Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See
diese Rolle erfüllen.
Oder besser sie beide aus den Salons fernhalten.
Doch er rechnete es der Frau hoch an, dass sie Mina zu Hilfe kam – und vor allem, weil ihm das Gelegenheit gab, einen Blick hinter Minas Rüstung zu werfen. »Wie das?«
»Die englischen Gesetze, die vor der Besatzung verabschiedet wurden, schützten Frauen nicht. Sogar bei der Horde gab es mehr Schutz. Trotzdem traten die alten Gesetze wieder in Kraft, als wären nicht zweihundert Jahre vergangen.« Felicity schüttelte den Kopf. »Und Mina brachte aus ihrem Berufsalltag schockierende Geschichten über Frauen mit, die von ihren Männern missbraucht und betrogen worden waren. Und noch schockierender war, dass nach dem Gesetz nichts dagegen unternommen werden konnte. Wir hoffen, diese Schutzklauseln hinzufügen zu können.«
Seine Bewunderung nahm zu. Er brachte sie in Verlegenheit, und sie stand nur noch besser da. Für ihn galt das nicht.
Doch heute Morgen schien sie mit den getroffenen Maßnahmen nicht zufrieden gewesen zu sein. Neugierig fragte er sie: »Und diese Schutzmaßnahmen genügen Ihnen nicht, Inspektor?«
Mit einem weiteren Seufzer blickte sie zu ihrer Mutter. »Nein«, sagte sie leise.
Sie konnte also auch nicht lügen. Sie saß genau wie er in der Falle. Gut. »Würden Sie uns verraten, was Sie ändern würden?«
Ihre Kiefermuskeln verkrampften sich. Nach einer kurzen Stille forderte ihre Mutter sie auf: »Mina?«
Zorn erfüllte ihren Blick, heiß und glühend wie ein Schüreisen. »Es sollte eine Regelung geben, die es Frauen erleichtert, sich von ihren Männern scheiden zu lassen.«
»Mina!« Die Gräfin stöhnte, und die anderen Frauen fielen ein. Erschrocken blickten sie die Inspektorin an.
Gottverdammt . Warum verdammt noch mal hatte er nicht den Mund gehalten, und warum verdammt hatte Scarsdale ihn im Stich gelassen. Er hatte ihr das eingebrockt. Er wollte ihr sein Unbehagen heimzahlen, und erst in diesem Moment wurde ihm klar, dass das nicht gerecht war.
Er fühlte sich einfach nur unwohl dabei, hier mitreden zu müssen, doch Mina würde es ausbaden müssen.
Sogar ihre Freundin schien überrascht zu sein. »Du würdest für Scheidung plädieren in einer Resolution, die sich für die Ehe einsetzt?«
»Ich plädiere für eine freie Wahl .« Sie straffte ihren Rücken und starrte auf einen Punkt über Rhys’ Schulter. »Meine Mutter ist von einem Privileg geblendet, das die meisten Menschen nicht haben.«
Ihre Mutter schlug sich die Hand vor die Brust, als wollte sie eine Wunde bedecken. Mit hoher, angestrengter Stimme fragte sie: »Mina, hast du das so falsch verstanden? Die Ehe ist nicht nur für die privilegierten Klassen. Das ist genau das, was ich zu ändern versuche.«
Mit einem Kopfschütteln suchte Mina den Blick ihrer Mutter, und Rhys bemerkte, dass er vergessen war. Sie war nicht mehr wütend, sondern ernst … als würde die Wunde der Gräfin zu ihrer eigenen, und sie wollte sie gern schließen.
»Nein, Mutter. Das Privileg ist, dass du und Vater euch bedingungslos liebt. Für euch sind die Belange des anderen ganz, ganz wichtig, und ihr geht gemeinsam durch dick und dünn.« Sie atmete tief durch. »Doch das ist etwas, das nicht jeder haben wird. Manche schließen eine Vernunftehe oder sie heiraten aus Liebe, die nicht lange hält. Und wenn eine Frau innerhalb der Ehe feststellen muss, dass ihre Interessen nicht zählen, wenn ihr Ehemann meint, sie völlig vereinnahmen zu können, ist es, als würde die Horde sämtliche Gedanken und Gefühle außer Kraft setzen – nur dass ihre Gedanken und Gefühle von einem Ehemann aus dem einfachen Grund außer Kraft gesetzt werden können, weil er mehr Macht besitzt. Wenn das geschieht, sollte eine Frau für ihre Freiheit kämpfen … und es sollte nicht so schwierig und ruinös sein, sie zu bekommen.«
Das Gesicht der Gräfin hatte einen weichen Ausdruck angenommen. Leise sagte sie: »Vielleicht. Doch niemand würde es als freie Entscheidung ansehen, Mina. Und die Regelung würde die beabsichtigte Reform vollständig unterminieren.«
»Weshalb ich sie nie vorgeschlagen habe.« Mina stand plötzlich auf. Sie warf einen Blick in die Runde der Damen, ohne Rhys Beachtung zu schenken. »Verzeihen Sie mir. Ich glaube wirklich, dass Ihre Reform etwas bewirken kann, und denjenigen, die heiraten wollen, werden die Gesetzesänderungen das Leben erleichtern. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden.«
Mit einer kurzen Verbeugung ging sie hinaus. In der kurzen
Weitere Kostenlose Bücher