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Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Titel: Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meljean Brook
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wird genug abwerfen.« Sie blickte zu ihrem Mann. »Du und Henry werdet nach … «
    »Nein, Mutter.« Mina schüttelte den Kopf. »Henry und ich werden.«
    Doch Mina wusste, dass das nicht geschehen würde. Sie musste es sich nur eingestehen.
    Das Gesicht ihrer Mutter wirkte eingefallen. »Soll ich euch alle verlieren?«
    Mina wusste nicht, was sie sagen sollte. Doch da klopfte es an der Haustür, und sie kam um eine Antwort herum. Sie warteten und lauschten stumm Sallys Stimme und dem dröhnenden Bass eines Fremden. Einen Augenblick später kam das Dienstmädchen mit einem dicken Umschlag in den Salon.
    »Ein Bote vom Herzog von Anglesey, Milord. Ich habe ihn gebeten, auf die Rückantwort zu warten.«
    Er schaute hinein und blinzelte ganz langsam, so als erwarte er, dass der Inhalt verschwände, wenn er die Lider schloss. Er schluckte schwer, als er eine kurze Nachricht herauszog.
    »Es ist vom Grafen von Scarsdale. Geld für den kaputten Diener«, sagte er. »Mit einer Entschuldigung.«
    Mina schloss die Augen. Nein . Es war so, dass sie keinen Grund hatte zu bleiben. Sie hatte ihnen gesagt, dass sie nicht ohne ihr Einkommen leben konnten … und ein Geldbetrag, der ihren Vater dazu brachte, so zu blinzeln, musste ihren Lohn, auf den sie während der Reise verzichtete, bei Weitem übersteigen.
    Überraschung zeigte sich auf dem Gesicht ihrer Mutter, unmittelbar gefolgt von Angst und Sorge. »Soll ich Henry einen Brief schreiben?«
    Und soll ich euch alle verlieren?
    »Nein.« Mina stand auf. »Ich habe heute dem Herzog das Leben gerettet. Ich glaube … ich glaube, er wird mich mitnehmen, wenn ich darum bitte, und er wird mir helfen, Andrew zu suchen.«
    Ihre Mutter und ihr Vater blickten einander an. Er sah ihr Zögern, ihre Hoffnung, ihre Angst.
    »Er würde mich vor jeder Gefahr beschützen«, sagte Mina. »Ich weiß, dass er das tun würde.«
    Und jenseits der englischen Küste würde er das wahrscheinlich auch können. Sie glaubte es – und ihre Eltern würden es ebenfalls tun.
    Ihr Vater blickte sie an. »Möchtest du denn gehen?«
    »Ich will Andrew finden«, sagte sie. »Ich will mehr als alles andere in der Welt, dass er in Sicherheit ist.«
    Er nickte und sah zu seiner Frau. Sie weinte wieder, doch diesmal geräuschvoll. Sie hatte nicht nur Angst, sondern auch Hoffnung.
    »Ich gebe dem Boten eine Nachricht mit«, sagte Mina.
    Was rasch geschehen war, denn Mina musste nur zwei Worte schreiben. Dann ging sie nach oben, um zu packen.

9
    Obwohl der Bote ihre Nachricht eine ganze Weile vor Mitternacht überbracht haben musste, war Trahaearn noch nicht gekommen, als Mina sich kurz vor Sonnenaufgang aus ihrem Bett erhob. Sie blieb in ihrem Zimmer, wo sie ein gebieterisches Klopfen an der Eingangstür oder ein Luftschiff, das jeden Moment über ihrem Haus in der Luft schweben würde, erwartete. Sie vernahm nichts.
    Zwei Stunden später kam sie zu dem Schluss, dass er sein Angebot zurückgezogen hatte – und sie fürchtete, den Grund dafür zu kennen.
    Sie ließ das Gepäck in ihrem Zimmer und ging zum Frühstück hinunter. Ihre Eltern saßen am Tisch und unterhielten sich leise. Heute lag kein Nachrichtenblatt zwischen ihnen. Mina blickte zum Kamin. Die kurze Zeit, die sie diesen Raum benutzten, lohnte die Heizkosten nicht, trotzdem lag Asche auf dem Rost.
    Stumm nahm sie sich Frühstück von der Anrichte und setzte sich. Obwohl sie ihren Morgengruß wahrnahm, sprach sie nicht, bis sie sicher sein konnte, dass ihre Stimme nicht nur ein Krächzen war. Schließlich fragte sie: »War die Karikatur so schlimm?«
    Ihre Mutter zwang sich zu einem Lächeln. »Du hast dir diese Schulterklappen verdient.«
    »Was war es?«
    »Nicht der Rede wert«, sagte ihr Vater kurz. »Nur ein dumme Zeichnung.«
    Ein Bild, das jeder sehen konnte, den sie kannte. Sie konnte nichts essen. Obwohl sie erwartet hatte, dass die Karikatur in der Zeitung auftauchte, hatte sie nicht gewusst, wie sehr sie das treffen würde. Sie wünschte, Andrew würde ihr gegenübersitzen. Er würde sie zum Lachen bringen. Er würde es erträglicher machen.
    Ihr Vater sah auf. »Mina, ich verbiete dir, sie dir anzuschauen. Wenn dir jemand den Fetzen Papier vor die Nase hält, schließ bitte die Augen.«
    Sie nickte stumm.
    Er schlug mit der Faust auf den Tisch, dass die Teller klapperten. »Du schließt die Augen!«
    Nie erhob er sonst die Stimme. Und jetzt sorgte sein Ausbruch dafür, dass ihre Mutter ihr Gesicht verbarg und es Mina die Kehle zuschnürte.

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