Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See
weitere morgen früh von der Ratsversammlung des Königs. Geben Sie mir irgendetwas an die Hand, das ich ihnen mitteilen kann, damit sie nicht persönlich hier erscheinen – oder mich gar einbestellen.«
Und sie würden nichts von dem toten Mann hören wollen. Auch Sheffield nicht. Seine Augen waren vor Neugier ganz groß, und obwohl Mina Hale lieber unter vier Augen berichtet hätte, hatte die Inspektorin vor über anderthalb Jahren deutlich gemacht, dass Mina ihm gegenüber offen sprechen konnte. Mina nahm an, dass Hale Glück gehabt hatte, einen Mann zu finden, mit dem sie vertrauensvoll ihr Bett teilen konnte – doch Sheffields Handelsgeschäfte zwangen ihn im übertragenen Sinne noch in andere Betten.
Mina hatte allerdings nur einmal darauf hingewiesen. Sie schätzte ihre Arbeit zu sehr, um das Thema erneut anzusprechen.
»Der Eiserne Herzog ist unversehrt«, sagte Mina. »Ich glaube nicht, dass er einer unmittelbaren Bedrohung ausgesetzt ist.«
»Ich werde ›unmittelbar‹ weglassen, wenn ich meine Telegramme verschicke, sonst riskiere ich es, mit Fragen über eine mögliche Bedrohung bombardiert zu werden.« Hale verzog die Lippen und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Haben Sie den Leichnam hierhergebracht? Wer ist es?«
»Ich konnte ihn nicht identifizieren, Sir.«
»Dann sagen Sie mir, was Sie wissen.«
Bedauerlich wenig, was noch deutlicher wurde, als Mina von ihren Befunden berichtete, einschließlich ihrer Vermutungen über das Luftschiff und der Notwendigkeit, den Schmied zu konsultieren.
Hale verzog das Gesicht wegen der Kosten, stimmte dem Besuch jedoch zu. Sie sah Mina aufmerksam an, als sie fragte: »Was haben Sie denn für ein Gefühl, was eine mögliche Verwicklung von Anglesey betrifft?«
Mina dachte über eine Antwort nach. Den Verdacht auszusprechen, dass der Eiserne Herzog jemanden getötet haben könnte, war heikel. Zum Glück konnte sie ganz ehrlich sagen: »Die einzige Verbindung zwischen dem Herzog und dem Toten, die ich bisher feststellen konnte, ist der Fundort der Leiche. Ich habe nichts entdeckt, was seine persönliche Beteiligung am Tod des Mannes nahelegen würde.«
»Ob er beteiligt ist?« Mit einem ungläubigen Lachen mischte sich Sheffield in die Unterhaltung ein. »Natürlich ist er das. Vielleicht hat Anglesey den Mann nicht getötet, aber irgendwie muss dieser Halunke daran beteiligt sein. Wahrscheinlich hat er den Mann geschickt, um sich mit einem seiner Feinde anzulegen oder irgendeinen Händler unter Druck zu setzen, und das ist nun das Ergebnis.«
Mina hatte sich dasselbe gefragt. Wer auch immer den Mann aus dem Luftschiff geworfen hatte, hatte damit etwas mitteilen wollen, doch vielleicht war die erste Drohung vom Herzog gekommen.
Allerdings glaubte sie nicht, dass Trahaearn es verheimlicht hätte – nicht, nachdem er offen die Drohung ausgesprochen hatte, dass St. Johns Leben verwirkt sei, falls der Verwalter an der Sache beteiligt war, und versprochen hatte, dass der Mörder es bereuen werde, seine Aufmerksamkeit geweckt zu haben. Wenn Trahaearn gewusst hätte, wer der Mann war, hätte er Mina gar nicht erst hereingelassen und ihr erlaubt, das Personal zu befragen. Nein, er hätte bereits zurückgeschlagen.
»Ein solcher Mann mit dem Titel eines Herzogs.« Sheffield nahm das Taschentuch vom Mund und machte ein angewidertes Gesicht. »Es ist eine Beleidigung für den Rang. Er weiß nicht, was Ehre oder Pflicht bedeuten. Nur die Vergötterung, die man ihm entgegenbringt, rettet seinen Kopf vor dem Galgenstrick – und auch dieser Mord wird entschuldigt werden.«
Mina war empört. Obwohl sie eine ähnliche Meinung über Trahaearn hatte, war ein Bounder nicht dazu berechtigt, über den Eisernen Herzog zu richten oder die Bugger zu verurteilen, die ihn mehr als jeden anderen schätzten.
Hale warf Sheffield einen strengen Blick zu. »Wenn er sich nur jemanden zum Feind gemacht hat, dann hat er nichts Strafbares getan.«
Das war nicht die Antwort, die Mina gegeben hätte, doch sie war dankbar dafür. Obwohl Hale ebenfalls eine Bounder war, hatte ihr die Zerstörung des Turms doch ein gewisses Maß an Freiheit gegeben – vielleicht verstand sie es deshalb besser, dass er so verehrt wurde. Hale war in Manhattan City die Assistentin ihres letzten Mannes, eines Oberinspektors, gewesen. Als er gestorben war, hatte die Polizei von Manhattan City verhindert, dass sie seine Stelle einnahm und seine Arbeit fortsetzte, obwohl sie bestens dafür qualifiziert
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