Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See
noch wissen, dass Ihr die Marco’s Terror noch immer als Euer Schiff anseht?«
Er starrte sie an, bevor er langsam nickte. »Jedenfalls sind es nur ein paar. Das macht die Sache überschaubar.«
Gut . Sie atmete tief ein und hatte das Bedürfnis, sich zu beruhigen, stattdessen wurde ihr schwindlig. Das Dampfauto holperte über eine Fahrspur, und sie wurde gegen warme Muskeln gestoßen, die hart wie Stahl waren. Rasch rückte sie wieder von ihm ab, und obwohl er nicht wieder näher kam, war Mina sicher, dass der Herzog noch mehr Platz beanspruchte als zuvor.
Sie versicherte sich, dass noch ein paar Zentimeter zwischen ihnen frei waren. Leider wusste sie nicht, wie weit sie noch fahren würden, bevor sie bei Baxter waren. Es fühlte sich an, als hätten sie bereits Meilen auf diesen Straßen zurückgelegt. Sie wollte die verbleibende Zeit für Fragen nutzen.
»Was würdet Ihr denken, wie diese paar, die Bescheid wissen, die Mannschaft behandeln? Sie haben den Kapitän getötet, doch was ist mit den anderen?«
»Inspektor.« Obwohl seine Antwort leise war, vernahm sie sie über dem Motorengeräusch. Als sie den Blick hob, sagte er: »Möchten Sie alle Möglichkeiten hören oder nur diejenigen, bei denen Ihr Bruder noch am Leben ist?«
Sie hätte nicht gedacht, dass er sich daran erinnern würde. »Tot ist tot. Also erzählt mir, was ihn vielleicht nach Hause bringen könnte.«
»Die meisten würden das Schiff eher erhalten als es zu versenken – und ohne Mannschaft keine Terror . Sie werden die Offiziere und Marinemitglieder töten, aber nicht die anderen, solange sie sich fügen. Er müsste also nur so lange an Bord bleiben, bis ich ihn gefunden habe.«
Ein Gefühl der Beklemmung fiel von ihr ab. Andrew war ein intelligenter Junge. Bestimmt war er noch am Leben, zog den Kopf ein und befolgte die Befehle.
»Die Terror hat acht Mann – nicht viel älter als Kinder – , die für das diplomatische Korps ausgebildet werden. Sie alle kommen aus Händlerfamilien in Manhattan City oder London.«
Ihr Herz machte einen Satz. »Glaubt Ihr, man wird Lösegeld für die Jungen verlangen?«
»Wer immer das Schiff unter seine Kontrolle gebracht hat, wäre ein Dummkopf, sich das Geld entgehen zu lassen. Sie werden für jeden, der Beziehungen hat, Lösegeld fordern – auch für den jüngsten Sohn eines Grafen.«
Ihr Herz beruhigte sich langsam wieder. Selbst wenn ihre Familie alles verkaufen würde, wäre es genug? »Wie viel würden sie verlangen?«
»Es ist egal. Ich werde dafür aufkommen.«
Sie lachte kurz auf. Natürlich würde er das. »Zu welchem Preis?«
Seine Augen verengten sich. »Wäre Ihr Bruder ihn nicht wert?«
Ein Mann, der in einem Hort groß geworden war, begriff vielleicht nicht, wie viel Mina ihre Familie bedeutete. Und so vergab sie ihm dieses eine Mal die Frage.
Trotzdem schwang Bitterkeit in ihrer Stimme mit, als sie sagte. »Ja, Euer Hoheit, das wäre er. Was bedeuten würde, dass ich sehr lange in Eurem Dienst stünde, weil Andrew hunderttausendmal mehr wert ist als jemand, der seine bedrohliche Lage dazu nutzt, mich in sein Bett zu zwingen.«
Sein schmaler Mund verzog sich amüsiert. »Ich nutze die Gelegenheiten, wo ich kann, Inspektor.«
Mina hatte noch immer einen Kloß im Hals, als sie die Residenz des Admirals erreichten. Sie war in einem unauffälligeren gotischen Stil gebaut, wie ihn die Bounder sowohl für ihre Häuser als auch ihre Kirchen bevorzugt hatten, sie hatte hohe, spitz zulaufende Giebel und schmale Fenster, die wie Spitzbögen aufragten. Mina erwartete ein düsteres und abweisendes Inneres, doch ein Diener führte sie durch helle, luftige Räume in ein Arbeitszimmer, von dem aus man auf einen kleinen Garten und den Fluss blicken konnte.
Auf den ersten Blick erschien der Mann, der eine solche Bedeutung für den Herzog gehabt hatte, nicht sehr beeindruckend. Er stand am Fenster, die Hände auf dem Rücken verschränkt, eine schmale, grauhaarige Gestalt im dunklen Jackett, die nicht viel größer war als Mina. Als sie eintraten, drehte er sich um. Ein gestutzter Bart machte seine strengen Züge weicher, konnte jedoch nicht den Eindruck eines eisernen Willens und gesunden Menschenverstandes abschwächen, den Mina in seinen Augen sah, oder das stumme Bedauern, das dahinter lag.
»Anglesey.« Der besorgte Blick des Admirals wandte sich dem Herzog zu. »Ich habe das Telegramm gerade erst bekommen, und jetzt bist du schon hier. Du musst also gehört haben, dass sie vermisst
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