und sind dabei auf einige Schwierigkeiten gestoßen.«
    »Dank Ihrer Anweisung«, entgegnete Sandra.
    Mr. Miller überhörte den Vorwurf. »Ich biete Ihnen die M-Story an. Die größte Revolution auf dem Pharmazeutischen Markt.«
    »Verbindlichen Dank«, erwiderte Sandra. »Und was wäre die Gegenleistung?«
    Der Spitzenmanager erklärte mit ein paar Sätzen sein Dilemma und sagte zum Schluß: »Sie fliegen nach Rom und helfen uns.«
    »Und wie könnte ich das?«
    »Sie sind eine intelligente und verführerische Frau …«
    Sandra winkte ab, und Mr. Miller kam zur Sache: »Sie sind in Rom zu Hause. Jeder hält Sie für eine Italienerin. Sie kennen unseren konzerneigenen Schürzenjäger persönlich.«
    »Freilich mit wenig Erfolg«, unterbrach ihn Sandra.
    »Oh«, erwiderte Mr. Miller. »Seine Meinung über Ihr Geschlecht hat sich in letzter Zeit ganz gewaltig geändert.« Er gab Sam Tebster einen Wink: »Ich lasse Ihnen jetzt eine kleine Momentaufnahme aus seinem neuen Leben vorspielen.«
    Doc Middling war von den Bermudas nach Madrid weitergeflogen, und die Tebster Agency hatte gerade noch rechtzeitig ihren Mann in der Maschine unterbringen können. Er fand seinen Platz hinter dem ungleichen Liebespaar und hatte Gelegenheit, das Gespräch während des stundenlangen Fluges – ein wenig außerhalb der Legalität – zu belauschen und mitzuschneiden.
    »Ich fange da an, wo es interessant wird«, sagte Sam Tebster und ließ einen Teil des Tonbandes im Schnellauf durchgehen. »Die hat einen Ruf wie Donnerhall, aber das erkläre ich Ihnen später. Zunächst eine kleine Kostprobe Liebes-Dialog.«
    Er ließ das Band von der Spule.
    Mit ungewöhnlich sanfter Stimme turtelte Doc Middling: ›… weißt du, Diana, manchmal bin ich schrecklich eifersüchtig, sogar auf mich selbst. Dann habe ich wieder Angst, ich bin doch viel zu alt für dich – und …‹
    ›Schäfchen‹, erwiderte die Blondine. ›Das Alter ist doch keine Frage der Jahre. Der Kalender lügt. Du bist doch noch richtig jung, ja, glaub' mir, du bist mir fast zu …‹
    ›Aber du hast doch gar keine Erfahrungen mit jungen Männern …‹
    ›Ich möchte auch gar keine haben‹, erwiderte die blonde, eingefärbte Stimme. ›Oder sollte ich es?‹ setzte sie die Messerspitze wieder an.
    In diesem Tonfall ging es weiter, mindestens achtzig Meter Tonband lang, und die faustdicken Liebesschwüre des Mannes wurden von den erotischen Meineiden des Mädchens spielend geschlagen.
    »Genug?« fragte Sam Tebster und schaltete wieder den Schnellgang ein. »Noch ein

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