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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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zu tun. Er hatte diese ›Bildaufzeichnungen‹ von Merlins Gespräch mit Herzog Eastshare selbst gesehen. Nahrmahn hatte nicht das Gefühl, dass dort etwas schiefgelaufen war. Aber wenn es nicht darum ging, um was dann ...?
    »Vergebt mir, Eure Majestät«, ergriff er das Wort und blickte Sharleyan an, »aber Euer Tonfall lässt mich vermuten, es habe sich etwas ereignet, worüber ich noch nicht unterrichtet bin.«
    Sein Tonfall und die gewölbten Augenbrauen verwandelten die Aussage in eine höfliche Frage, und Cayleb stieß ein raues, recht unschönes Lachen aus. Nahrmahn richtete seine Aufmerksamkeit ganz auf den Kaiser und neigte den Kopf zur Seite.
    »Das können Sie laut sagen!«, knurrte Cayleb. »Heute, gleich nach dem Aufwachen, habe ich mich bei Owl gemeldet. Das mache ich meistens so, und normalerweise gibt es ein paar Dinge, die er für mich im Auge behält - Details, die mich besonders interessieren.« Er zuckte mit den Schultern. »Das meiste davon ist nicht gerade weltbewegend. Eher die Kategorie ›selbstsüchtig‹ halt: Dinge wie Baseball-Ergebnisse oder wie es im Alten Charis aussieht. Oder ein Blick auf Destiny. So etwas eben.«
    Er hielt inne, und Nahrmahn nickte verständnisvoll.
    »Na ja, zu den Dingen, die Owl für mich im Auge behält, gehörten auch die Predigten von Pater Tymahn in Manchyr. Nicht so sehr wegen ihrer politischen Bedeutung, sondern weil ich sie einfach sehr genossen habe. Und heute Morgen habe ich Owl gefragt, wie Pater Tymahn denn mit der Predigt für diesen Mittwoch vorankommt.« Das Gesicht des Kaisers verspannte sich, und seine Stimme war nun völlig tonlos. »Leider wird er in diesem Fünftag überhaupt keine Predigt halten. Diese Dreckskerle in Waimyns Diensten haben ihn vorgestern Nacht ermordet. Um genau zu sein, haben sie ihn zu Tode gefoltert und seine nackte Leiche gestern Morgen auf dem Grauechsenplatz abgeladen.«
    Nahrmahn erstarrte, und sein Blick zuckte zu Sharleyan hinüber. Jetzt verstand er den Zorn in ihren Augen. Die Kaiserin hatte sich immens darauf gefreut, den spirituellen Anführer der corisandianischen Reformisten eines Tages persönlich kennenzulernen. Nahrmahn wusste, wie sehr Sharleyan Hahskans mittlerweile schätzte. Er vermutete, dass die Ermordung des Priesters, und das auch noch auf ausdrücklichen Befehl Waimyns, ihr wieder ins Gedächtnis zurückrief, wie viele ihrer eigenen Gardisten das Leben verloren hatten, als ein anderer hoher Kirchenmann den Plan gefasst hatte, sie selbst ermorden zu lassen.
    »Owl ist sich sicher, dass Waimyn persönlich diesen Mord angeordnet hat, Euer Durchlaucht?« Er stellte die Frage so ruhig, wie er es eben zustande brachte. Der Kaiser stieß einen Laut aus, der irgendwo zwischen einem Grollen und einem Fauchen lag.
    »Oh ja, er ist sich sicher. Der Dreckskerl hat den Befehl über Hainree diesem Aimayl überbringen lassen.«
    »Ich verstehe.« Nahrmahns Miene war lediglich nachdenklich. In seinen eigentlich sehr milden braunen Augen funkelte es allerdings kalt. »Ich muss zugeben, es überrascht mich ein wenig, dass er die Situation derart hat eskalieren lassen«, fuhr der untersetzte Fürst einen Moment später fort. »Mir ist wohl bewusst, dass er nur über Umwegen und sehr eingeschränkt mit Bischof-Vollstrecker Thomys und der Nord-Verschwörung kommunizieren kann. Aber ihm muss doch bewusst sein, dass deren Pläne noch entschieden zu unausgegoren sind, um schon jetzt die offene Konfrontation mit dem Regentschaftsrat und General Chermyn zu suchen.«
    »Das haben wir alle angenommen«, ergriff nun Sharleyan das Wort. Jetzt, da Nahrmahn wusste, was geschehen war, erkannte er in ihrem kalten, harten Tonfall ein Echo der Selbstbeherrschung wieder, die eine gewisse Königin von Kindesbeinen an durch harte Schule hatte erlernen müssen. Es war schmerzlich offenkundig, wie viel dieser Selbstbeherrschung erforderlich war, um den Zorn im Zaum zu halten, der in ihr schwärte.
    »Aber wir haben uns getäuscht«, fuhr sie fort.
    »Eigentlich nicht«, widersprach Cayleb. Seine Gemahlin warf ihm einen Blick zu, der deutlich kälter und ausdrucksloser war als sonst. Cayleb schüttelte den Kopf. »Waimyn weiß mit Sicherheit, dass der Bischof-Vollstrecker und seine weltlichen Spießgesellen noch nicht bereit für den nächsten Zug sind. Wir wissen schließlich, dass er den Zorn der Leute in Manchyr nur sehr allmählich zu schüren versucht hat. Er hat eine Lunte gelegt, die in dem Moment zu zünden wäre, wenn die

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