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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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tauchte in dem gewölbten Eingang der Passage ein riesiger, zotteliger Schäferhund auf und kam auf Cooper zugerannt.

    Keuchend blieb Cooper auf der anderen Seite der Mauer auf der Straße stehen, bereit, seine Flucht zum Wagen fortzusetzen. Aber nichts geschah. Der Hund blieb stumm. Er hatte nicht ein Mal gebellt oder auch nur geknurrt. Lautlos war er auf ihn losgegangen; nur das Klappern seiner Krallen auf dem Betonboden des Durchgangs war zu hören gewesen. Doch in dem Moment, in dem Cooper sich auf der anderen Seite der Pforte und somit außerhalb seines Territoriums befand, schien er stehen geblieben zu sein.
    Cooper warf einen Blick zurück zum Haus, in der Erwartung, zufriedene Gesichter hinter dem Fenster zu sehen. Aber die Zuschauer waren noch nicht befriedigt. Sie warteten immer noch auf das spannende Finale.
    In dem Moment schoss ein dunkler Schatten durch Coopers Blickfeld, und zwei Reihen scharfer, weißer Zähne schnappten nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht zu. Cooper blickte in ein wild rollendes Auge, als der Schäferhund in die Höhe sprang und seinen Kopf über die Gartentür streckte, in dem verzweifelten Bemühen, seine Fänge in ihn zu schlagen. Schwitzend taumelte Cooper einen Schritt zurück. Hätte er sich über die Pforte gebeugt, um nachzusehen, wo der Hund blieb, sähe sein Gesicht jetzt anders aus.
    Doch das Schrecklichste an diesem Hund war seine Geräuschlosigkeit. Er verhielt sich wie ein Tier, das darauf abgerichtet war, anzugreifen und zu verletzen und nicht, simplen Schrecken einzujagen.
    »Mr Oxley!«, rief Cooper. »Ich bin Polizeibeamter. Ihr Verhalten ist absolut inakzeptabel.«
    Schweigen. Und jetzt hatten sich auch die Gesichter zurückgezogen, endlich zufrieden mit der Vorstellung. Vielleicht war die Hundehatz ein beliebter Zeitvertreib in der Waterloo Terrace.
    Cooper atmete tief durch und trat ein paar Schritte von der Gartentür zurück. Dann überlegte er, was er als Nächstes tun
sollte. Er konnte sich des Gefühls nicht erwehren, einen dummen taktischen Fehler begangen zu haben. Er hatte nicht nachgedacht über das, was er tat und warum. Das Ergebnis war, dass er seine Sicherheit aufs Spiel gesetzt hatte.
    Das sollte er wohl besser für sich behalten. In der jüngsten Vergangenheit hatte es Vorfälle gegeben, die in den Augen einiger Leute seine Qualifikation in Frage gestellt hatten. Detective Sergeant Fry würde den heutigen Vorfall bestimmt mit großem Vergnügen in seiner Personalakte vermerken.
    Halten Sie sich an den Dienstweg, hatte man ihm geraten. Aber manchmal war das hart. Eines Tages würde er weit vom Dienstweg abweichen, und das wäre das Ende.
     
    »Alles in Ordnung, Ben?« Constable Udall beobachtete ihn von der Straße aus mit skeptischer Miene. Cooper kam der Gedanke, dass er wahrscheinlich nicht mehr den frischesten Anblick bot. Er war seit Morgengrauen auf den Beinen und hatte für die Razzia, die bereits einige Stunden zurücklag, seine ältesten Kleidungsstücke angezogen. Auf Lucas Oxley hatte er wahrscheinlich auch keinen guten Eindruck gemacht. Es war seine eigene Schuld, dass er beinahe ein paar Zentimeter Haut in den Fängen von Mr Oxleys Hund gelassen hatte.
    »Ja, mir geht es gut.«
    »Ich dachte schon, wir hätten Sie verloren.«
    »Beinahe. Können wir fahren?«
    »Ich richte mich nach Ihnen.«
     
     
    Während er vom Parkplatz aus Tracy Udall nachwinkte, kramte Ben Cooper in der Ablage seines Toyotas auf der Suche nach einer CD für den Rückweg nach Edendale. Und er wurde fündig mit einem der letzten Alben der Levellers. Der Titel gefiel ihm: Green Blade Rising.
    Auf dem Weg aus dem Dorf fielen ihm neben dem Teich zwei Männer mit einem Traktor und einem langen Seil auf. Ein dritter
Mann stand mit hüfthohen Fischerstiefeln im Wasser. Er war bereits voller Entengrütze, während er mühsam versuchte, das Seil an einem der Bretter zu befestigen, die auf der Oberfläche des Teichs trieben.
    »Merkwürdig«, sagte Cooper laut. Und dabei trommelte er zur Musik der Levellers mit den Fingern am Lenkrad, während er aus Withens hinausfuhr.

8
    E he er an diesem Abend die Kirche verließ, ging Derek Alton – statt einen letzten Blick in die verwüstete Sakristei zu werfen – zum Altar und verharrte einen Moment auf dem Rechteck aus Steinplatten. Hier war es immer kühl. Die Sonnenstrahlen, die tagsüber durch das Fenster fielen, erreichten diese Stelle nie. Hier glaubte Alton in der kühlen Luft die Gegenwart des Heiligen Geistes zu

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