Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
eingeschlossen.
Schließlich konnte man die Waffe während der Fahrt nach Naranduin nicht benutzen, und wenn man auf der Insel die Steine des Magischen Feuers fand, hatte man damit ja noch nicht eine einzige Unze des naranduinitischen Steingewürzes, das man erst aus den Steinen herstellen musste.
Die Ouroungour drehten in einer weit ausholenden Flugbahn ab und kehrten zu ihrem Schwarm zurück, der über dem wild wuchernden Urwald kreiste. Dann stürzten sie sich alle in die Tiefe und waren mit einem Mal hinter den dichten Baumkronen verschwunden.
Lirandil holte sich seinen Bogen und einen Köcher voller Pfeile. Er schnallte sich den Köcher auf den Rücken und überprüfte die Spannung des Bogens. Abgesehen davon war der grauhaarige, hagere Kundschafter noch mit einem Langschwert mit schmaler Klinge und einem Breitschwert bewaffnet, dessen Klingenlänge gerade mal eine Elbenelle betrug; diese Waffe benutzte Lirandil in erster Linie dazu, sich im dichten Unterholz bewaldeter Gebiete den Weg zu bahnen.
Er trat wieder neben den König an die Reling und deutete hinüber zum Festland. »Wir hätten uns früher um diese Insel kümmern müssen. Es war ein Fehler, so zu tun, als würde Naranduin gar nicht mehr existieren.«
Keandir nickte kaum merklich, dann sagte er: »Ich spüre Xarors Dunkelheit immer deutlicher. Sie ist überall auf der Insel, zwischen den Felsen und den wuchernden Pflanzen.«
»Und das eigenartige Verhalten der Äfflinge sollte uns eine Warnung sein«, ergänzte Lirandil.
Prinz Sandrilas umfasste den Griff seines Schwertes Düsterklinge. »Wir haben keine andere Wahl, als uns dieser Gefahr entgegenzustellen, denn ohne Nachschub an Naranduinitischem Steingewürz werden wir den Krieg gegen unsere Feinde verlieren. Und gewiss will niemand unter uns, dass König Keandir nicht nur der erste, sondern auch der letzte König Elbianas ist!«
Ein schmaler Sandstrand umsäumte die Bucht, in die die drei Elbenschiffe eingefahren waren. Sie ankerten und ließen Barkassen zu Wasser, um an Land zu gelangen; der Hornbläser Pasadanir, den man auch Pasadanir den Durchdringenden nannte, ließ vom Bug der »Tharnawn« aus die entsprechenden Signale erklingen. Zu den Ersten, die mit ihrer Barkasse an Land gelangten, gehörten neben dem König und seinem engeren Gefolge, das in diesem Fall aus Lirandil, Siranodir mit den zwei Schwertern, Thamandor dem Waffenmeister und Prinz Sandrilas bestand, auch Kriegsheiler Eónatorn und Uéndorn der Starke, der schon in der Schlacht um den Elbenturm seinen Mut und seine Kampfkraft unter Beweis gestellt hatte. Hauptmann Yintaril der Scharfäugige, der die Wachmannschaft auf dem Elbenturm kommandiert hatte, gelangte an Bord einer anderen Barkasse an den Strand, zusammen mit einem Trupp Elbenkrieger, darunter der Wachmann Shorindorn; seitdem dieser als Erster die Armada der Riesenfledertiere entdeckt hatte, bevor diese den Elbenturm angriffen, nannte man ihn auch Shorindorn den Schattenspäher.
Auch von den Schiffen der Herzöge Isidorn und Asagorn wurde Barkassen zu Wasser gelassen. Insgesamt zweihundert Elbenkrieger gingen an Land – viele von ihnen mit Einhandarmbrüsten bewaffnet. Davon abgesehen gab es zahlreiche Bogenschützen, denn natürlich wollte man gegen eventuelle Angriffe der Ouroungour gewappnet sein.
Lirandil der Fährtensucher näherte sich dem Waldrand. Das Unterholz war sehr dicht. Der Fährtensucher betastete verschiedene Pflanzen und sah sich die Blätter der Bäume an, die durchaus bekannte Arten waren, allerdings eine geradezu monströse Größe aufwiesen.
Der Fährtensucher lauschte und zog die Stirn in Falten. Er schloss die Augen und murmelte eine magische Formel, die auch Keandir kannte. Offenbar erforschte er mit seinem Geist die Umgebung. Ein Ruck durchlief ihn, bevor er sich an den König wandte. »Hier stimmt einiges nicht«, erklärte er. »Kein Tier hält sich in der Umgebung auf. Da ist kein entsprechendes Geräusch zu vernehmen, kein Kratzen irgendwelcher Pfoten, kein Summen von Insekten, nicht mal ein Regenwurm, der sich durch den Boden gräbt.« Er kniete nieder und grub mit der Spitze seines Breitschwertes im Waldboden. Eine Handvoll Erde hob er mit der Linken auf, zerdrückte sie und ließ sie durch die Finger rieseln. Er schüttelte den Kopf. Dann trat er an einen der Bäume und ritzte mit dem Breitschwert die Rinde ein Stück auf. Kein Harz floss den Stamm entlang. Stattdessen kam morsches, verfaultes Holz zum Vorschein. Das Material
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