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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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außer Atem die Ebene. Hild rannte zu schnell, sie stolperte, rutschte am Flussufer aus und mit einem Schrei fiel sie ins Wasser.

    Voller Sorge warf ich mich am Ufer nieder und sah, wie sie im flachen Wasser versuchte, auf die Beine zu kommen, wobei es ihr offenbar wichtiger war, diesen verdammten Lanzenschaft festzuhalten, als ins Trockene zu kommen. Ich packte sie beim Haar, und wütend und verzweifelt zugleich zog ich sie heraus.
    »Immer hinter den Weibern her«, ertönte in diesem Moment eine Stimme hinter mir.
    Ulf-Agar trat aus dem Gebüsch. Er hatte seinen Helm und den Schild verloren, trug aber immer noch sein Kettenhemd und hatte ein langes, gefährlich aussehendes Schwert in der Hand. »Treibst du es jetzt schon mit Wasserleichen? « Er kam auf mich zu, wobei er das Bein etwas nachzog, das im Lagerhaus von Birka verletzt worden war.
    Ich sah wieder vor mir, wie er das rot glühende Brandeisen gegen Starkads Männer geschwungen hatte – dasselbe Eisen, das ihm diese nässenden, nur langsam heilenden Brandwunden am ganzen Körper beigebracht hatte.
    Ich erinnerte mich, wie er mir den Rücken gedeckt hatte, als ich zu dumm war, die Tür zu öffnen, die ganz leicht aufgegangen wäre, wenn ich genau hingeschaut hätte. Ich hörte noch, wie er mich anschrie, endlich den Riegel anzuheben, während das Blut aus seinem zerschlagenen Mund tropfte. Von allen Verletzungen war das die schlimmste. Für Männer wie ihn waren Zähne wertvoller als Silber, denn ohne Zähne aß man Haferschleim, während richtige Männer Brot und Fleisch kauten. Und in Ulfs Kopf war das ebenfalls meine Schuld.
    Und dieser zahnlose Mund war jetzt zu einem hasserfüllten, triumphierenden Lächeln verzerrt. Ich wusste,
er wollte nicht an diese Begebenheit denken, denn das würde ihn ja daran erinnern, dass ich ihn befreit hatte, und das würde den Neid, der ihn wie ein Feuer verzehrte, noch weiter anfachen. Ich verfluchte die Gabe, die Einar so an mir schätzte, denn indem ich mich in Ulf hineinversetzte, wurde mir klar, dass er sein wollte wie ich und es doch nicht konnte. Also musste er mich umbringen.
    Doch sein Hass hatte ihn unvorsichtig und blind gemacht. Wenn er vernünftig gewesen wäre, hätte er nichts gesagt und einfach zugeschlagen. Da er aber gesprochen hatte, war er außer Reichweite des Schwerts geblieben, weil er wusste, dass sein Hinken ihn verlangsamte. Er hätte auch wissen müssen, dass ich seit damals dazugelernt hatte, als er mich für einen unerfahrenen, dummen Jungen hielt, der ihm durch Zufall und einen Trick Lokis zur Hilfe gekommen war.
    Er hatte ein Gehirn, und das hätte er etwas mehr gebrauchen sollen. Doch als ich herumfuhr und mit einer blitzschnellen Bewegung des Schwertes einen Halbkreis beschrieb, befreite ich es ein für alle Mal aus seiner engen Behausung.
    Meine Klinge hatte ein ziemliches Stück aus der rechten Seite seines Schädels gebissen, so sauber, wie man einem gekochten Ei die Spitze abschlägt. Er hatte nicht einmal mehr Zeit, ein erstauntes Gesicht zu machen, während aus seinem Schädel ein grauer Brei vermischt mit Blut quoll.
    Ich ließ ihn liegen, aber er schien noch zu leben, denn sein Mund bewegte sich und seine Glieder zuckten und ich hätte schwören können, er sah, wie ich die tropfnasse Hild an der Hand mit mir zog. Ich überließ ihn den rachedurstigen Dorfbewohnern. Selbst im Tod wird man
ihn nicht wollen, dachte ich zufrieden, denn seinen Schädel konnte man nicht einmal an der Opferstätte auf einen Speer spießen.
    Ich traf Storchenbein, der in einiger Entfernung vor uns lief. Als ich ihm von Ulf-Agar erzählte, spuckte er aus.
    »Gut. Und du hast die Frau. Einar wird froh sein. Ich weiß, wo wir uns versammeln sollen, folgt mir.«
    Wir trabten zügig voran, dann blieben wir stehen, um uns zu orientieren. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und sah Storchenbein an. »Ich war dabei, als Skapti fiel.«
    »Ich weiß«, brummte er mürrisch. »Dämliches großes Arschloch.«
    »Er ist tot«, sagte ich, und ich spürte, wie mir Tränen in die Augen schossen, als wäre ich wieder ein kleiner Junge.
    »Natürlich ist er tot«, sagte Storchenbein und ging weiter, »niemand überlebt es, wenn ihm ein scharfes Stück Holz aus dem Maul ragt.«
    »Er ist tot«, wiederholte ich verzweifelt und Storchenbein blieb stehen, drehte sich um und hielt mich an der Tunika fest.
    »Ich weiß«, sagte er leise. Dann klopfte er mir tröstend auf den Arm. »Ich weiß.«
    Wir trafen auf Valknut,

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