Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See
noch einen auf Baxter?«
Trahaearn schüttelte den Kopf. »Ich habe schon zu viel getrunken.«
Er stand auf und verließ den Raum so unvermittelt wie Fox.
Mina blickte ihm nach. Von der anderen Tischseite hörte sie ein weiteres Schnurren und ein leises Lachen. Sie wollte ebenfalls nicht länger hier sein.
Nach mehreren Versuchen aufzustehen, kam sie schließlich auf die Füße und folgte ihm.
Das Luftschiff hatte zu schwingen begonnen, und es war schwierig, den Flur entlangzugehen, ohne gegen die Schotten auf beiden Seiten zu stoßen. Im Unklaren darüber, ob sie frische Luft oder Trahaearn suchte, kletterte Mina die Leiter zum Hauptdeck hinauf. Kalter Wind traf ihre erhitzten Wangen. Gaslaternen beleuchteten ihren Weg und warfen lange Schatten von Streben und Winden. In der Nähe des Bugs stieß sie gegen eine Taurolle, und sie wäre beinahe gestolpert. Eine warme Hand packte ihr Handgelenk und stützte sie.
Trahaearn stand von der Holzkiste – ihrer Holzkiste! – auf und schaffte es irgendwie, seine Finger zwischen ihre zu schieben. Seine Schwielen berührten rau ihre Handinnenflächen, als sich ihre Hände verschränkten.
»Sie scheinen Ihren Wein genauso gut zu vertragen wie ich«, brummelte er ihr ins Ohr.
Ihr Lachen verwandelte sich in Zähneklappern. Sie hatte ihren Überzieher vergessen, doch Trahaearn hatte seinen dabei. Er zog sie vor sich, schlang den Mantel vorn um sie herum und seine Arme ebenfalls. Seine kräftige Gestalt war wie ein Ofen hinter ihr, und plötzlich war ihr wunderbar warm. Sie schmiegte sich an ihn, doch dann sah sie die Szenerie, die vor ihr lag, und fuhr mit einem Stöhnen zusammen.
»Du meine Güte! Was ist das?«
In der Ferne fiel Mondlicht auf weiße Gipfel und zerklüftete dunkle Felsen. Und über ihnen stand der Mond … und die Sterne. Mit klopfendem Herzen blickte sie zu den leuchtenden weißen Punkten, dem weißen Licht und hätte am liebsten gelacht und geweint.
Wie wunderschön . Die Sterne mussten wirklich gesegnet sein.
»Das sind die Alpen.«
Ihr Blick kehrte zur Erde zurück. Eine Bergkette. Sie wusste, dass es sie in Europa gab, als Dreiecke auf Landkarten. Doch sie hatte nie an die Berge gedacht. Nur an die Städte und die Menschen, die vor der Horde hatten fliehen müssen. Sie hatte sich nie überlegt, dass ein solcher Anblick genauso großartig war wie die Gebäude und Felder, die sie hinter sich gelassen hatten.
Sie betrachtete die Sterne und Gipfel, und Trahaearn bewegte sich langsam hinter ihr. Sein Mund berührte erst ihr Haar, dann ihr Ohr. Sie sollte ihm das nicht erlauben, konnte jedoch nicht den Willen aufbringen, ihm Einhalt zu gebieten. Dann fanden seine Lippen ihren Hals, und sie spürte seine Zunge auf der Haut und hätte sich am liebsten gekrümmt und geschnurrt. Genau wie Scarsdale und Yasmeen – obwohl sich Mina sicher war, dass keine andere Frau ein solches Geräusch machen konnte, wie die Kapitänin es von sich gegeben hatte. Sie versuchte, die kreisenden Gedanken anzuhalten. »Was ist dort unten geschehen?«
»Die Horde hat alles besetzt.«
»Nein. Nicht in den Bergen. In der Kabine. Scarsdale und Kapitän Corsair sind nicht … sie waren nicht … und trotzdem … «
»Yasmeen lässt sich gerne berühren, doch sie erlaubt nur ein paar wenigen Menschen, denen sie vertraut, dies zu tun. Scarsdale ist genauso.«
»Oh.« Mina versuchte das zu verarbeiten. »Vertraut sie denn Euch?«
»Ich weiß es nicht. Selbst wenn sie es täte, ich würde es nicht. Ich berühre andere nicht gern. Und werde auch nicht gern berührt.«
Warum stand er dann hier? Sie fühlte sich ganz von ihm umhüllt. Nicht Haut an Haut, aber trotzdem berührt. »Aber … «
»Ich mache eine Ausnahme.«
Oh . Ihre Atemzüge kamen kurz und stoßweise. Er öffnete seinen Mund an ihrem Hals und biss sie sanft. Sie spürte Hitze und ein Ziehen im Unterleib. Sie stemmte die Füße gegen das Deck, bevor sie mit hängenden Armen stillhielt.
Worüber hatten sie gesprochen? Verzweifelt durchforstete sie ihr Gedächtnis, bis sie es fand. »Alles war auf einmal anders zwischen ihnen, als Fox gegangen war.«
»Nun ja. Sie haben ein bisschen dick aufgetragen, weil sie ihn loswerden wollte.«
»Warum?«
»Er hat sie an der Nase herumgeführt. Sie hat erst erfahren, wer er ist, als er an Bord kam. Und sie hat sich in seinem Beisein unwohl gefühlt. Er hat sie während des ganzen Abendessens angestarrt.«
»Woher wisst Ihr das? Ihr habt mich angestarrt.«
Er lachte an
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