Die Eingeschworenen Raubzug
keuchen und nach Luft ringen, und dann merkte ich in einer Aufwallung aus Wut und Scham, dass sie sich einfach vor Lachen nicht mehr halten konnten.
Es dauerte lange, bis sie sich endlich beruhigt hatten, und mein Schmollen machte es nur noch schlimmer. Bodvar bot sich freiwillig an, den Berg wieder hinaufzusteigen, um die anderen zu holen, denn, wie er sagte, er wäre sonst vor Lachen gestorben.
Valknut gab später zu, er hätte gedacht, ich sei ein schwarzer Zwerg, der aus dem Berg gekommen war, um sie mit dem Hammer zu bedrohen und fortzuscheuchen, und er beichtete auch, dass er sich vor Angst beinahe nass gemacht hätte. Und als er dann merkte, wer es war, musste er vor Erleichterung umso mehr lachen.
Ich musste zugeben, dass ich ein komisches Bild abgegeben hatte. Die Tür geht auf und ein Junge kommt heraus, nackt bis auf die Stiefel, die Hose um die Knöchel, schwarz vor Ruß.
Und eine Stunde später sah ich noch immer so aus, nur meine Hose saß wieder dort, wo sie hingehörte. Die Sonne wärmte kaum, sodass ich fröstelte und eine Gänsehaut bekam. Ich hätte Wasser zum Waschen gebraucht,
aber dafür konnte nichts erübrigt werden, also musste ich schwarz bleiben, was den anderen einen anhaltenden Grund zur Heiterkeit gab.
Einar nickte anerkennend, als wüsste er, was ich geleistet hatte. Normalerweise hätte mich das vor Stolz anschwellen lassen, aber von Einar ging jetzt für mich eine zu große Bedrohung aus, als dass mir seine Anerkennung etwas bedeutet hätte.
Weitere Fackeln wurden entzündet und ich führte sie, bis auf vier Mann, die die Tür bewachten, zurück in die Schmiede. Hild ging neben mir. Martin lief eifrig vor allen her, er ähnelte wirklich einem Hund, zu dem Einar ihn gemacht hatte, er verhedderte sich in seiner Leine und Skapti, der das andere Ende hielt, fluchte.
Wir anderen gingen vorsichtig hinein und ich zeigte ihnen, was ich gefunden hatte: die Werkstatt, den Blasebalg, die Fässer und den Tisch.
Zum allgemeinen Erstaunen fielen Illugi Godi und Martin fast gleichzeitig auf die Knie. Was konnte sie veranlassen, hier gemeinsam etwas anzubeten? Sie waren beide ebenfalls erstaunt, denn keiner von ihnen hatte bemerkt, dass der andere es gesehen hatte.
»Die Lanze«, flüsterte Martin andächtig. »Die Lanze …« Mehr konnte er nicht sagen, mit gefalteten Händen kniete er da und betete.
»Das?«, fragte Ketil Krähe. »Das ist doch nur ein Schaft.«
»Das ist – war – eine römische Lanze«, sagte Martin mit ehrfürchtiger Stimme, dann senkte er den Kopf und schluchzte: »Aber die heidnischen Teufel haben die Metallspitze gestohlen, die mit dem Blut Christi getränkt war. Möge Gott sie alle strafen.«
Mit einem verächtlichen Blick auf den weinenden
Mönch trat Ketil Krähe vor und schickte sich an, die Lanze vom Sims zu nehmen, doch mit Donnerstimme fuhr Illugi Godi ihn an: »Zurück!« Er zeigte auf das Runenband. »Ein Runenzauber. Ein neuer Runenzauber.«
Wir alle standen wie versteinert. Valknut fiel auf die Knie und beugte den Kopf vor dieser ungeheuerlichen Tatsache.
Es gab nur wenige Runenzauber. Odin selbst, der neun Tage lang am Weltenbaum gehangen hatte, wusste nur achtzehn, wie Illugi uns erzählte.
»Und auch ihm hatte man einen Speer in die Seite gestoßen«, ließ Storchenbein Martin wissen und sah ihn verächtlich an. »Aber wenigstens hat es sein Wissen gemehrt. «
»Wirklich?«, sagte Valknut. »Ich dachte, seine Weisheit.«
»Vielleicht solltet ihr beide mal eine Weile am selben Baum hängen«, sagte Illugi gereizt. »Vielleicht hätte dann wenigstens einer von euch genügend Wissen oder Weisheit, endlich die Klappe zu halten.«
»Das ist doch alles heidnischer Unsinn«, sagte Martin.
»Dann schnapp dir doch deine Beute«, bot Einar an. »Denn wenn dein Gott dich beschützt, stellt dieser heidnische Unsinn vermutlich keine Gefahr für dich dar, oder? Schließlich hat eurem Bischof Poppo der glühende Handschuh auch nichts anhaben können.«
Martin fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und einen Moment sah es aus, als wolle er es tatsächlich versuchen, doch dann schlich er sich davon wie ein geprügelter Hund.
Ketil Krähe, noch immer erschrocken darüber, wie knapp er den üblen Folgen des Runenzaubers entgangen war, fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund.
Wenn man nicht ganz genau weiß, was man tut, dann bewegt man sich gegenüber einem Runenzauber sehr vorsichtig, man spricht nicht laut und berühren sollte man ihn schon gar
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