Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See
viel wiedergutmachen.
Sie hielt ihm den Lauf an den Hals und drückte ab.
Benommen sah Mina zu, wie Trahaearn bewusstlos zu Boden sank. Sie ließ sich neben ihm hinabgleiten, mit dem Rücken an der Wand. Sie konnte nicht weinen, durfte sich nicht erlauben, irgendetwas zu fühlen.
Leichter gesagt als getan . Der Raum drehte sich. Sie konnte nicht klar denken. Er hatte auch nicht nachgedacht. Sein Schock, als er zu ihr aufgeblickt hatte, war echt gewesen. Beide betrunken . Himmel noch mal, sie war aber auch so dumm gewesen. Sie legte den Kopf in ihre Hände. Verwässerter Honigwein hatte sie nicht gut auf das hier vorbereitet.
Und sie konnte nicht hier auf dem Boden sitzen bleiben. Sie erhob sich und zog sich die Hosen hoch. Sie war noch immer heiß und nass und empfindlich. Ihre Finger zitterten, als sie ihr Unterhemd hochzog und ihre Schutzweste zuschnallte. Ihre Bluse musste sie unter seinem Knie hervorziehen und wäre beinahe gestolpert, als sie sich wieder aufrichtete. Benommen stützte sie ihre Hände aufs Bett und fragte sich, ob sie sich übergeben müsse, doch nichts geschah.
Sie blickte hinab zu Trahaearn, der beinahe den gesamten schmalen Fußboden einnahm. Der Fußboden war glatt geschliffen. Vielleicht konnte sie ihn zu seiner Kabine schleifen. Sie ging in die Hocke, schob ihre Hände unter seine Achseln und versuchte, ihn hochzuheben. Selbst unter größter Anstrengung konnte sie ihn kaum bewegen, und erneut war ihr übel und schwindelig.
Sie gab auf und legte eine Decke über ihn. Lang ausgestreckt, wie er dalag, konnte sie kaum die Tür öffnen, ohne sie ihm gegen den Kopf zu schlagen. Mit einer seitlichen Drehung gelang es ihr, hindurchzuschlüpfen und den Gang zu überqueren.
Die Kabine des Herzogs war leer; Scarsdale musste noch bei Lady Corsair sein. Sie erkannte die rote Weste, die am Fuß einer der Kojen lag. Trahaearn hatte sie vorhin getragen. Sie kletterte in das Bett des Herzogs.
So hatte er sich ihre Anwesenheit in seiner Koje wohl nicht vorgestellt.
Und sie auch nicht.
Sie fühlte sich plötzlich erschöpft und schloss die Augen. Das Bild von seinem Mund auf ihrem Geschlecht schwebte hinter ihren Lidern. Sie schob eine Hand zwischen ihre Beine und versuchte, die Erinnerung an seine Lippen und seine Zunge zu unterdrücken. Ihre Angst kam ihr auf einmal wie ein Traum vor, und zurück blieb nur das Begehren … und der Wunsch, jemand anders zu sein, jemand, der es sich selbst erlaubte zu fühlen.
Schritte und das Licht einer Lampe weckten sie. Ihre Zunge fühlte sich pelzig an, und ihr Kopf tat ihr weh. Mina öffnete die Augen und blinzelte ins Licht. Scarsdale stand mit dem Rücken zu ihr in Kniehosen in der Kabine. Er zog sein Hemd aus. Mina stockte der Atem.
Alte Narben überzogen seinen Rücken. Das weiße, verdickte Fleisch, das eine neunschwänzige Katze verursacht hatte, überzog in mehreren Wülsten und Knoten seine Haut.
Mit großen Augen stützte sie sich auf ihre Ellbogen. Scarsdale schaute über die Schulter, wirbelte herum und hielt sein Hemd gegen die Brust wie eine aufgeschreckte ältere Dame.
»Inspektor!«
Sie musste sich zwingen, einen klaren Gedanken zu fassen und ihre Zunge zu bewegen. »Ja.«
Er zog sich das Hemd wieder über. »Warum sind Sie nicht in Ihrer Kabine? Wo ist der Kapitän?«
»Bei mir auf dem Fußboden. Ich konnte ihn nicht wegbewegen.«
»Er trinkt sonst nicht so viel. Ich hätte – oh mein Gott.« Besorgnis und Argwohn zeigten sich in seinem Gesicht. »Hat er … ?«
»Nein. Ich hab ihn außer Gefecht gesetzt.«
Jetzt sah er beunruhigt aus. »Womit?«
»Opium.«
»Dann ist er hinüber.« Er seufzte und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Er wird bis zum späten Vormittag nicht ansprechbar sein. Gemeinsam schaffen wir es vielleicht, ihn hier herüberzuschaffen, doch wir werden ihn nicht ins Bett hieven können. Sollen wir ihn einfach liegen lassen?«
»Das habe ich schon getan.«
Er schüttelte grinsend den Kopf. »Und entschuldigen Sie bitte, wenn ich das sage, Sie sehen ziemlich mitgenommen aus. Ich weiß nicht, wie Sie überhaupt aufstehen können, geschweige denn irgendjemand irgendwohin zerren können.«
Sie nahm an, er wusste besser als die meisten, was nach einem Saufgelage möglich war und was nicht. »Ich muss Euch beipflichten, Sir.«
Mit einem weiteren Seufzen setzte er sich auf sein Bett. »Ich würde Ihnen ja anbieten, in Ihrer Kabine zu schlafen. Aber wahrscheinlich haben Sie das Bullauge nicht
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