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Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Titel: Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meljean Brook
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Grausamkeit gewesen – und davon hatte sie in ihrem Leben schon genug gehabt. Doch ihren Zorn an ihm auszulassen wäre dumm gewesen; Rückzug war die klügste Möglichkeit. Er hatte seinen Spaß gehabt, und jetzt, da sie außer Sicht war, hatte er sie bestimmt vergessen.
    »Ich würde nicht zurückschießen, wenn ich waffentechnisch unterlegen wäre«, sagte sie.
    Ihre Eltern tauschten einen seltsamen Blick. Ihre Mutter verzog die Lippen. »Ja, ich kann mir vorstellen, dass er eine ziemlich große Kanone besitzt«, sagte sie und spießte ihre Wurst mit der Gabel auf.
    Das Husten ihres Vaters klang wie ein Lachen.
    Oh, verdammt . Warum hatte Mina den Herzog überhaupt erwähnt? Doch immerhin hatte sie dafür gesorgt, dass ihre Mutter wieder gute Laune hatte. »Vielleicht. Doch nachdem er sich die Schiffsladung angeschaut hat, hat er bestimmt das Interesse verloren.«
    Ihre Mutter ließ nicht locker. »Ist er so attraktiv wie in den Karikaturen der Nachrichtenblätter?«
    Mina gab auf. »Ja. Attraktiv und zuvorkommend. Er hat meinen Handschuh vor dem sicheren Ruin bewahrt.«
    »Dem Himmel sei Dank.« Die Antwort ihrer Mutter hatte nicht eine Spur von Sarkasmus.
    Der Schnurrbart ihres Vaters zuckte. »Er ist noch immer der große Held.«
    Mina runzelte die Stirn. Ja, das war er.
    Aber wer dachte nicht so?
    Das Gebäude des Schmieds in der Narrow stand so nahe an der Themse wie möglich, ohne hineinzufallen – und Gebäudeteile in der Nähe der Schmiede taten das häufig. Die Narrow, die sich am südlichen Rand von Limehouse befand, war einmal eine Straße gewesen. Jetzt erinnerte sie nur noch daran und bildete einen gewundenen Pfad zwischen zerfallenden Gebäuden, wo Trümmer auf den Gehwegen aus Kopfsteinpflaster lagen.
    Mina wies Newberry an, so dicht am Haus des Schmieds entlangzufahren, wie es die Unmengen von Schmutz und Schutt zuließen, und den Wagen vor einer ausgebrannten Brauerei hinter einem Dampfauto zu parken, dessen Fahrer finster genug aussah, um Diebe in die Flucht zu schlagen – falls er nicht selbst den Wagen stehlen wollte.
    Während Newberry die Räder blockierte, stieg Mina aus und blickte die Narrow entlang, während sie durch den Mund atmete. Der Gestank des Schlachthofs auf der anderen Flussseite und der Färbereien im Osten schwängerte die Luft und überlagerte noch den Rauch und die Themse selbst. Kleine Gruppen von Arbeitern, die in einer der Gießereien oder am Trockendock keine Arbeit gefunden hatten, standen auf den Gehsteigen und hofften, dass sie als Tagelöhner angeheuert würden. Ein Botenjunge rannte an ihr vorbei, vielleicht ein Junge aus dem Hort. Sauber und pausbäckig, wie er war, sah er hier genau so fehl am Platze aus wie sie.
    Nur dass die Arbeiter ihn nicht mit dem gleichen Argwohn und Hass betrachteten wie sie. Mina gönnte ihnen kaum einen zweiten Blick, als sie an ihnen vorüberging. Sie würden sie nicht belästigen – wenn sie auch nicht ohne Respekt waren vor ihrer Uniform oder Furcht vor Newberry, der ihr folgte. Der Schmied war sonst die einzige Autorität hier. Doch jeder, der in die Narrow kam, hatte wahrscheinlich geschäftlich mit dem Schmied zu tun, und niemand wagte es, sich einzumischen.
    Sie blickte sich nach dem Konstabler um und erkannte seine Anspannung, als er bemerkte, dass es nicht seine Anwesenheit war, welche die Arbeiter zurückhielt. Weil sie geahnt hatte, dass er sich unwohl fühlen würde, hatte sie dafür gesorgt, dass er keine freien Hände hatte, denn er musste die Holzkiste mit dem Eis, dem mechanischen Arm und dem Gehirn tragen. Wenn ein Konstabler aus Manhattan City mit seinen Händen an den Waffen in die Narrow marschierte, hatte er vielleicht nicht einmal den Schutz des Schmieds .
    Newberrys Blick wanderte über die Gebäude. »Welches ist es, Sir?«
    Mina zeigte auf ein dreistöckiges Backsteingebäude. Obwohl es verwittert und schäbig aussah, war die Bausubstanz in Ordnung, und die Fenster waren heil. Hohe Schornsteine stießen in regelmäßigen Abständen Rauch aus.
    »Über dem Eingang ist kein Schild. Wie finden es die Leute?«
    Mina nahm an, dass Newberry mit »Leute« die Bounder meinte. Jeder andere wusste, wo er den Schmied finden konnte. Die Schmiede hatte einst die Modifizierungs-Geschäfte der Horde beherbergt, der einzige Ort, der angsteinflößender gewesen war als der Turm. »Wenn sie dringend wollen, was der Schmied anzubieten hat, finden sie es schon.«
    Obwohl ein paar, die es gefunden hatten, nicht immer bereit

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