Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth

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fest genug geglaubt hat. Sie wird denken, dass Emma deswegen tot ist, weil sie sie im Stich gelassen hat.«
    »Das ist doch völlig irrational.«
    »Schuldgefühle haben nichts Rationales an sich. Und die Renshaws benehmen sich im Moment alles andere als rational.«
    »Das ist wirklich schlimm. Ich habe ja schon viel von den beiden gehört, sie aber nie persönlich kennen gelernt.«
    »Es wäre interessant, zu erfahren, was du von ihnen hältst, Ben.«
    »Ja.«
    Cooper fragte sich, ob Fry den Renshaws bereits erklärt hatte, wie unwahrscheinlich es war, dass jemand, der seit Jahren vermisst wurde, wieder auftauchte. Im Augenblick war ihm aber nicht danach, sie in dieser Meinung zu bestärken, denn er wusste nur zu gut, dass es durchaus so sein konnte.
    Fry straffte die Schultern, woraufhin sich ihre ganze Haltung veränderte.
    »Und, wie kommst du mit den Oxleys voran, Ben?«, fragte sie. »Gehörst du schon zur Sippe?«
    »O ja. Wie ein angeheirateter Verwandter, mit dem keiner spricht.«
    »Du darfst nicht aufgeben«, erwiderte Fry. »Lass dir einen anderen Ansatz einfallen.«
    »Ein anderer Ansatz. Mach ich.«

    Detective Chief Inspector Kessen musste an diesem Morgen nicht lange warten, bis Ruhe im Besprechungsraum eingekehrt war. Seine zurückhaltende, geduldige Art machte einige der Polizeibeamten nervös. Sie wussten nicht, was sie von ihm zu erwarten hatten. Was dachte der Kerl hinter seinem dünnen Lächeln? Sogar Inspector Hitchens war unsicher, wie er sich verhalten sollte.
    Ben Cooper bemerkte, dass an diesem Morgen auch Tracy Udall mit einigen Leuten vom Rural Crime Team anwesend war, einschließlich Sergeant Jimmy Boyce. Er winkte Udall zu, ließ die Hand aber rasch wieder sinken. Er sollte sich gut überlegen, neben wen er sich setzte. Seine Entscheidung könnte eventuell überbewertet werden. Also ließ er sich auf einem Stuhl im hinteren Teil nieder, ganz vorne an der Kante, als sei er auf dem Sprung und müsse in einer dringenden Angelegenheit schnell wieder weg.
    »Gut, danke Ihnen«, sagte Hitchens und eröffnete die Besprechung. »Diejenigen unter Ihnen, die an Spuren im Zusammenhang mit der bei Neil Granger gefundenen Bronzebüste arbeiten, werden wissen, dass die ersten Ergebnisse vorliegen. Die Büste wurde hier in Edendale gestohlen, aus einem Haus namens Southwoods Grange, in dem vor zwei Wochen eingebrochen wurde. Das Anwesen gehört dem National Trust. Deswegen wurden alle Gegenstände aus Sicherheitsgründen registriert und fotografiert. Es besteht kein Zweifel, dass es sich um ein- und dieselbe Büste handelt.«
    »Wie viel ist sie wert?«, wollte jemand wissen. »Schwer zu sagen, aber soweit ich erfahren habe, ist sie für fünftausend Pfund versichert.«
    »Nett. Haben wir diesen Diebstahl aufgeklärt, Sir?«
    »Äh, nein. Aber die Büste war Teil einer Beute, die aus mehreren kleinen Objekten bestand und weitaus mehr wert war, wie man mir sagte. Bis eine Streife auf den Alarm in Southwoods Grange reagiert hatte, waren die Einbrecher schon über alle
Berge. Die Ermittlungen, die folgten, wurden eher halbherzig durchgeführt, und nirgendwo war eine Spur der gestohlenen Gegenstände. Bis jetzt.«
    »Sir, denken Sie, es könnte die Gavin-Murfin-Gang gewesen sein, die für ihren großen Coup im Chatsworth House trainiert?«
    Kessen, der in der vordersten Reihe saß, drehte sich langsam zu dem Detective Constable um, der die Frage gestellt hatte. Kaum jemand lachte, bis auf Murfin, der in wieherndes Gelächter ausbrach und seinem Kollegen zuzwinkerte. Detective Inspector Hitchens schmunzelte, wandte sich aber ab, um seinen Vorgesetzten nicht ansehen zu müssen. Nur mit Mühe gelang es ihm, ernst zu bleiben.
    »Nun, Spaß beiseite, aber wir beobachten schon seit Monaten eine Reihe von Vorfällen, die nach ähnlichem Muster ablaufen, auch hier in Longdendale, in der Nähe von Neil Grangers Wohnort.«
    Hitchens sah sich suchend im Raum um, und sein Blick fiel auf Ben Cooper. »Wie einige von Ihnen wissen, arbeitet das Rural Crime Team seit geraumer Zeit an diesen Einbrüchen in Longdendale. Ihre diesbezüglichen Erkenntnisse sind von großem Nutzen für uns. Außerdem überprüfen wir zurzeit eine Reihe von Grangers Bekannten, was jedoch noch eine Weile in Anspruch nehmen wird. Aber einige dieser Spuren scheinen viel versprechend zu sein. Sehr viel versprechend sogar. Einige von Neils Freunden sind mehrfach wegen Diebstahls verurteilt.«
    »Wo wohnen diese Bekannten, Sir?«, fragte Cooper.